Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
ethekischen Manuskript, als sich kurz nacheinander zwei gegensätzliche Eindrücke einstellten. Der erste war erfreulich: Er verriet ihm, dass sich Nol der Seltsame in Bewegung gesetzt hatte. Endlich kam der senile Alte aus seinem Versteck gekrochen! Endlich suchte er einen Ort auf, an dem Saat ihn wahrnehmen konnte. Und es kam noch besser: Der Hüter war ganz in der Nähe. Viel näher, als Saat je zu hoffen gewagt hatte.
    Doch sein Triumph war nur von kurzer Dauer. Nach kaum einer Dezille erlosch Nols Lebensfunke. Der Hüter des Dara, der Ewige Gott, war tot. Und die Welt nahm ihren Lauf, als hätte es ihn nie gegeben.
    Der Hexer nahm die Nachricht mit wenig Gelassenheit auf. Er saß eine Weile verdattert da. Welch himmelschreiende Ungerechtigkeit! Ihm wurde das kostbarste Geschenk der Welt in Aussicht gestellt, nur um ihm gleich darauf wieder entrissen zu werden. Wie konnte das Schicksal so grausam sein?
    Dann schlug seine Fassungslosigkeit in Wut um. Er knallte das Buch zu, in dem er gelesen hatte, und schleuderte es quer durch den Raum. Doch das reichte ihm nicht, um sich abzureagieren, und so schnippte er mit den Fingern und setzte das arglose Werk in Brand. Eine jahrtausendealte Schrift ging in Flammen auf– dabei hatte er zehn Unschuldige getötet, um sie in seinen Besitz zu bringen. Was für eine Verschwendung! Genauso wie Nols Tod! Aber wie hätte er auch ruhig bleiben können? Sämtliche Lebenskraft des ältesten Gottes hatte sich in Nichts aufgelöst und war für immer verloren! Sie hatte sich nutzlos im ganzen Universum verteilt, dabei hätte sie seine Macht mehren und ihm dabei helfen können, Großes zu vollbringen!
    Je länger Saat darüber nachdachte, desto gewaltiger wurde sein Zorn. Vor allem, da seine Kräfte nun schon seit mehreren Monden nicht mehr stärker wurden. Gewiss, er gebot über den Blitz und das Feuer und konnte mit einem bloßen Fingerzucken das Herz eines Sterblichen bersten lassen. Aber er hätte gern noch so viel mehr vollbracht! Er wollte durch Wände gehen können! Unsichtbar sein! Die Meere teilen! Die Zukunft vorhersagen! All das, was die einstigen Götter gekonnt hatten…
    Der Hexer verabscheute die Vorstellung, ihnen unterlegen zu sein. Im Grunde verabscheute er es, irgendjemandem unterlegen zu sein.
    Rasend vor Wut manipulierte er die Energieströme in seiner Umgebung und ließ sechs Bücher von seinem Schreibtisch in die Höhe steigen. Er entflammte sie mit einer einzigen Bewegung und beobachtete grimmig, wie sie sich in der Luft zusammenkrümmten, als wären sie lebendige Wesen, bevor sie zu Asche zerfielen. Mit einem ungehaltenen Handwedeln zerstreute er die Staubwolke. Da sein Ärger nicht kleiner geworden war, wiederholte er den Vorgang noch zweimal, und jedes Mal setzte er eine größere Anzahl Bücher in Brand. So gingen in weniger als einer Dezime zahlreiche historische Schätze in Flammen auf, aber das ließ den Hexer kalt. Für ihn war ohnehin höchstens ein Hundertstel der Schriften von Bedeutung. Ihn interessierten nur Abschnitte, die in irgendeiner Form von den magischen Kräften des ethekischen Alphabets handelten. Passagen, die die untergegangene Zivilisation selbst beschrieben, langweilten ihn zu Tode. Das heißt, sie hätten ihn zu Tode gelangweilt, wenn er nicht unsterblich gewesen wäre.
    Irgendwann war er das Spiel leid. Verbittert entfesselte er seinen Zorn ein letztes Mal und verstreute mit einer kurzen Handbewegung einen Stapel Papiere im ganzen Raum. Er streckte den Arm aus, um sie in Brand zu setzen, besann sich jedoch im letzten Moment eines Besseren. Er musste sich zusammenreißen. Diese Papiere zu verbrennen, wäre ein schwerer Fehler. Sie waren eine Abschrift der Forschungsergebnisse, die der Kommandant der Grauen Legion zu Papier gebracht hatte, und bisher war es Saat nicht gelungen, sie zu entschlüsseln. Wäre nur dieser vermaledeite Code nicht gewesen! Er musste unbedingt herausfinden, was es mit dem jüngsten Sohn des Kommandanten auf sich hatte…
    Ungeduldig trat er zum Fenster, sah auf die Bucht hinaus und versuchte, seine Wut zu zügeln. Nichts von alldem stellte seine Pläne infrage. Seine Feinde konnten untereinander verschlüsselte Botschaften austauschen, so viel sie wollten. Ihre Geheimniskrämerei würde Saat nicht daran hindern, sich die Welt untertan zu machen. Und wenn Nol und seinesgleichen ihre Lebensenergie derart verschwenden wollten– bitte schön! Das änderte nichts daran, dass Saat der letzte wahrhaft Unsterbliche

Weitere Kostenlose Bücher