Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
dieses Wissen nicht weiter. Wir haben immer noch keine Ahnung, wie man einen Übergang ins Jal öffnet.«
Die Erben nickten betrübt. Josion war besonders niedergeschlagen. Er hatte schon geglaubt, das Rätsel gelöst zu haben.
» Alles hängt irgendwie mit Saat zusammen«, murmelte Damián.
» Er ist der Weg, der zu unseren Eltern führt«, ergänzte Maara.
» Wenn man es recht betrachtet, ist er sogar der Kerkermeister unserer Eltern«, ergänzte Najel.
Josion nickte anerkennend. Natürlich! Warum konnten ihre Eltern das neu erschaffene Jal nicht verlassen? Weil ihnen der Schlüssel fehlte, der sie dorthin geführt hatte! Und dieser Schlüssel war Saat.
Beklemmendes Schweigen trat ein. Sie standen vor einer schweren Entscheidung, und alle waren sich der Bedeutung dieses Moments bewusst. Nun war es so weit: Tief in der Nacht und mitten in den legendären Sümpfen des Lus’an mussten die Erben ein Schicksal annehmen, vor dem sie lange Zeit geflohen waren.
Damián sprach es als Erster aus: » Wir haben keine Wahl. Wir müssen dem Hexer gegenübertreten.«
» Und ihm den Kopf abschlagen«, setzte Guederic nach.
» Nicht unbedingt«, wiegelte sein Bruder ab. » Wir werden versuchen, nah genug an ihn heranzukommen, um einen Übergang ins Jal zu öffnen. In der Hoffnung, dass unsere Eltern dann von dort fliehen können.«
Mit bedauernder Miene wandte er sich an Lorilis: » Ich wollte, jeder von uns könnte frei entscheiden, aber…«
» Ich komme mit«, unterbrach ihn das Mädchen.
Trotz ihrer kühnen Worte war sie erbleicht. Ihre Gefährten nickten reihum und gaben damit zu verstehen, dass auch sie die Sache zu Ende bringen wollten.
Josion mahnte jedoch noch einmal zur Vorsicht: » Wenn Saat uns erwischt, ist alles aus. Ihm kann keine Waffe etwas anhaben, aber er kann uns mit einem Wimpernschlag vernichten. Das dürfen wir keinen Augenblick vergessen. Der kleinste Fehler kann tödlich sein. Besonnenheit ist das oberste Gebot.«
Diese Worte waren vor allem an Guederic gerichtet, da dieser oft Schwierigkeiten hatte, seine Wut zu zügeln und sich zu beherrschen. Was Josion im Blick seines Vetters las, gefiel ihm ganz und gar nicht. In den Augen des jüngsten Sohns der Familie von Kercyan funkelte Mordlust. Gerade wollte er ihn darauf ansprechen, als Lorilis verkündete: » Was Saats magische Kräfte angeht… Da habe ich eine Idee. Ich glaube, ich weiß, wie wir uns davor schützen können.«
Sie klopfte auf den verkohlten Schreibkasten, der neben ihr lag.
Den Rest der Nacht machte Maara kein Auge zu. Wie hätte sie auch schlafen können? Sie war noch immer aufgewühlt vom Kampf, und bei der Aussicht, bald ihrem schlimmsten Feind gegenüberzutreten, sah sie rot. Das allein war schon unangenehm genug, aber dazu kam noch ein Gefühl tiefer Hilflosigkeit. An Schlaf war jedenfalls nicht zu denken.
Ihren Gefährten erging es offenbar nicht besser. Alle waren spät zu Bett gegangen, weil sie bis tief in die Nacht über Lorilis’ Idee diskutiert hatten. Das Mädchen hatte die ethekischen Symbole, die sie in ihrer Vision auf Saats Mantel gesehen hatte, aus dem Gedächtnis in ihr Notizbuch gezeichnet, und sie war fest überzeugt, dass die Schriftzeichen sie vor dem Blitz geschützt hatten, den Saats Lehrling in der Gasse auf sie geschleudert hatte. Als Yan von dem Kutter aus Blitze auf Saat niedersausen ließ, überstand dieser den Angriff schließlich auch zweimal unversehrt. Offenbar bildeten die Schriftzeichen eine Art unsichtbaren Schild, der auf ihn einstürzende Energieströme abwehrte und auf ein anderes Ziel umlenkte. Wenn das stimmte, hatten die Erben einen Weg gefunden, sich vor den Angriffen des Hexers zu schützen! Leider war Lorilis viel zu erschöpft, um gleich die Probe aufs Exempel zu machen. Ihre Gefährten reagierten verständnisvoll und erklärten sich bereit, bis zum Morgen zu warten. Allerdings zerbrachen sie sich dann die halbe Nacht lang den Kopf über die Frage, ob Lorilis sie tatsächlich vor den Blitzen schützen konnte.
Maara, die Magie eher misstrauisch gegenüberstand, wälzte sich schlaflos auf ihren zusammengeschobenen Strohsäcken herum und ließ die Ereignisse des Abends Revue passieren. Sie musste zugeben, dass Saats Lehrlinge ihr gehörig Angst eingejagt hatten. Seit sie ihnen zum ersten Mal begegnet waren, hatten sie unglaubliche Fortschritte gemacht! In Lorelia hatten sie ihre Opfer noch berühren müssen, um sie mit ihren magischen Kräften zu verletzen. Mittlerweile
Weitere Kostenlose Bücher