Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
müssen daran glauben, sonst könnten wir gleich aufgeben. Mein Mann lebt noch, in dieser oder einer anderen Welt, und ich werde ihn finden!«
Die Gefährten nickten. Nachdem Zejabel ihrer Schülerin ordentlich den Kopf gewaschen hatte, gab sie ihnen nun ein wenig von der Zuversicht zurück, die sie so dringend brauchten. Selbst Lorilis richtete sich auf ihrem Lager auf. Allmählich verflüchtigte sich ihre Schreckensvision, und es ging ihr besser.
» Aber Lorilis hat uns auf etwas Wichtiges hingewiesen«, warf Guederic ein. » Auch ich will unsere Eltern finden, aber seien wir ehrlich: Wir können nicht ewig in den Bergen herumirren. Als unsere Eltern und Großeltern gegen Sombre kämpften, haben sie auch keine Zeit mit sinnlosem Suchen verschwendet.«
» Das kann man nicht vergleichen«, sagte Josion. » Sie waren in einer ganz anderen Lage.«
» Aber wir sind von Anfang an ihrem Beispiel gefolgt«, antwortete Guederic. » Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll … Schiebt es von mir aus auf eine meiner seltsamen Launen, aber wenn wir Nol nach einer Dekade nicht gefunden haben, sollten wir die Suche aufgeben. Davon bin ich fest überzeugt!«
» Nach einer Dekade!«, rief Damián aus. » Da bleibt uns nicht viel Zeit … Bist du sicher?«
Sein Bruder dachte eine Weile nach.
» Nein, das bin ich nicht. Es ist nur so eine Ahnung. Vielleicht würden wir Nol nach zwei oder drei Dekaden finden, vielleicht auch nach sechs Monden. Aber vorher wären wir schon so entmutigt, dass wir uns zwangsläufig in die Haare geraten würden. Das weißt du so gut wie ich.«
» Wir bräuchten schon unglaubliches Glück, um das Dara in zehn Tagen zu finden«, murmelte Josion.
» Souanne wird uns den Weg weisen«, antwortete Guederic mit Nachdruck. » Mach nicht so ein Gesicht! Ich weiß, dass du es kannst. Du musst es zumindest versuchen.«
» Aber wir müssen uns in der Nähe des Ziels befinden, damit Souanne uns führen kann«, wandte Damián ein. » Wo also sollen wir mit der Suche beginnen? Am Fuß welchen Bergs? Allein in der Umgebung der Heiligen Stadt Ith gibt es Hunderte von Gipfeln!«
Najel hörte nur mit halbem Ohr zu, weil er Lorilis beobachtete. Das Mädchen bemühte sich, Stärke zu zeigen, aber sie hatte das Drama, über das sie sprachen, in ihrer Vision mit eigenen Augen gesehen. Für sie war es sozusagen Realität. Von nun an würde sie mit den Bildern leben müssen. Sie würde sie immer mit der Wirklichkeit vergleichen, und um diese Bürde beneidete er sie nicht … Plötzlich hatte Najel einen Geistesblitz.
Seine Idee verlangte jedoch ein weiteres Opfer von Lorilis, und er wollte sie erst um Erlaubnis fragen, bevor er den anderen davon erzählte. Unter dem Vorwand, seine Freundin brauche etwas frische Luft, zog er sie nach draußen und schlenderte mit ihr zum anderen Ende des Decks. Dort nahm er all seinen Mut zusammen und erzählte ihr von seinem Plan. Es tat ihm leid, etwas so Schweres von ihr zu verlangen, schließlich hatte sie sich gerade erst von ihrer Schreckensvision erholt. Lorilis erbleichte, hörte ihm aber aufmerksam zu und nickte dann. Najel gab ihr spontan einen Kuss, um ihr für ihre Tapferkeit zu danken.
Dann kehrten die beiden zu den anderen zurück, die immer noch über die Frage diskutierten, von der der Erfolg ihrer Suche abhing: Wo sollten sie beginnen, wenn sie nur eine Dekade Zeit hatten? Aufgeregt hob Najel die Hand und bat um Aufmerksamkeit. Lorilis hatte darauf bestanden, dass er den anderen von seiner Idee erzählt. Sie befürchtete, die Erben würden den Vorschlag ablehnen, wenn er von ihr käme.
» Ich habe einen Weg gefunden, wie wir Zeit sparen können«, verkündete er. » Viel Zeit …«
Alle Blicke wandten sich ihm zu. Najel suchte nach den richtigen Worten, um den anderen die Sache schonend beizubringen, aber ihm fiel nichts Passendes ein. So beschloss er, ihnen einfach ohne Umschweife von seinem Plan zu erzählen.
» Die Zukunft, die Lorilis erforscht hat, mag falsch sein, aber wir können trotzdem etwas daraus lernen. In ihrer Vision irren wir viele Monde lang durch die Berge, ohne etwas zu finden. Das heißt, wir wissen jetzt immerhin, wo wir nicht suchen müssen. Das Dara befindet sich doch an einem festen Ort, oder? Dann muss Lorilis uns nur auf einer Karte zeigen, welchen Teil des Gebirges wir ausschließen können. Sie sagt, dass sie dazu in der Lage ist. Und wenn sie das Experiment ein- bis zweimal wiederholt, könnten wir das Gebiet noch weiter
Weitere Kostenlose Bücher