Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
befanden sich in den Oberen Königreichen, der Heimat der meisten von ihnen.
Doch nach der ersten Freude ging ihnen auf, dass es aber auch von Nachteil sein konnte, in Arkarien zu sein: Das Weiße Land war riesengroß, und keiner von ihnen kannte sich dort aus. Manche Klane dieses wilden Gebiets führten einen Dauerkrieg gegen ihre Nachbarn, und die Männer des Nordens waren gefürchtete Krieger. Die Blicke der Gefährten wanderten zu dem Feuer, das sie angezündet hatten. Wenn sie es brennen ließen, zogen sie die Aufmerksamkeit sämtlicher Krieger der Umgebung auf sich. Löschten sie es hingegen, würden sie von Bären, Schneelöwen oder anderen wilden Tieren angegriffen werden oder jämmerlich erfrieren.
So gingen die Erben wieder daran, ihr Nachtlager zu bereiten, wenn auch mit erhöhter Wachsamkeit. Alle hielten nach einer noch so kleinen Bewegung in der Dunkelheit Ausschau. Währenddessen versuchte Lorilis, ihren Aufenthaltsort genauer zu bestimmen. Doch bald musste sie sich eingestehen, dass sie nicht genug über die Pflanzenwelt Arkariens wusste. Schließlich war sie in Kaul geboren und aufgewachsen und hatte nur ab und zu die Ferien beim Klan ihrer Mutter verbracht.
Nach einer Weile rief Najel sie zu sich und bedeutete ihr mit einer Geste, sich neben ihn auf die Decke zu setzen. Er zog einen Stapel Blätter aus seinem Rucksack: Es handelte sich um die Abschrift von Amanóns Tagebuch. Als Najel auf eine Seite tippte, begriff Lorilis, was er von ihr wollte. Amanón hatte eine Liste aller ethekischen Pforten angefertigt.
Sie brauchte kaum eine halbe Dezille, um die Liste durchzugehen: Nur drei der einunddreißig bekannten Pforten standen in Arkarien. Von diesen dreien wiederum konnte sie die Pforte von Qanq ausschließen, da sie in Klammern die Bemerkung » zerstört« trug. Auch der Große Sohonische Bogen kam nicht infrage. Lorilis hatte ihn zwar noch nie gesehen, aber Bowbaq hatte ihr die Pforte beschrieben, und sie musste ganz anders beschaffen sein als der Steinbogen, den die Gefährten durchschritten hatten. So blieb nur eine Möglichkeit übrig. Lorilis freute sich wie eine Schneekönigin, aber sie wollte es Najel überlassen, den anderen die gute Nachricht mitzuteilen. Schließlich war es seine Idee gewesen, die Liste durchzugehen.
» Wir sind im Tal von Dvuried«, rief der Junge triumphierend. » Ganz im Norden von Arkarien, in der Nähe der Stadt Crek!«
Nachdem Najel den anderen erklärt hatte, wie sie darauf gekommen waren, setzten sich die Erben ans Feuer und trugen ihr Wissen über den Norden Arkariens zusammen, während ihnen der schmelzende Schnee von den Stiefeln tropfte. Es ergab sich ein recht erfreuliches Bild: Von Lorelia aus gesehen lag Crek zwar am anderen Ende des Kontinents, aber die Stadt war auch ein wichtiges Handelszentrum. Von hier aus konnte man an der Küste entlang ins Große Kaiserreich Goran segeln oder auf dem Alt flussaufwärts zur Heiligen Stadt Ith fahren. Und falls man Pferde hatte, die robust genug für einen langen Ritt waren, konnte man sogar die Burg der Familie von Kercyan erreichen. Kurz gesagt, an Möglichkeiten mangelte es den Erben nicht. Außerdem galt dieser Teil von Arkarien als recht friedlich und wesentlich zivilisierter als die endlose Eiswüste im Westen des Landes. Das Schicksal hatte es noch einmal gut mit ihnen gemeint.
» Das führt uns zur nächsten wichtigen Frage«, sagte Damián. » Was machen wir jetzt? Wohin gehen wir?«
» Nach Wallos«, sagte Maara in einem Ton, der keine Widerrede duldete. » Wir müssen nur an der Küste entlang zum Tal der Krieger und uns dann, nachdem wir die Berge überquert haben, gen Süden wenden. Dort sind wir in Sicherheit.«
» Aber wir müssten Thalitt durchqueren«, konterte Josion. » Und die Thalitten sind eure Feinde.«
» Ihre Grenzen sind löchrig wie ein Sieb! Außerdem kenne ich Schleichwege, von denen selbst Einheimische noch nie gehört haben. Mein Vater hat sie mir und Najel gezeigt, als wir nach Arkarien geritten sind, und wir sind keinem einzigen Krieger begegnet. Ich habe versprochen, euch bis zum Ende zu begleiten. Das hier ist das Ende! Wir sollten uns vergewissern, ob unsere Eltern nicht längst wieder zu Hause sind.«
» Du weißt genau, dass sie das nicht sind«, widersprach Zejabel. » Und du weißt auch, dass wir unsere Aufgabe noch nicht erfüllt haben. Aus dir sprechen die Müdigkeit und der Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Das ist nur verständlich. So geht es uns allen.«
Die
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