Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Götter von Freistatt

Die Götter von Freistatt

Titel: Die Götter von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
wissen, daß es in meinem Land Sitte ist, jemandem, der einem Angehörigen des Hauses einen heldenhaften Dienst erwiesen hat, beim Kennenlernen ein kleines Geschenk zu machen.« Er nahm die silberne Scheide von seinem Gürtel und legte sie neben das Schwert, von dem Hanse die Hand zurückzog, als hätte er sich daran verbrannt.
    »Was habe ich denn für Euch getan?«
    »Habt Ihr etwa nicht den Geheimnisvollen aus großer Gefahr gerettet?«
    »Wen?«
    Das sonnengebräunte feingeschnittene Gesicht grinste verschwörerisch. »Ein wahrhaft tapferer Mann prahlt nicht. Ich verstehe. Oder hat es einen tieferen Grund? Das ...« Er lehnte sich vor (Hanse fand, daß er süß wie frischgemähtes Gras roch). »... ist, was ich wirklich wissen muß. Versteht Ihr mich?«
    Hanse bedachte ihn mit einem Adlerblick und schüttelte den Kopf, die Hände flach auf der Tischplatte neben dem herrlichen Schwert, das der Söldner Stiefsohn ihm anbot. Der Geheimnisvolle? Er kannte niemanden, der so genannt wurde.
    »Wollt Ihr ihn schützen? Das ist unnötig vor mir. Verratet mir, Nachtschatten, seid Ihr und Tempus etwa in Liebe verbunden?«
    »Mutter ...!« Sein Lieblingsmesser sprang ihm ungebeten in die Hand. Er blickte es sichtlich verblüfft an, ließ es in die andere Hand fallen und begann sich die Nägel damit zu säubern. Tempus! Der Geheimnisvolle! Hanses Blick liebkoste das verlockende Schwert. »Ich half ihm ein- oder zweimal, das ist alles.«
    »Das ist gut«, lobte der Jüngling ihn. »Dann brauchen wir nicht um ihn zu kämpfen. Auch könnten wir einen gewissen Handel abschließen, Dienst für Dienst, der mich glücklich und Euch, bescheiden geschätzt, zu einem sorglosen Herrn für mindestens sechs Monate machen kann.«
    »Ich höre«, versicherte ihm Nachtschatten und nutzte die Gelegenheit, das Messer in seine Scheide zurückzustecken. Das Schwert schob er in seine Hülle und zog es wieder heraus. Sehr wohl bemerkte er, und es schmeichelte ihm, wie die sechs Begleiter Abarsis’ ihn beobachteten.
    Als er die Worte »Brillantnadeln« und »Gerichtssaal« hörte, empfand er Unbehagen. Doch da wußte er schon nicht mehr, wie er sich in den blassen blaugrauen Augen Stiefsohns weniger heldenhaft zeigen sollte. Jedenfalls nicht, wenn es um eine solche Summe ging, wie Abarsis sie ihm anbot. Allein das edle Schwert, das er ihm so gleichmütig geschenkt hatte, als wäre es eine billige Klinge, verriet, daß der feingewandete Söldner tatsächlich zu bezahlen imstande war, was er da vorgeschlagen hatte. Und wenn er bereit war, das zu geben, was er verlangte, würde er auch mehr zahlen. So beeindruckt war Hanse von der Geheimnistuerei allerdings auch wieder nicht, daß er ohne Feilschen, wie es in Freistatt üblich war, gleich zugesagt hätte. Während er Stiefsohns wehrhafte Gefährten im Auge behielt, die wie Jagdhunde edler Zucht warteten, fiel ihm ihre Geschmeidigkeit auf, ihre makellose Statur und die schmalen Hüften unter den von den Gürteln hängenden Waffen. Wahrhaftig enge Freunde Abarsis’ mußten sie sein. Sehr enge!
    Stiefsohn war verstummt und wartete auf Hanses Antwort. Die verwirrend blassen Augen folgten jetzt Hanses unverhohlenem Blick zu dem kleinen Söldnertrupp.
    »Nun, werdet Ihr ja sagen, Freund des Geheimnisvollen? Und so auch mein Freund werden? Diese, meine anderen Freunde, warten nur auf Euer Einverständnis, Euch als Bruder umarmen zu dürfen.«
    »Ich bin mein eigener Herr«, murmelte Hanse.
    Abarsis hob eine geschwungene Braue. »Na und? Sie sind Angehörige eines Heiligen Trupps, ausgezeichnete Offiziere, Helden, jedes Paar.« Er blickte Hanse abschätzend an. »Kann es sein, daß das bei euch im Süden nicht üblich ist? Nach Eurer Miene zu urteilen, muß ich das annehmen.« Seine Stimme war weich wie fließendes Wasser. »Diese Männer haben mir und ihrem selbsterwählten Gefährten geschworen, selbst über ihre Ehre hinweg, ihr Leben einzusetzen, nie zu weichen und wenn es sein muß, Schulter an Schulter kämpfend zu fallen. Es gibt keine Verläßlicheren. Hätte ich tausend wie sie, würde ich über die Erde herrschen!«
    »Welcher ist Eurer?« Hanse bemühte sich, seine Stimme von jeglichem abfälligen Ton fernzuhalten, ja sie gleichmütig klingen zu lassen, und sich seine Erschütterung nur nicht anmerken zu lassen. Aber er wußte nicht, wohin er den Blick wenden sollte, so griff er schließlich nach dem kostbaren Geschenk und studierte die Schrift auf der Klinge.
    »Keiner. Ich verließ sie vor

Weitere Kostenlose Bücher