Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Eile an, denn sie wollte diesen albtraumhaften Ort so rasch wie möglich verlassen. Aus allen Richtungen ertönte das aufgeregte Knurren und Heulen der Verdammten, manchmal mischten sich die grauenvollen Todesschreie ihrer Opfer darunter. Die junge Frau versuchte, nicht daran zu denken, welche Qualen die unschuldigen Kinder des Dara litten, wenn sie von den Kreaturen erwischt wurden. Doch sie konnte das bittere Gefühl des Verlassenseins, mit dem sie in den Tod gingen, buchstäblich fühlen. Souanne teilte die Verzweiflung jedes einzelnen Schützlings von Nol, die ihren Angreifern nun elendig ausgeliefert waren.
Jedes Mal, wenn Souanne zu Nol hinübersah, schossen ihr Tränen in die Augen. Dabei kannte sie den Hüter doch erst seit einem Tag, und bis vor einem Mond hatte sie nicht einmal von seiner Existenz gewusst. Warum ging ihr das Schicksal des Alten dann so nahe?
Um nicht weiter über diese Frage nachdenken zu müssen, konzentrierte sie sich darauf, die Umgebung im Auge zu behalten. Josion und Najel trugen Nol, während die anderen einen schützenden Kreis um die Trage bildeten. Zum Glück hatten sie noch ein paar Fackeln, sodass sie nicht durch völlige Finsternis laufen mussten. Maara und Zejabel führten den Marsch an. Die Zü hatte ihren Bogen und Köcher wiedergefunden und schoss alle dämonischen Wiedergeburten nieder, die sich auf sie stürzen wollten. Rechts und links der Trage liefen die Brüder von Kercyan, während Lorilis und Souanne die Nachhut bildeten.
Bisher hatten sie sich die Kreaturen einigermaßen vom Leib halten können, aber die Lage wurde immer brenzliger. Die Verdammten wagten sich immer näher an die Erben heran, und es wurden von Dezille zu Dezille mehr. Sie führten einen wahnsinnigen Tanz auf: Erst rasten sie wie die Wilden auf die Erben zu, sprangen dann plötzlich zurück und galoppierten eine Zeit lang am Rande des Lichtkreises, den die Fackeln warfen, neben ihnen her, nur um gleich darauf mit lautem Geheul wieder in der Dunkelheit zu verschwinden. Immer mehr Verdammte schlossen sich ihren Artgenossen an, bis eine ganze Schar um sie herumsprang.
Je näher die Erben der Pforte kamen, desto bösartiger wurden die Wesen. Selbst wenn Zejabel drohend ihren Bogen hob, wichen sie nur kurzzeitig in den Schatten zurück.
Wenige Dezillen später stellte Souanne mit Schrecken fest, dass sich nun eine neue Art von Dämonen an der Jagd beteiligte. Diese Kreaturen waren sehr viel vorsichtiger und blieben auf Abstand. Sie hörte nur ihr Knurren in der Dunkelheit und ihre dumpfen Schritte auf dem regennassen Boden des Tals. Als sich eines der Wesen für den Bruchteil einer Dezille im Lichtschein der Fackeln zeigte, schrie Lorilis vor Schreck auf. Souanne lief es bei dem Anblick kalt den Rücken herunter.
Bisher hatten ihre Gegner noch menschenähnliche Gestalt gehabt. Zwar bewegten sie sich auf allen vieren fort, knurrten wie wilde Tiere, und ihre Gesichter waren von Wahnsinn und Hass verzerrt, aber die Tatsache, dass sie die Wiedergeburt von Dämonen waren, hatte keine körperlichen Veränderungen mit sich gebracht. Das Ungeheuer, das Souanne für einen kurzen Moment gesehen hatte, unterschied sich jedoch grundlegend von den niederen Dämonen, mit denen die Gefährten es bisher zu tun gehabt hatten.
Das Wesen ähnelte einem Wolf. Einem großen, kräftigen Wolf, der sich durchaus mit den Raubtieren messen konnte, die in den Unteren Königreichen heimisch waren. Souanne fröstelte, als sie sich vorstellte, wie das Vieh seine Beute überwältigte und mit dem riesigen Kiefer zubiss, während bestialischer Gestank aus seinem Rachen strömte.
Die Erben wurden immer nervöser; alle hatten die Gefahr erkannt. Vermutlich wagten sich die Ungeheuer in dieser Nacht zum ersten Mal ins Tal vor. Jahrelang hatten sie am Eingang ihrer Höhlen gekauert und ihren Hass in die Finsternis hinausgebrüllt, aber jetzt waren sie ins Gebiet ihrer Feinde vorgedrungen. Sie nutzten Nols Schwäche und folgten dem Ruf des Feuers, wild entschlossen, alle Kinder des Dara zu töten.
Die Erben waren nur noch fünfzig Schritte von der ethekischen Pforte entfernt, als die Bestien zum Angriff übergingen. Ob die Verdammten ahnten, dass ihre Beute kurz davor war, ihnen zu entwischen? Auf einmal schienen sie jede Angst vor den Pfeilen und Klingen der Sterblichen verloren zu haben. Einer der Verdammten stürzte sich auf Damián, aber bevor er dem Legionär etwas anhaben konnte, durchbohrte ihm ein Pfeil den Schädel. Zwei
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