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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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nicht abschätzen, welche Folgen unser Tun haben würde. Wir waren einfach nur außer uns vor Glück, weil ein Wunder geschehen war: Anders als erwartet weilte Eryne noch immer unter uns. Wir hatten überlebt, alle von uns, und glaubten, damit endete die Geschichte.
    Welch ein Irrtum.
    Mit einem Mal spürte Serguel etwas Warmes und Feuchtes an seiner Hüfte. Der Hund, den er unter seinem Mantel verbarg, hatte ihn zum dritten Mal in einer knappen Dezime angepinkelt. Im Gehen rammte er dem Tier mit voller Wucht die Faust in die Flanke, um ihm richtig wehzutun. Das Winseln, das der Hund trotz zusammengebundener Schnauze von sich gab, bereitete ihm hämisches Vergnügen, und er schlug gleich noch einmal zu. Vermutlich hätte er den Hund windelweich geprügelt, wären nicht drei Säufer aus dem Wirtshaus getorkelt gekommen, an dem er soeben vorbeiging.
    Um die Zecher nicht auf sich aufmerksam zu machen, senkte er den Kopf und setzte seinen Weg durch die finsteren Gassen Lorelias fort. Für Saufgelage, bei denen Wildfremde einander ewige Freundschaft schworen, nur weil sie gemeinsam ein paar Krüge Bier geleert hatten, hatte er nichts als Verachtung übrig, denn Serguel hielt sich für einen Mann mit Prinzipien, der seine Entscheidungen nicht aus einer bierseligen Laune heraus traf. Er hatte ein Ziel.
Er strebte nach Höherem. Und auch wenn der Hund ihn noch zehnmal anpinkelte, würde sich daran nichts ändern. Um dem Tier zu zeigen, wer der Herr war, stieß er ihn absichtlich gegen die Hausmauer, als er um die nächste Straßenecke bog. Der Köter gab ein jämmerliches Fiepen von sich, und sein Peiniger grinste schmierig.
    Der Hund gehörte einem Schmied in der Straße, in der Serguel eine schäbige Dachkammer bewohnte, und er hatte das Vieh von Anfang an gehasst. Überall hinterließ es seine Lachen und Haufen, mit Vorliebe vor der Tür, durch die Serguel mehrmals am Tag ein und aus ging. Außerdem kläffte es sich jedes Mal die Lunge aus dem Hals, wenn Serguel an ihm vorbeiging. Der Köter hatte ihm den letzten Nerv geraubt, und da es diesmal seine Aufgabe gewesen war, ein Opfertier für die Zeremonie zu besorgen, hatte er keine Dezille gezögert.
    Schon vor zwei Tagen hatte er dem Hund einen Sack übergestülpt und ihm Pfoten und Schnauze zusammengebunden. Seitdem hielt Serguel ihn in dem zugigen Loch gefangen, in dem er hauste. Er gab ihm weder Wasser noch Futter. Nur wenn der Köter zu laut winselte oder mit seinen Krallen über den morschen Holzboden kratzte, schenkte er ihm etwas Aufmerksamkeit und bestrafte ihn. Außerdem setzte es Prügel, wenn das Tier wieder einmal eine Lache hinterließ. Er fragte sich, wie ein Hund, der nichts trank, so viel pinkeln konnte. Vielleicht war das Vieh krank – da war es nur gut, wenn er es von seinem Leid erlöste.
    Serguel war unglaublich stolz, weil bisher keiner der Brüder seines Zirkels ein so gutes Opfertier mitgebracht hatte. Die Kaninchen und Hühner, die sie bisher für ihre
Zeremonie verwendet hatten, waren schon vor geraumer Zeit langweilig geworden. In der vergangenen Dekade waren alle ganz aufgekratzt gewesen, weil sie ausnahmsweise eine Katze geopfert hatten. Aber heute Abend … Serguel würde es ihnen allen zeigen. So schnell würde ihn keiner der anderen übertrumpfen.
    Da er es eilig hatte, die Bewunderung seiner Brüder zu ernten, beschleunigte er seine Schritte. Nach wenigen Dezillen erreichte er den vereinbarten Treffpunkt. Die Barbier-Enfel-Straße war eine schäbige Sackgasse, in der man nur selten einen Menschen antraf, seit das Westtor der Altstadt zugemauert worden war. Seit Jahrzehnten standen die meisten Häuser leer und verfielen zusehends. Nach einem flüchtigen Blick über die Schulter klopfte Serguel an die Tür eines der besser erhaltenen Gebäude. Acht Schläge gegen das Holz, in einem genau festgelegten Rhythmus.
    Die Mitglieder seines Zirkels legten großen Wert auf geheime Losungen, Abzeichen und Rituale. Schließlich war ihr Tun von herausragender Bedeutung, auch wenn es das Verständnis der allermeisten Sterblichen überstieg. Der Meister hatte es ihnen unzählige Male eingebläut: Sie waren Auserwählte, die zu Höherem berufen waren, mussten ihr Geheimnis aber unbedingt wahren, sonst würden sie nie die nächste Daseinsstufe erreichen. Das war der Preis für die Unsterblichkeit, die den treuesten Anhängern versprochen war, und Serguel war zum Äußersten bereit, um den ersehnten Lohn zu erhalten. Eigentlich war er zu allem bereit, wenn

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