Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Universums hallte. Doch zum ersten Mal hatte Saat den Schrei vernommen, ohne selbst dafür verantwortlich zu sein.
Daraus ließen sich zwei Schlüsse ziehen.
Erstens: Einer der beiden Ewigen Götter war tot. Und tatsächlich konnte er – als er sich kurz konzentrierte – nur noch eine der beiden unverkennbaren Präsenzen spüren. Wenn er Glück hatte, war es die von Nol dem Seltsamen. Saat hoffte sehr, dass der Ewige Wächter des Dara noch am Leben war, denn er wollte ihm unbedingt noch einmal begegnen. Der älteste Gott könnte ihm gewiss eine Menge beibringen – und wenn er es nicht freiwillig tat, dann eben unter Zwang. Außerdem wäre es Saat ein Hochgenuss, Nol anschließend eigenhändig das Genick zu brechen.
Der zweite Schluss war nicht minder bedeutsam. Wenn einer der Ewigen Götter tot war, bestätigte das nur, was er bereits geahnt hatte: Einige der Erben von Ji waren noch am Leben. Seinen Männern war es also immer noch nicht gelungen, sie zu erledigen. Diese elenden Ratten waren einfach nicht totzukriegen. Trotz ihrer Bedeutungslosigkeit und ihrer armseligen Kräfte durchkreuzten sie immer wieder seine Pläne!
Anfangs hatte sich Saat darüber gefreut, den Kampf gegen seine einstigen Widersacher wieder aufzunehmen. Diesmal war er sicher gewesen, sie besiegen zu können. Doch dann war alles anders gekommen als geplant, und der Hexer hatte seine Rachegelüste auf die Nachfahren seiner Feinde richten müssen. Und schließlich war ihm die jüngste Generation Erben auch noch entwischt! Zum Glück war das nicht weiter schlimm, da sie keine wichtige Rolle spielten. Es gab keine weiteren Prophezeiungen und somit auch keinen Erzfeind, der sich zwischen Saat und sein Schicksal stellen konnte. Aber der Hexer hätte seinen einstigen Widersachern gern heimgezahlt, was sie ihm angetan hatten, und ihre Kinder und Enkelkinder zu töten, wäre schon mal ein guter Anfang gewesen.
Doch dass einer der Ewigen Götter tot war, veränderte möglicherweise alles. Welche der Erben waren aus ihrem Versteck gekrochen? Wer hatte seine Deckung aufgegeben und wagte es, ihn offen herauszufordern, ihn, den mächtigsten Hexer aller Zeiten? Wer versuchte, so verzweifelt wie vergeblich, den Lauf des Schicksals zu verändern? Das musste er schnellstens herausfinden.
Saat erhob sich von seinem blutbesudelten Bett, ging geradewegs zu der Glastür, die auf einen kleinen Balkon hinausführte, und stieß sie auf.
Kühle Nachtluft strich ihm über das Gesicht, doch er war nicht auf eine frische Brise aus. Saat schloss die Augen und öffnete seinen Geist für die höheren Sphären, die einst den Göttern vorbehalten gewesen waren. Durch harte Arbeit hatte sich der Hexer Zugang zu ihnen verschafft – und durch unzählige Morde – so viele, dass er längst den Überblick verloren hatte. Er beherrschte diese Fähigkeit immer noch nicht perfekt, doch er zweifelte keine Dezille daran, dass er sie bald so mühelos würde einsetzen können wie seine anderen fünf Sinne. Es war nur eine Frage der Zeit – und der Menge des Blutes, das er vergoss.
Bis dahin musste er sich mit den Hinweisen begnügen, die ihm seine Fähigkeit schon jetzt lieferte – und das waren nicht wenige. Nach kurzer Konzentration fand er die Spur der Steine aus dem Jal wieder, die die jüngste Generation der Erben bei sich getragen hatte. Sie lagen immer noch auf dem Meeresgrund vor der Küste von Romin. Saat hatte niemals wirklich geglaubt, dass die Flüchtlinge mit ihrem Boot untergegangen waren. Wahrscheinlich hatten sie begriffen, dass es gefährlich war, die Steine am Leib zu tragen, und sie ins Meer geworfen. Dann versuchte der Hexer abermals, die Gwelome des alten Ramgriths und seiner Kumpane zu orten – vergeblich. Die Steine befanden sich offenbar nicht mehr auf dieser Welt, und ihre Träger ebenso wenig.
Alle weiteren Steine aus dem Jal, die nicht zu anderen Gegenständen verarbeitet worden waren, befanden sich in Saats Besitz. Vor seinem geistigen Auge war die Karte der bekannten Welt eine dunkle Fläche mit einem einzigen hellen Punkt an der Stelle, wo die Steine der jüngsten Erben auf dem Meeresgrund lagen. Wie ärgerlich, dass er sie nicht aufspüren konnte! Um sich abzureagieren, ließ der Hexer einen Blitz auf einen uralten Olivenbaum niederfahren. Weil ihm die Flammen nicht spektakulär genug waren, steckte er das Gewächs zusätzlich von den Wurzeln bis zur Krone in Brand. Mehrere Sklaven kamen in heller Aufregung in den Garten gelaufen, doch als sie
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