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Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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langem, als mein Gefährte in den Himmel aufstieg. Nun habe ich sie neu angeworben, da ein Notfall eingetreten ist. Nur eine geistige Liebe ist erforderlich, Hanse. Und nur in einem Heiligen Trupp wird das von einem Söldner verlangt.«
    »Trotzdem ist es nicht meine Art.«
    »Ihr klingt enttäuscht.«
    »Ich bin es auch - über Euer Angebot. Wenn Ihr mir doppelt soviel bezahlt, besorge ich Euch das Gewünschte. Was Eure Freunde betrifft, nun, es ist mir egal, selbst wenn Ihr es mit jedem von Ihnen zweimal am Tag treibt. Hauptsache, ich habe nichts damit zu tun und niemand verlangt, daß ich mich irgendeinem Trupp anschließe.«
    Ein beifälliges Lächeln huschte über Abarsis’ Züge. »Einverstanden. Doppelt soviel. Ich bin auf Euch angewiesen.«
    »Ich habe diese Brillantnadeln schon einmal gestohlen (7) für Tem ... für den Geheimnisvollen. Er wird sie ihr bloß wieder zurückgeben, nachdem sie getan hat, was sie für ihn tut. Ich hatte sie einmal im Bett, aber sie tat nichts für mich, was nicht jede andere Hure auch tun würde.«
    »Ihr hattet was? Ah, dann wißt Ihr offenbar nichts über die beiden? Über ihre Legende? Ihren Fluch?«
    »Legende? Fluch? Ich wußte, daß sie eine Zauberin war. Erzählt mir davon! Droht mir deshalb Gefahr? Dann vergeßt das Ganze lieber, ich meine, was die Brillantnadeln betrifft. Ich will mit Zauberei nichts zu tun haben!«
    »Wohl kaum Zauberei, macht Euch deshalb keine Gedanken. Sie können nichts damit anfangen. Als er jung und sie eine Jungfrau war, war er ein Prinz und ein Narr von einem Idealisten. Ich hörte, daß der Gott sein leiblicher Vater und sie deshalb gar nicht seine Schwester ist, aber Ihr wißt ja, wie Legenden sind. Ihr Vater, der König, suchte sie vorteilhaft zu vermählen. Ein Erzmagier, von heute kaum noch vorstellbarer Macht, hielt um ihre Hand an, das war etwa zu der gleichen Zeit, als der Geheimnisvolle seinem Anspruch auf den Thron entsagte und sich als Philosoph und Einsiedler in eine Höhle zurückzog. Sie ging zu ihm, flehte ihn um Hilfe an, um einen Ausweg aus einer unerträglichen Lage, und überzeugte ihn, daß der Zauberer nicht mehr an ihr interessiert sein würde, falls sie entjungfert wäre, und daß er, der Geheimnisvolle, der einzige wäre, vor dem sie keine Angst hätte, während sie es bei jedem anderen als Schändung empfinden würde. Es gelang ihr fast mühelos, ihn zu verführen, denn er hatte sie sein ganzes junges Leben bereits geliebt, und gerade weil er sich von ihr, die vom gleichen Blut war wie er, so sehr angezogen fühlte, hatte er seinem Erstgeborenenrecht entsagt und war Einsiedler geworden. Sie dagegen liebte niemanden außer sich selbst; manches ändert sich eben nie. Er war klug genug zu wissen, daß er durch seine Handlung seine eigene Zerstörung herbeiführte, aber Männer neigen dazu, sich von Frauen vernichten zu lassen. In seiner Leidenschaft vermochte er nicht mehr klar zu denken. Als er wieder frei davon war, eilte er zu Vashankas Altar und warf sich darauf, sein Geschick dem Gott überlassend. Der Gott nahm ihn beim Wort, und als der Erzmagier kam, mit vier feuerspuckenden Augen und vier Mündern, die grauenvolle Flüche hervorstießen, schützte der Schild seines Gottes ihn zumindest teilweise. Doch der Fluch hält an. In alle Ewigkeit wandert er dahin und bringt jenen, die ihn lieben, den Tod, während er von jenen, die er liebt, gemieden und abgewiesen wird. Sie muß sich jedem, der sie für Geld will, hingeben; darf niemandes Güte dulden, wenn sie nicht will, daß man ihr all die schrecklichen Jahre ansieht und ihr wahres Alter erkennt. Und sie ist unfähig, Liebe zu geben, wie sie es immer war. Deshalb ist ihr auch der Weg zu den Göttern versperrt. Sie ist wahrhaftig verdammt.«
    Hanse starrte Stiefsohn, dessen Stimme heiser geworden war, an, als er eine Pause machte.
    »Wollt Ihr mir jetzt helfen? Bitte! Er würde wollen, daß Ihr derjenige seid.«
    Hanse machte ein Zeichen.
    »Er würde es wollen?« fragte er stirnrunzelnd. »Weiß er denn nichts davon?« Scharrend rutschte Nachtschattens Stuhl zurück.
    Abarsis streckte die Hand nach der Schulter des Diebes aus. Es war eine Bewegung schnell wie der Blitz und sanft wie ein Schmetterling, wenn er sich auf einer Blüte niederläßt. »Für einen Freund muß man das tun, was er selbst nicht kann oder darf. Bei so einem Mann kommt eine Gelegenheit wie diese selten. Wenn Ihr es nicht für ihn tun wollt, oder für das Geld, dann tut es für mich, und ich

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