Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
weitere versuchten, Guederic anzufallen, aber das bekam ihnen schlecht. Blitzschnell schlitzte der junge Mann ihnen Bauch und Kehle auf. Sein höhnisches Gelächter erschreckte nicht nur die in der Dunkelheit lauernden Kreaturen, sondern drang auch seinen Freunden durch Mark und Bein.
Doch die Verdammten ließen sich nicht entmutigen. Das vergossene Blut schien die Wut der Kreaturen nur noch weiter anzustacheln. Zwei warfen sich auf Maara und Damián und wurden von ihnen niedergestreckt. Währenddessen marschierte Souanne tapfer weiterhin ihrem Ziel entgegen. Die Pforte war so nah und zugleich noch so weit entfernt…
Nur noch fünfzehn Schritte, zehn, fünf…
Plötzlich erlebte Souanne einen Moment überwältigender geistiger Klarheit, und eine Stimme in ihrem Kopf befahl ihr, sich umzudrehen. Sie spürte förmlich den heißen, übel riechenden Atem im Nacken!
Souanne fuhr herum und hatte gerade noch Zeit, ihre Klinge dem Dämon entgegenzustrecken, der sich auf sie stürzte. Der Zusammenstoß jagte ihr einen Schmerz bis in die Schulter, und das Gewicht des Tiers warf sie um, sodass ihr Hinterkopf hart auf den Boden prallte. Souanne wehrte sich verzweifelt. Jeden Augenblick konnten sich zwei gierige Fangzähne in ihren Hals bohren. Doch dann tat das Ungeheuer seinen letzten stinkenden Atemzug. Ihr Schwert hatte sein Herz durchbohrt.
Die Brüder von Kercyan kamen der Legionärin zu Hilfe und zogen die tote Bestie von ihr herunter, während Souanne um Fassung rang. Jedes Mal, wenn sie einen Feind im Kampf tötete, wurde sie von einer Welle der Euphorie erfasst. Ein unbeherrschbares Gefühl der Allmacht breitete sich in ihr aus. Nein, nicht schon wieder! Sie weigerte sich, das Gefühl zuzulassen. Nun, da sie Nol gefunden hatte und sich wieder an die Gärten des Dara erinnerte, wollte sie nicht, dass diese durch und durch verdorbene Seele mit ihrer eigenen verschmolz. Allein die Vorstellung war ihr zuwider. Souanne wollte überhaupt keine Seele mehr in sich aufnehmen.
Mit übermenschlicher Willenskraft lehnte sie die Gabe ab. Sie stieß die Seele des Toten von sich, hinaus ins Nichts. Nachdem ihr das gelungen war, empfand Souanne ein ungeahntes Gefühl der Erfüllung– kein Vergleich zu dem krankhaften Siegestaumel, der sie überkam, wenn sie einen Kampf für sich entschied. Sie hatte die Seele der Kreatur nicht vereinnahmt, sondern sie freigesetzt, und es kam ihr vor, als wäre sie daran gewachsen; sie fühlte sich gefestigter und selbstbewusster als nach allen Kämpfen, die sie in der Vergangenheit bestritten hatte. Endlich hatte sie herausgefunden, was sie mit ihrem Vermächtnis anfangen konnte.
Doch leider hielt das gute Gefühl nicht lange an. Die Erben hatten die Pforte erreicht, aber die Verdammten zogen den Kreis immer enger. Wenn nur die Hälfte von ihnen sich zusammenschließen und gleichzeitig angreifen würde, hätten die Erben keine Chance.
» Er wacht nicht auf«, rief Damián plötzlich mit Panik in der Stimme. » Nol wacht nicht auf! Wir können die Pforte nicht öffnen!«
Souanne schluckte schwer, dann umfasste sie den Griff ihres Schwerts noch fester. Sie gelobte, so viele verirrte Seelen wie möglich zu befreien, bevor sie selbst den Tod fand und eine von ihnen wurde.
Vermutlich stand es irgendwo in den Marmorblöcken oder im Gestein einer ethekischen Pforte geschrieben, und insgeheim hatte Guederic es schon immer gewusst: Er musste dem Heer der Verdammten entgegentreten, bevor er das irdische Jal verlassen konnte.
Während sich sein Bruder verzweifelt bemühte, Nol wach zu bekommen, bildeten Guederic und seine Gefährten einen Kreis um die Pforte. Josion, Zejabel und Souanne reihten sich auf der einen Seite schützend vor Lorilis auf; Maara, Najel und Guederic bezogen auf der anderen Seite Stellung. Sie mussten die abscheulichen Kreaturen unbedingt von Nol fernhalten, sonst waren sie verloren. Oder war ihr Schicksal ohnehin längst besiegelt?
Guederic war bereit für den Kampf. Sämtliche Ereignisse der letzten Dekaden schienen nur einem einzigen Zweck gedient zu haben: ihn auf diesen Moment vorzubereiten. Beim Anblick der Bestien, die ihn und seine Gefährten umzingelten, fühlte er sich ganz und gar in seinem Element. Er würde sie in die Flucht schlagen oder töten. Seite an Seite mit seinem Bruder, seiner Angebeteten, seinen Freunden und zwei Kindern, die unter seinem Schutz standen. Sie waren Sterbliche, so wie er, und an diesen Gedanken klammerte er sich mit aller Kraft.
Doch als
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