Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
damit beschäftigt, sich gegenseitig Deckung zu geben, und griffen nicht mehr in den Kampf ein. So konnten die Zü mit tatkräftiger Unterstützung der Erben langsam aber sicher verlorenes Gebiet zurückerobern.
Schon bald waren sie deutlich im Vorteil. Vergiftete Hatis, ein durch die Luft wirbelnder Zarratt und ein angriffslustiges lorelisches Rapier drängten die Piraten zurück. Guederics Gesicht verzog sich zu einem grausamen Grinsen, und aus den Augen der Zü blitzte blanker Hass. Bei diesem Anblick ergriffen mehrere Söldner Hals über Kopf die Flucht. Schließlich hoben einige Kriegerinnen Köcher und Bogen ihrer toten Kameradinnen auf und schossen Pfeile auf die vier Magier ab, während sich andere auf die Männer stürzten und mit ihren vergifteten Dolchen zustachen, auch wenn sie diesen Wagemut mit dem Leben bezahlten.
Der Junge konnte den Anblick nicht länger ertragen und wandte sich ab. So viele Tote, so viel Leid. Und weswegen das alles? Weil ein einziger Mann dem Größenwahn verfallen war! Dieser verfluchte Saat, sein eigener Großvater, der längst in einem Grab hätte vermodern sollen!
» Da rüber«, sagte Zejabel unvermittelt.
Najel stellte keine Fragen; gemeinsam mit Lorilis half er der Zü auf. Geduckt liefen sie an dem Haus entlang, hinter dem sie sich versteckt hatten, huschten dann zum nächsten Haus, zum übernächsten und immer so weiter. Auf diese Weise umrundeten sie den halben Platz. Was hatte Zejabel nur vor? Wo sie doch zuvor darauf bestanden hatte, dass sie in der Nähe ihrer Gefährten blieben…
Schließlich erreichten sie das größte Gebäude des Dorfs. Es musste sich um einen Tempel handeln, denn Zuïas Palast stand außerhalb des Dorfs. Zu Najels Überraschung erklomm Zejabel mühsam die Stufen der Vortreppe und zog sie hinter sich her, und für einen Moment waren sie vollkommen schutzlos. Dem Jungen schlug das Herz bis zum Hals. Im nächsten Moment schlüpften die drei durch die halb offen stehende Flügeltür und waren wieder in Sicherheit. Zumindest fürs Erste…
Zejabel blieb jedoch nicht stehen. Sie nahm Lorilis ihren Bogen ab, spannte einen Pfeil ein und hinkte durch den Vorraum, der zum Herz des Tempels führte. Najel und Lorilis folgten ihr durch eine Tür und standen gleich darauf in einem kleinen Saal, der offenkundig der Anbetung Zuïas diente. Unter einem hohen Gewölbe waren die Wände mit scharlachroten Tüchern verhängt, und in regelmäßigen Abständen hingen Lampen, aus denen Weihrauchschwaden aufstiegen. Für die Einwohner des Lus’an musste dies ein heiliger Ort sein, und nun hatten Saats Männer ihn geschändet.
Auch hier hatte der Kampf gewütet. Sechs Leichen lagen zwischen den Bänken und im Mittelgang. Vor dem Altar standen die vier Überlebenden des Gefechts: Zwei von Saats Männern hatten zwei Mitglieder des Ältestenrats in ihre Gewalt gebracht und drückten ihnen Messer an den Hals. Sie hatten wohl erkannt, dass sich der Wind zu ihren Ungunsten gedreht hatte, und wollten mit dieser Geiselnahme ihre Haut retten.
» Zejabel«, rief eine der Alten. » Dreckige Verräterin! Ich wusste, dass du nichts als Unglück und Tod über uns bringen würdest. Jetzt hast du endlich bekommen, was du wolltest! Bring es zu Ende! Töte mich!«
» Halt die Klappe!«, knurrte der Rohling, der sie festhielt, und starrte die Neuankömmlinge verwirrt an.
Zejabel stand reglos da und sagte kein Wort. Sie hielt die Sehne ihres Bogens straff gespannt, den Pfeil im Anschlag, und atmete ruhig. Für jemanden, der sich noch wenige Dezillen zuvor kaum auf den Beinen halten konnte, bewies sie eine unglaubliche Selbstbeherrschung. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Der Bogen vibrierte, Zejabels Pfeil schoss durch den Tempel, bohrte sich dem Piraten ins Auge, und der Mann kippte hintenüber. Sein Komplize starrte entgeistert auf die Leiche, und die beiden Alten reagierten blitzschnell. Eine versetzte ihm einen Tritt in den Unterleib, während die andere die Messer an sich brachte. Sie reichte ihrer Schwester eine der Waffen, und beide stachen auf den Mann ein. Die Zü schienen genau zu wissen, wo sie ihr Opfer treffen mussten.
Als sie von ihrem Opfer abließen, waren Gesicht und Hände der Zü mit Blutspritzern besudelt. Nun richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf Zejabel, die mit gesenktem Bogen auf sie zuging. Najel stand Todesängste aus. Nachdem er gesehen hatte, wozu die beiden Alten fähig waren, fragte er sich, ob sie überhaupt ganz richtig im Kopf waren.
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