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Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5

Titel: Die Götter der Flusswelt - Flusswelt-Zyklus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Jose Farmer
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du jetzt bist. Wenigstens solltest du es wissen, es sei denn, du machst dir selbst etwas vor, und das ist sehr wahrscheinlich. Eine gute Sache an diesem Film ist, daß er das Bild zerstören könnte, das du dir von deinem Ich gemacht hast und dir beweisen könnte, daß du dich oft, wenn du dich im Recht wähntest, geirrt hast. Oder dich überzeugen könnte, daß die anderen nicht unbedingt Ungeheuer oder Egoisten waren, als sie sich mit dir abgegeben haben. Oder dir aufzeigen, wenn sie es wirklich waren.
     Aber abgesehen davon, deine Neugierde zu befriedigen, was sehr schmerzhaft und erniedrigend werden kann, oder den Drang zu befriedigen, die Gesichter jener zu sehen, die du geliebt oder gehaßt hast, sind diese Filme Zeitverschwendung. Auf die Gegenwart kommt es an; das Jetzt ist die Klippe, auf der du stehst und von der aus du in die Zukunft springen mußt. Was du warst und noch bist, ist nicht unbedingt das, was du sein mußt. Du vermeidest es, die Gegenwart anzugehen, indem du dich in die Vergangenheit versenkst. Die Vergangenheit sollte nur ein Licht sein, das in die Zukunft führt. Oder ein Maßstab deines Fortschritts. Das und nur das.«
     »Du siehst dir deinen Film nicht an?« fragte Frigate.
     »Nein. Er interessiert mich nicht.«
     »Du gibst nichts darum, deine Eltern zu sehen, als sie jung waren; deine Freundinnen?«
     Nur tippte sich an den Kopf. »Sie sind alle dort drinnen. Ich kann sie herbeirufen, wenn ich will.«
     »Wenn der Film Zeitverschwendung ist, warum hat die Unbekannte ihn dann in Auftrag gegeben, damit er uns in jeder Sekunde unserer wachen Zeit verfolgt?«
     »Die Unbekannte hat es nicht so arrangiert. Die Unbekannte sorgte dafür, daß wir den Film sehen können, wenn wir es wollen. Sie war sich der Möglichkeit bewußt, daß wir die Wände anstreichen und den Film so abblocken könnten. Vielleicht haben wir mit diesem Anstreichen einen Test nicht bestanden.«
     »Und was wäre die Strafe fürs Durchfallen?«
     Nur zuckte die Achseln.
     »Ich glaube, diese Strafe wäre selbstauferlegt. Es wäre ein Scheitern der Weiterentwicklung.«
     »Aber du sagst, daß du deine Vergangenheit nicht zu sehen brauchst.«
     »Das brauche ich auch nicht. Aber ich bin nicht du oder die anderen.«
     »Ist das nicht arrogant?«
     »Die Arroganz des einen Menschen ist der Realismus des anderen.«
     »Ihr Sufis wollt euch ständig mit Sprichwörtern den Weg durchs Leben bahnen«, sagte Frigate.
     Nur lächelte nicht mehr. Dies bewirkte bei dem Amerikaner, daß er sich vorkam, als habe er eine Prüfung nicht bestanden. Lange Zeit hatte Frigate unter der Vorstellung gelitten, Nur und sich selbst enttäuscht zu haben, weil er es aufgegeben hatte, sein Schüler zu sein. Er hatte das Vertrauen in die eigene Fähigkeit verloren, Nurs hohen Status als Mensch zu erreichen, als Mensch, der sich selbst völlig beherrschte, frei von Neurosen und Schwächen war und stets logisch, aber doch leidenschaftlich handelte. Er konnte es einfach nicht schaffen. Um den Mißerfolg nicht eingestehen zu müssen und erniedrigt zu werden, wenn Nur ihn entließ, rauswarf, wenn man es genau sah, hatte er als Nurs Schüler das Handtuch geworfen.
     »Ein Sufi fürchtet das Scheitern nicht«, hatte Nur gesagt.
     »Was ist, wenn ich es mir anders überlege und dich bitte, mich wieder als deinen Schüler anzunehmen?«
     »Wir werden sehen.«
     »Ich habe eine Menge Dinge aufgegeben oder bin zum Aufgeben gezwungen worden«, sagte Frigate. »Aber ich bin immer wieder zu ihnen zurückgekehrt und habe es erneut versucht.«
     »Vielleicht ist es an der Zeit, daß dir die Angewohnheit des Aufhörens und Neuanfangens abgewöhnst. Du mußt ein psychisches Momentum bilden, das nicht so schnell ausläuft.«
     »Die Größe vielleicht.«
     »Was heißt das?«
    Frigate wußte es nicht, und das machte ihn wütend.
     »Du hast nach einhundertzweiunddreißig Jahren noch immer nicht gelernt, deine Gegensätze zu einem glatten, gemeinsam vorgehenden Ganzen zu verschmelzen«, hatte Nur gesagt. »In dir stecken stets ein Konservativer - was nicht immer unbedingt schlecht sein muß - und ein Liberaler, was nicht immer unbedingt gut sein muß. In dir steckt ein Feigling und ein sehr tapferer Mann. Du verabscheust und fürchtest Gewalt, und doch steckt ein gewalttätiger Mensch in dir, eine Person, die du zu unterdrücken versuchst. Du weißt nicht, wie du deine Gewalttätigkeit kreativ machen kannst, wie du sie beherrschen kannst, so daß

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