Die Götter - Das Schicksal von Ji: Die Götter 4 - Roman (German Edition)
Ich bin keine Verräterin«, sagte die einstige Kahati ruhig. » Ja, ich habe mich von der Dämonin abgewandt, die behauptete, unsere Mutter zu sein. Aber niemals habe ich meine Schwestern verleugnet.«
Die Alten wechselten einen stummen Blick. Das Ganze dauerte nur einen Moment, aber Najel kam es wie eine Ewigkeit vor.
Dann senkten die beiden Alten ihre Waffen.
Obwohl der Kampf seit einem halben Dekant vorbei war, steckte das Gemetzel Josion noch in den Gliedern. Jeder Muskel seines Körpers schmerzte, und sein Geist war in Aufruhr. Die Erben hatten bereits viele Kämpfe gefochten, aber ein solches Blutbad hatten sie bisher nicht erlebt. Und Josion ahnte, dass es nur ein Vorgeschmack gewesen war.
Doch zumindest für diese Nacht ruhten die Waffen. Die Zü hatten schließlich den Sieg davongetragen, auch wenn es viele Tote zu beklagen gab. Die Kriegerinnen betrachteten die Erben nun nicht mehr als ihre Gefangenen, vor allem nicht, nachdem die beiden Alten erzählt hatten, wie Zejabel ihnen zu Hilfe gekommen war. Niemand erwähnte mehr den angeblichen Verrat der einstigen Kahati. Im Moment gab es ohnehin Dringenderes. Verletzte mussten versorgt, Brände gelöscht und sterbenden Feinden der Gnadenstoß versetzt werden. Einige Piraten waren in die Sümpfe geflüchtet, weil sie hofften, so dem Todesurteil der Zü zu entkommen, und es wurden Trupps losgeschickt, um die Ahnungslosen einzufangen.
Die Erben halfen dabei, alle Verwundeten in ein Haus zu tragen, in dem die Heilerinnen ein Lazarett eingerichtet hatten. Dann kehrten sie in den Schlafsaal zurück, in dem sie zuvor gefangen gehalten worden waren, und versorgten ihre eigenen Wunden, die zum Glück nicht besonders schwer waren. Außerdem erzählten sie Zejabel, was seit ihrer Vergiftung durch Zuïas Wiedergeburt passiert war. Als erst Lorilis ihre Vision schilderte und dann Damián von seiner Vermutung berichtete, sie könnten einen Weg in das neu erschaffene Jal finden, geriet die Zü in helle Aufregung.
» Wir müssen es unbedingt versuchen«, sagte sie entschlossen. » Am besten jetzt gleich.«
» Mutter«, erwiderte Josion mit einem Seufzer, » du musst dich ausruhen.«
Er war selbst nicht ganz überzeugt von seinen Worten, aber nachdem Zejabel so lange zwischen Leben und Tod geschwebt hatte, wollte er nicht, dass sie sich schon wieder in Gefahr brachte.
» Mir geht es gut«, kanzelte ihn Zejabel ab. » Du kannst anfangen, meine Energieströme zu erforschen, Lorilis.«
» Äh… Ich…«
Damián kam dem Mädchen zu Hilfe. » Es gibt einen Grund zur Eile«, sagte er beschwichtigend. » Ich bin überzeugt, dass wir von den Zü nichts mehr zu befürchten haben. Im schlimmsten Fall werden sie uns bitten, aus dem Lus’an zu verschwinden. Wir können in Ruhe über unseren nächsten Schritt nachdenken.«
» Im Grunde haben wir drei Möglichkeiten«, sagte Maara. » Wir können nach Wallos zurückkehren, aber das hilft meinem Vater nicht. Wir können Saat die Kehle durchschneiden, aber das ist leider unmöglich. Oder wir lassen uns von dieser magischen Lichtkugel verschlucken. Nur dass wir dabei vielleicht in tausend Stücke gerissen werden. Keine leichte Entscheidung…«
» Falls Lorilis den magischen Übergang ins Jal nicht öffnen kann, bleibt uns nichts übrig, als Saat gegenüberzutreten«, sagte Guederic. » Wir sollten zumindest herausfinden, ob wir ins Jal gelangen könnten. Selbst wenn wir es dann nicht tun.«
Josion suchte verzweifelt nach einem Gegenargument, aber ihm fiel nichts ein. Nach zwei erbitterten Kämpfen innerhalb weniger Dekanten, einer schlaflosen Nacht und einem endlosen Marsch durch die Sümpfe war sein Kopf einfach nur leer. Einen Moment lang schwiegen alle betreten, dann nickte Lorilis entschlossen und begann sich zu konzentrieren.
Alle warteten angespannt auf das Ergebnis ihres Versuchs. Unruhig suchte Josion Lorilis’ und Zejabels Gesicht nach Anzeichen dafür ab, dass etwas schieflief. Nach einer Weile nahmen Lorilis’ Augen wieder ihre natürliche Farbe an. Das Mädchen blinzelte mehrmals und rieb sich die Schläfen. Ihre Gefährten platzten fast vor Neugier. Als Lorilis bedauernd den Kopf schüttelte, war die Enttäuschung groß.
» Ich konnte den unterbrochenen Energiestrom sehen. Es ist wirklich seltsam. Aber ich habe keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Sonst kann ich die Energieströme verbiegen, umlenken oder miteinander verknüpfen. Aber in diesem Fall wäre das so, als würde ich versuchen, mit einem Bogen
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