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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die Aufzeichnungen seines Vaters gerettet würden. Das hieß, falls sein Vetter noch lebte.
    Ringsherum schlugen die Flammen immer höher, und Josion musste allen Mut zusammennehmen, um von der zerstörten Plattform auf einen brennenden Ast unter ihm zu springen. Bei der Landung wäre er fast abgestürzt, aber er konnte sich gerade noch fangen. Zum Glück war er ein geschickter Kletterer, denn er hatte jahrelang die Dächer Lorelias erklommen. Als er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte und sich aufrichtete, entdeckte er ganz in der Nähe seine Mutter.
    Zejabel war bei dem Blitzeinschlag von der Plattform geschleudert worden und hing nun ohnmächtig in einer Astgabel. Hastig kletterte Josion zu ihr. Flammen leckten an seinen nackten Füßen, und immer wieder rutschte er auf der regennassen Rinde aus. Als er zu ihr gelangte und eine tiefe Wunde an ihrer Hüfte entdeckte, stockte ihm der Atem; doch abgesehen davon schien sie unverletzt. Zumindest hoffte er das.
    » Mutter!«, rief er.
    Plötzlich kam ihm jene Nacht einen Mond zuvor in den Sinn, als Zejabel ihm im Innenhof der Familienburg das Leben gerettet hatte. Sie durfte nicht sterben! Nicht nach allem, was sie vollbracht hatten. Nicht wegen eines verdammten Gewitters. Es gab noch so viel zu tun.
    » Mutter!«, rief er wieder.
    Doch es war der Baum, der ihm antwortete. Das Holz ächzte und stöhnte, als drohe es jeden Moment zu bersten. Es folgte ein lautes Knacken, das sogar das Fauchen des Feuers übertönte. Josion reagierte blitzschnell, packte Zejabel und hielt sich mit dem anderen Arm an einem dicken Ast fest. Als der Stamm auseinanderbrach, bog sich eine Hälfte der Krone nach unten. Auf halbem Weg zum Boden blieb der Teil des Baums, in dem sich Josion und Zejabel befanden, in der Luft hängen, während sich die Flammen rasend schnell ausbreiteten.
    Josion befand sich in einer schwierigen Lage. Er hatte seiner Mutter den freien Arm um die Taille geschlungen, aber wegen ihrer durchnässten Kleider drohte sie ihm zu entgleiten. Zum Glück begann Zejabel in diesem Moment zu blinzeln, und bald hatte sie sich so weit gefasst, dass sie sich an einen Ast klammern konnte. Nun konnten sie beide zu Boden klettern.
    » Was… Wo sind die anderen?«, fragte Zejabel mit zusammengebissenen Zähnen, als sie unten angekommen waren.
    » Ich weiß es nicht.«
    Josion lief zu der Stelle, wo das Gepäck gelandet war, und zog Bündel und Taschen außer Reichweite des Feuers. Zejabel folgte ihm und hob ihren Speer auf, den heiligen Zaya’nat, der einst Zuïa gehört hatte. Der Schaft war in der Mitte gebrochen. Mutter und Sohn wechselten einen raschen Blick. Der Speer hatte zwar keine besonderen Kräfte, aber für Zejabel war er stets das Sinnbild ihres Siegs über die Dämonin gewesen. Dass ihre Trophäe nun unbrauchbar war, empfand sie als böses Omen.
    Doch sie hatten keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Plötzlich drang von der anderen Seite des brennenden Baums erregtes Knurren an ihre Ohren. Ohne sich absprechen zu müssen, rannten Josion und Zejabel los. Jeder Augenblick konnte entscheidend sein. Als sie den Baum umrundeten, fand Josion seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
    Ihm bot sich eine grauenvolle Szene. Zwischen rauchenden Ästen und brennenden Zweigen lagen zehn Leichen im Schlamm. Ein halbes Dutzend Verdammte machte sich über die sterblichen Überreste der Kinder des Dara her, während sechs weitere knurrend versuchten, eine menschliche Gestalt zu erhaschen, die über ihnen hing wie ein Leckerbissen, den sie sich erst verdienen mussten.
    Josion ließ die Kette seines Zarratt durch die Luft sausen und lenkte mit dem Geräusch die Aufmerksamkeit der Ungeheuer auf sich. Als er drei Schritte näher trat, erkannte er, nach wem die Kreaturen schnappten: Es war Nol der Seltsame. Der Hüter des Tals hing mit einem Fuß in einer Astgabel fest und schaukelte in der Luft wie ein zum Trocknen aufgehängter Schinken.
    Angesichts dieses Frevels empfand Josion blankes Entsetzen. Als sich die Verdammten auf ihn stürzten wie ausgehungerte Köter, zögerte er keinen Augenblick, abwechselnd mit dem Dolch, dem Hammer und der Kette zuzuschlagen, die beide Waffen verband. Kein einziger wiedergeborener Dämon kam nah genug an ihn heran, um ihn zu verletzen, während Josion die Zahl seiner Angreifer mit jedem Hieb dezimierte.
    Zwischendurch vergewisserte er sich, dass seine Mutter außer Gefahr war, aber da brauchte er sich keine Sorgen zu machen: Zejabel erwies sich

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