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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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werde immer in Eurer Schuld stehen.«
    Ein zischendes Geräusch, eine Mischung aus Ungeduld, Gereiztheit und Ärger entwischte über Nachtschattens Lippen.
    »Hanse?«
    »Ihr wollt ihn mit dieser Tat überraschen, sobald sie vollbracht ist? Was ist, wenn er Überraschungen nicht mag? Was, wenn Ihr Euch täuscht und er ihr nur nicht hilft, weil es ihm lieber ist, sie ist, wo sie ist? Und außerdem gehe ich ihm und seinen Angelegenheiten aus dem Weg.«
    »Es wird keine Überraschung sein. Sobald alle Vorbereitungen getroffen sind, werde ich ihn einweihen.
    Ich mache Euch ein letztes Angebot. Ich erhöhe die von Euch gewünschte Summe um noch einmal die Hälfte, damit Ihr Eure Gewissensbisse besänftigen könnt.«
    Nachtschatten blickte verkniffen auf das herzförmige Gesicht Stiefsohns. Wortlos griff er nach dem Kurzschwert in der Silberscheide und hängte es an seinen Gürtel. »Einverstanden«, brummte er schließlich.
    »Gut, dann darf ich Euch mit meinen Gefährten bekanntmachen?« Die langfingrige, wohlgeformte Hand Abarsis’, genannt Stiefsohn, winkte den sechsen, die alle mit freundlichem, männlichem Lächeln herbeikamen.
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    (6) In SCHATTENPFAND von Andrew Offutt, in: Zum Wilden Einhorn, Bastei-Lübbe 20093.
    (7) In VASHANKAS GÜNSTLING von Janet Morris, in: Zum Wilden Einhorn, Bastei-Lübbe 20093.
5
    Kurd, der Vivisezierer, der seine Geschicklichkeit an Tempus versucht hatte, wurde ein gutes Stück von seinem Landhaus entfernt tot aufgefunden. Sein Tod war keineswegs angenehm gewesen und zweifellos von einem Fachmann herbeigeführt worden, sicher von einem Söldner. Aber es gab so viele Söldner in Freistatt und so wenig Freunde des Vivisezierers, daß der Sache nicht nachgegangen wurde.
    Die Sache mit dem Kopf des Höllenhunds Razkuli dagegen wurde ernster genommen. Zalbar (der wußte, weshalb beide hatten sterben müssen und wer sie getötet hatte, und der nun um sein eigenes Leben fürchtete) ging zu Kadakithis, mit dem Kopf seines Freundes unter dem Arm und den Geschmack von Erbrochenem noch im Mund. Er erzählte dem Prinzen, wie Tempus am frühen Morgen durch das Tor geritten war und ihm, der Wachdienst gehabt hatte, zurief: »Zalbar, ich habe eine Botschaft für dich!«
    »Ja?«
    »Fang!« Lachend hatte Tempus ihm etwas zugeworfen, während sein Schimmel sich aufbäumte, dämonisch schrill wieherte und bereits davongaloppierte, als Zalbars Hände ihm sagten: ein Kopf, ein Männerkopf; und dann verrieten ihm seine Augen: Raskulis, woraufhin sie sich mit Tränen gefüllt hatten.
    Kadakithis hatte ihm zugehört, jedoch die ganze Zeit an ihm vorbei aus dem Fenster geschaut. Als Zalbar fertig war, sagte der Prinz: »Ich weiß nicht, was du erwartet hast, nachdem ihr ihm so übel und ungeschickt mitgespielt habt.«
    »Aber er sagte, es sei eine Botschaft für mich!« Als Zalbar bemerkte, wie flehend sein Ton klang, runzelte er die Stirn und richtete sich auf.
    »Dann nimm sie dir zu Herzen, Mann. Ich kann nicht zulassen, daß ihr eure Streitigkeiten fortsetzt. Falls es mehr als Streitigkeiten sind, will ich davon nichts wissen. Abarsis, genannt Stiefsohn, warnte mich, daß so etwas zu erwarten sei! Ich verlange ein Ende dieser Feindseligkeiten!«
    »Stiefsohn!« Der hochgewachsene, schmale Zalbar knurrte wie ein Mann, der im Handgemenge einen rachsüchtigen Gott anruft. »Ein ehemaliger Angehöriger eines Heiligen Trupps, der Ruhm und einen ehrenhaften Tod sucht, gleichgültig in welcher Reihenfolge. Stiefsohn hat Euch das gesagt? Der Schlächterpriester? Mein Lord Prinz, Ihr habt Euch in tödliche Gesellschaft begeben! So sind wohl alle Götter der Armeen in Freistatt, zusammen mit ihren Dienern, den Söldnerhorden? Ich hatte ohnedies mit Euch darüber reden wollen, was getan werden kann, um sie zu zügeln ...«
    »Zalbar«, unterbrach Kadakithis ihn scharf. »Was die Götter betrifft, habe ich meine feste Meinung: Ich glaube nicht an sie. Und was die Söldner angeht, laß sie in Ruhe. Du bringst hier Sachen zur Sprache, die deine Kompetenz überschreiten. Mit Tempus werde ich sprechen. Ihr werdet eure Einstellung ändern müssen. Ist das nun alles?«
    Es war alles. Und es wäre fast das Ende von Zalbars gesamter Laufbahn gewesen, denn er war nahe daran, seinen Befehlshaber zu schlagen. Glücklicherweise konnte er sich gerade noch zurückhalten, doch den üblichen Abschiedsgruß brachte er nicht hervor. Er ging zu seiner Unterkunft, dann in die Stadt und schwitzte seinen Grimm aus, so gut er es konnte.

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