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Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)

Titel: Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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offensichtlich der Vergangenheit an. Im hellen Morgenlicht sprang einem der Verfall noch mehr ins Auge als am Abend zuvor. Die Sümpfe schienen sich das verlorene Gebiet zurückerobern zu wollen, und die Schlacht der vergangenen Nacht hatte tiefe Wunden in die ohnehin schon heruntergekommenen Häuser gerissen. Die Zivilisation der Zü war eindeutig dem Untergang geweiht. Ohne genau zu wissen, warum, machte dieser Gedanke Souanne traurig.
    Zejabel und die beiden Zü, die sie eskortierten, sprachen kein einziges Wort, und Souanne wagte nicht, das Schweigen zu brechen. Dabei brannte sie darauf zu erfahren, was in der Nacht noch alles passiert war. Hatten die Verletzten überlebt? Hatten die Zü die geflohenen Piraten einfangen können? Wusste man, warum die Männer das Dorf überfallen und die Zü angegriffen hatten?
    Je länger Souanne über diese Fragen nachdachte, desto unruhiger wurde sie. Vielleicht hatten die Kriegerinnen mittlerweile begriffen, dass Saats Männer hinter den Erben her gewesen waren, und wollten sie nun zur Rechenschaft ziehen.
    Zum Glück musste sich Souanne nicht lange den Kopf zerbrechen. Anders als die Legionärin angenommen hatte, führten die Zü sie nicht zu dem Tempel oder einem anderen öffentlichen Gebäude, sondern zu einem kleinen, unscheinbaren Lehmhaus. Die Zü bauten sich zu beiden Seiten der Tür auf und bedeuteten Zejabel und Souanne einzutreten.
    Zejabel schob ohne zu zögern den Perlenvorhang beiseite, der verhindern sollte, dass Insekten ins Haus gelangten, und Souanne blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Im nächsten Moment standen sie in einer bescheidenen Stube, in der die Möbel beiseitegerückt worden waren. Hier fand eine Totenwache statt: In der Mitte des Raums war eine Leiche aufgebahrt, bedeckt von einem fast durchsichtigen roten Tuch, unter dem sich das Gesicht abzeichnete. Um den Hals trug die Tote einen dunkelroten Schal, der die hässliche Wunde verbergen sollte.
    Zwei Frauen saßen rechts und links von der Toten und hielten ihre Hand. Souanne erkannte die beiden Mitglieder des Ältestenrats, die den Kampf gegen die Piraten überlebt hatten. Die Alten begrüßten die Neuankömmlinge mit einem Nicken, woraufhin Zejabel vor der Toten auf die Knie ging und den Kopf senkte. Da Souanne nicht wusste, was sie sonst tun sollte, folgte sie ihrem Beispiel. So vergingen einige Dezillen in stiller Andacht, bis die jüngere der beiden Frauen das Wort ergriff.
    » Sie wäre froh, dich hier zu sehen, Zejabel«, sagte sie leise. » Schade, dass sie nicht mehr bei uns ist.«
    » Ja«, sagte Zejabel schlicht.
    Abermals trat Schweigen ein, und nach einer Weile fügte die Alte hinzu: » Wir haben mehrere Angreifer, die in die Sümpfe geflohen waren, gefangen genommen und Zuïas Urteil an ihnen vollstreckt. Aber vor der Hinrichtung haben einige geredet.«
    Souanne zuckte zusammen, und die Alte hob die Hand, damit sie sie ausreden ließ.
    » Ihr schuldet uns eine Erklärung. Aber vorher möchte ich dir eine Geschichte erzählen, Zejabel. Ich will dir erzählen, was passiert ist, seit du die Göttin gewaltsam aus dem Palast verschleppt hast.«
    Die Legionärin spannte jeden Muskel an. Am liebsten wäre sie aus dem Haus gerannt und zu den anderen zurückgekehrt.
    Indes fuhr die Alte mit ihrer Geschichte fort: » Du hast Zuïa getötet, woraufhin sie den Körper deiner Rivalin Zhira in Besitz nahm. Dann brach sie in die Oberen Königreiche auf, um dich für deinen Verrat zu bestrafen. Doch du hast sie ein zweites Mal getötet. Sie hatte noch Zeit, uns davon zu erzählen, als sie abermals im Körper einer der Unseren erwachte– doch dann erlosch ihr Geist. Für immer. Uns war unbegreiflich, warum sie nicht ein weiteres Mal wiedergeboren wurde.«
    Souanne hingegen verstand es sofort. Zuïa hatte in dem Moment aufgehört, die Körper ihrer Schützlinge in Besitz zu nehmen, als die Erben das Jal verleugneten und alle Götter und Dämonen sich auflösen.
    » Nach ihrem Tod verloren wir jeden Halt. Wir fühlten uns völlig verlassen. Ohne die Göttin, die unsere Begierden in geordnete Bahnen lenkte, wurde das Lus’an zu einer Schlangengrube. Mehrere Judikatoren versuchten, die Macht an sich zu reißen. Und auch einige von uns behaupteten, die Seele der Göttin in sich zu tragen, und wollten den anderen ihre Herrschaft aufzwingen. Es gab viele Kämpfe, viele Tote, viel Leid. Einige Unglückliche flohen in die Sümpfe, um diesem Wahnsinn zu entgehen, aber sie kamen nicht weit. Die

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