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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Den Rest spülte er mit Wein hinunter. Danach besuchte er Myrtis, die Herrin des Aphrodisia-Freudenhauses, die ihn zu beruhigen verstand. Und sie, die sah, wie sein Herz schier brach und seine Fäuste zitterten, fragte nicht lange, weshalb er gekommen war, nachdem er sich so lange Zeit nicht hatte sehen lassen, sondern schloß ihn in die Arme und heilte von seinen seelischen Wunden, was sie konnte. Sie dachte an den Schutz, den er ihrem Haus gewährte und was er schon alles Gutes dafür getan hatte. Ein Liebeszauber war dafür verantwortlich, den sie vor längerer Zeit durch einen Trunk über ihn verhängt hatte. (8) So schuldete sie ihm zumindest eine Nacht, die seinen Träumen entsprach.
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    (8) In MYRTIS von Christine DeWees, in: Der blaue Stern, BasteiLübbe 20091
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    Tempus war zu seinesgleichen zurückgekehrt, nachdem er die Kaserne verlassen hatte. Wieder in Leopardenumhang, Bronze und Eisen hatte er sich zur Gildenherberge nördlich des Palasts begeben und wurde mit offenen Armen empfangen.
    Weshalb er sich so lange davon ferngehalten hatte, hätte er nicht zu sagen vermocht, nur daß ohne diese, seine Freunde früherer Zeit, die Kameradschaft nicht so befriedigend gewesen wäre.
    Er trat an einen Tisch, schenkte sich aus einer bauchigen Kanne dampfenden Glühwein in einen Becher, streute etwas geriebenen Ziegenkäse und Anis darüber und setzte sich damit an einen Ecktisch. Sollten die Männer, die es wollten, zu ihm kommen.
    Das Problem mit dem Eunuchen war immer noch ungelöst. So einfach war es gar nicht, passenden Ersatz zu finden, in der Söldnergilde gab es nicht viele Eunuchen. Der Aufenthaltsraum war rot wie der sterbende Tag und schwarz wie die Berge, hinter denen die Sonne unterging. Er fühlte sich wohler, weil er gekommen war. Als Abarsis, der Hohepriester von Oberranke, seine Gefährten verließ, um sich zu ihm zu begeben, sich jedoch nicht zu den Söldnern setzte, die sich inzwischen um Tempus geschart hatten, schickte der Höllenhund die neun fort und sagte zu dem Gerüsteten:
    »Das Leben für dich, Stiefsohn. Bitte setz dich zu mir.«
    »Das Leben für dich, Geheimnisvoller, und immerwährenden Ruhm.« Abarsis hob seinen Becher und nahm einen Schluck von dem klaren Wasser, während seine kaum minder klaren Augen auf Tempus’ Gesicht geheftet waren. »Hat Freistatt dich zum Trinken getrieben?« Er deutete mit seinem Kopf auf den dampfenden Wein.
    »Du meinst, die trockene Seele sei die weiseste? Nicht im hintersten Winkel des Reichs, wo das Wasser sehr ungesund sein kann. Vieles, was ich vor langer Zeit und fern von hier sagte, hat seine Gültigkeit für mich verloren. Vergiß sie ebenfalls.«
    Die glatten Wangen Stiefsohns zuckten. »Das kann ich nicht. Mein Leben lang warst du mein Vorbild. Ich lauschte jedem Wort über dich und trug über dich zusammen, was ich erfahren konnte. Alles, was du uns im Norden in Legende und Stein hinterließest, habe ich studiert und mir eingeprägt. Hör zu: >Krieg ist Vater und König aller. Einige macht er zu Göttern, andere zu Menschen, manche zu Freien, manche zu Sklaven. < Oder: >Krieg ist uns allen eigen; Krieg ist Gerechtigkeit; alles entsteht und endet durch Krieg. < Du siehst, ich kenne dein Werk, ja sogar jene anderen Namen, die du benutzt hast. Verlange nicht, daß ich sie nenne. Ich möchte mit dir zusammenarbeiten, o Schlafloser. Das wäre der Höhepunkt meiner Laufbahn.« Unverhohlenes Flehen sprach aus seinem Blick, den er jedoch schnell ab wandte, als er hastig fortfuhr: »Du brauchst mich! Wer sonst wäre geeignet? Wer sonst hier hätte ein Brandmal und - ah, Kastrationsnarben? Und hat in der Arena als Gladiator gekämpft, genau wie Jubal? Wer sonst unter allen hier könnte sein Interesse erregen oder ihn gar verführen? Und obgleich ich ...«
    »Nein!«
    Abarsis kramte in seinem Gürtel und warf ein goldenes Amulett auf den Tisch. »Der Gott hat nicht vor, dich aufzugeben. Das hier hatte sich am Huf deines Fuchses verfangen. Mein Lehrer, erinnerst du dich an ihn ...?«
    »Ich kenne ihn«, entgegnete Tempus grimmig.
    »Er hält Freistatt für das Ende des Seins und glaubt, daß jene, die hierherkommen, rettungslos verdammt sind; daß Freistatt die Hölle ist.«
    »Wie ist es dann möglich, Stiefsohn«, sagte Tempus fast gütig, »daß die Menschen hier sehr wohl den körperlichen Tod erleiden? Soviel ich weiß, bin ich die einzige Seele in Freistatt, der ewige Qual beschieden ist, mit Ausnahme meiner Schwester vielleicht, die jedoch

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