Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
seinen Mut zusammen und versuchte der Spinne mit seinem Stock, der längsten Waffe, über die sie verfügten, die Augen auszustechen.
Guederic geriet immer mehr in Rage und hackte wie wild auf die Beine ein, die zwischen den Leichen der Verdammten am Boden hin und her staksten. Er legte all seine Kraft in die Hiebe und führte das Rapier, als wollte er mit einem einzigen Schlag einen Baum fällen. Doch der Panzer war einfach zu hart.
Als er so nicht weiterkam, hatte Guederic einen Geistesblitz: Er musste versuchen, die Brust oder den Bauch der Kreatur zu treffen. Sie waren die einzigen ungepanzerten Körperteile, der Schwachpunkt der Dämonin. Guederic stürzte sich in einen Nahkampf, der nur mit dem Tod eines der beiden Beteiligten enden konnte. Sobald sich die Gelegenheit bot, sprang er zwischen die Beine der Spinne, machte im nächsten Moment einen Satz zurück, damit er nicht zu Boden geschleudert wurde, versuchte sein Glück erneut, stolperte und wäre fast hingefallen. Mehrmals wich er den tödlichen Stacheln im letzten Moment aus. Er musste nur ein einziges Mal Glück haben: Ein Stich mit seiner Klinge würde genügen, um der Bestie das Herz zu durchbohren. Dann wäre der Kampf vorbei.
Seine Gefährten begriffen rasch, was er vorhatte, und begannen, ihn zu unterstützen oder es ihm gleichzutun. Bald musste sich die Kreatur nach allen Seiten verteidigen und sich gleichzeitig auf Souanne, Josion, Maara und Guederic konzentrieren. Najel und Lorilis stützten indes Zejabel, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Trotzdem verpasste sie keine Dezille des fürchterlichen Kampfs, der um sie herum tobte.
Jetzt waren die Erben im Vorteil, und es gelang ihnen, der Kreatur ihren Rhythmus aufzuzwingen. Zwar schafften sie es immer noch nicht, die Brust der Dämonin zu treffen, aber sie setzten ihr heftig zu. Die Gefährten parierten jeden Vorstoß eines Stachels und attackierten von allen Seiten gleichzeitig. Souanne trat sogar mehrmals zur Seite, damit die Kreatur die Flucht ergreifen konnte, aber Zuïa war von blinder Wut gepackt und wollte nicht von ihren Gegnern ablassen.
Der Kampf konnte nur auf eine Art enden. Schließlich war es Josion, der Zuïa den entscheidenden Schlag versetzte: Er schleuderte seinen Zarratt und traf sie mitten in die Brust. Als sich die Klinge ihr ins Fleisch bohrte, schrie die Dämonin auf, fuchtelte ein letztes Mal mit ihren Stacheln durch die Luft und kippte zur Seite. Dann lag sie am Boden und atmete stoßweise. Ihr Keuchen klang halb wie das Röcheln eines verendenden Tiers, halb wie ein menschlicher Klagelaut.
Als wollte die Pforte der Etheker die Erben für ihren Sieg belohnen, blitzte unter dem Bogen plötzlich ein grelles Licht auf und blendete sie für einen Moment. Dann erschien eine in Finsternis getauchte Landschaft vor ihren Augen. Es war unmöglich zu erkennen, wo sich diese Landschaft befand.
Josion, Maara, Souanne, Najel und Lorilis rannten zu Damián und Nol, der kurz vorher die Augen aufgeschlagen hatte. Guederic und Zejabel würden ihnen jeden Moment folgen, und dann würden sie sich die Hand reichen und gleichzeitig durch die magische Pforte treten, damit sie am selben Ort herauskämen. Doch zuvor gab es noch etwas zu erledigen.
Guederic und Zejabel standen vor der sterbenden Riesenspinne. Der junge Mann hielt sein Rapier in der Hand, während seine Tante die vordere Hälfte ihres zerbrochenen Speers umklammerte.
» Willst du?«, fragte sie ruhig.
Guederic antwortete nicht gleich. Er überlegte, wie viel Macht es ihm wohl verleihen würde, wenn er sich Zuïas Seele einverleibte. Es musste eine überwältigende, regelrecht dämonische Erfahrung sein. Hätte er dann genug Macht, um Saat zu stürzen? War dies ein Geschenk des Schicksals?
Doch als er in die erlöschenden Insektenaugen sah, überlegte er, welche Farbe sie wohl gehabt hatten, bevor sie sich derart verändert hatten. Ob das junge Mädchen, das die unfreiwillige Wiedergeburt einer Dämonin war, unter der Verwandlung gelitten hatte?
» Nein«, murmelte er schließlich. » Tu du es.«
Er wandte sich ab, um die Szene nicht mit ansehen zu müssen. Gleich darauf verstummte das Röcheln der Kreatur.
Guederic war zutiefst aufgewühlt. Zejabel hatte ihm zu verstehen gegeben, dass Souanne seine geistige Schwester war. Aber galt das nicht auch für das Wesen, das soeben durch ihre Hand den Tod gefunden hatte?
ZWEITES BUCH
SCHWESTERN IM ROTEN GEWAND
S aat las gerade in einem recht langweiligen
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