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Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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der Sirenen betreten. Die Sirenen waren die wahren Herrscherinnen der Bibliothek und sehr viel intelligenter und gefährlicher als die Geister der oberen Stockwerke. Und noch immer keine Spur von Guederic. Die anderen würden ihn offenbar aus den Krallen der Sirenen befreien müssen.
    Damián dachte gar nicht daran aufzugeben. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und drang, gefolgt von seinen Gefährten, weiter in die Finsternis vor. Dieser Teil des Turms war Geschichte und Legende zugleich. Hier befand sich der Übergang vom Tiefen Turm, dem Sinnbild für den einstigen Glanz Romins, zur untergegangenen Stadt Romerij, der zweitgrößten Siedlung der Etheker. Und die Etheker hatten das Jal erschaffen. Es war gewiss kein Zufall, dass die romische Bibliothek auf den Ruinen von Romerij erbaut worden war. Seit Damián das Geheimnis von Ji kannte, war er zu der Überzeugung gelangt, dass das Schicksal der Menschheit seit Anbeginn der Zeit feststand.
    Nachdem sie in den oberen Stockwerken in einem fort von Gespenstern bedrängt worden waren, mussten sich die Gefährten erst wieder daran gewöhnen, allein zu sein. Hier unten waren die Stufen größer und höher als weiter oben: Sie erinnerten eher an einen Tempel als an eine Bibliothek. Damiáns Nerven lagen blank, und er versuchte sich innerlich für die Begegnung zu wappnen, die ihnen bevorstand.
    Schließlich gelangten sie in eine Art kleine Halle, von der aus keine Treppe mehr nach unten führte. Sie hatten das unterste Geschoss erreicht, Hunderte von Schritten unter der Erde. Dort erwarteten die Gefährten drei weibliche Gestalten mit verschränkten Armen, die triumphierend grinsten. Aus ihren Mündern schauten spitze Fangzähne hervor. Es waren Geister, ebenso weißlich und durchsichtig wie die anderen, aber ihre Augen blitzten bösartig, und ihre Gesichtszüge waren fast menschlich.
    » Wo ist mein Bruder?«, fragte Damián so streng wie möglich.
    Die Sirene in der Mitte warf einen verächtlichen Blick auf das Rapier, das er ihr entgegenstreckte, und brach in schrilles Gelächter aus, bei dem Damián das Blut in den Adern gefror.
    » Eure Klingen können uns nichts anhaben«, höhnte sie. » Sie verschaffen euch höchstens ein wenig Zeit.«
    Unerschrocken wischte sich Damián das Blut und den Schweiß von der Stirn, die ihm in die Augen liefen. Dann zog er mit einem Ruck die dünne Glasscheibe seiner Laterne heraus, die die Flamme vor Wind schützte. Die drei Schemen zuckten kurz zurück, auch wenn selbst Feuer den Sirenen keinen Schaden zufügen konnte. Doch Damián hatte ohnehin etwas anderes im Sinn.
    » Wo ist mein Bruder?«, wiederholte er. » Antwortet, oder ich beende das Werk, das meine Großeltern vor vierzig Jahren begonnen haben!«
    Er tat, als wollte er die Lampe auf die Pergamente und Manuskripte in seiner Nähe schleudern. Die Sirenen fauchten wütend, bleckten die Zähne und warfen ihm hasserfüllte Blicke zu.
    » Na gut«, sagte die Erste. » Schließlich stand schon seit jeher fest, dass dies geschehen würde. Kommt mit!«
    Damián wartete, bis sich die weißlichen Gestalten ein Stück entfernt hatten, und setzte sich dann in Bewegung. Er hoffte nur, damit nicht seine letzte Chance zu vergeben, lebend aus dem Turm herauszukommen.
    Josion folgte dem Beispiel seines Cousins und zog die Glasscheibe seiner Laterne heraus. Er ärgerte sich, dass er nicht selbst auf die Idee gekommen war, schließlich kannte niemand die Geschichte ihrer Ahnen besser als er. Er hätte sich daran erinnern müssen, dass Flammen das Einzige waren, was die Sirenen fürchteten. Das Feuer konnte den Gespenstern selbst zwar nichts anhaben, aber sie wollten die Bibliothek, in der sie hausten, um jeden Preis bewahren. Der Tiefe Turm und seine Bewohner waren durch ein enges Band miteinander verknüpft und schützten sich gegenseitig. Ganz so, wie der Lindwurm aus dem Land Oo, einer der Ewigen Wächter, die Pforte im Wald von Oo gehütet hatte.
    Plötzlich fiel es Josion wie Schuppen von den Augen. Natürlich, es konnte keine andere Erklärung geben: Die Sirenen waren die Ewigen Wächterinnen des Tiefen Turms.
    Er hätte gern noch weiter über diese Vermutung nachgedacht – schließlich hing möglicherweise ihr Leben davon ab –, aber dazu kam es nicht mehr. Die Sirenen führten sie durch einen Gang mit grob behauenen Steinwänden. Dies musste der eigentliche Zugang zur legendären Stadt Romerij sein. Ihre Großeltern waren damals nicht weiter vorgedrungen, weil der Durchgang von

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