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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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denen ich vorher nichts wußte, zehn Männer, stell dir das vor! Du weißt ja selbst, wie schlecht die Jahreszeit jetzt zum Kochen ist. Nichts Frisches, keine Milch und keine Sahne, und die meisten Vorräte aufgebraucht!«
    Cythia nickte und lächelte spöttisch. »Da hilft nur starkes Bier oder schwerer Met!«
    »Genau!« Moria spürte, daß sie rot wurde. Sie sahen sich an und lachten.
    »Ich weiß von der Großmutter ein Rezept, das muß ich dir einmal verraten«, meinte Cythia. »Ein Sud besonderer Kräuter und Pilze, den man in den Met rührt. Du mußt vorsichtig damit umgehen, es ist recht gefährlich. Doch in der richtigen Menge zeigt es den Herren die Welt in so freundlichen Farben, daß du ihnen Schweinefutter vorsetzen könntest, und sie würden es loben!«
    »Wirklich?« Moria schüttelte ungläubig den Kopf. »Mutter hat davon nie ...«
    »Ich glaube nicht, daß Großmutter es unserer Mutter gesagt hat. Nur mir. Sie hat unserer Mutter manches nicht anvertraut, was sie mir offenbart hat. Sie hat immer befürchtet, Mutter könne sich vor Vater verraten –
    Aber du wolltest von deinem Gastessen reden. Ich nehme an, Schweinefraß hast du den Herren nicht vorgesetzt?«
    »Wohl kaum!« Moria lachte. »Ich hatte Holundersuppe und danach Linsen mit Räucherspeck vorbereitet und wollte Forellen grillen, dazu einen Salat aus den ersten zarten Löwenzahnblättern, aber für so viele Gäste war das natürlich kein Essen, die Fische reichten nicht, ich brauchte einen Gang, bei dem alle wirklich satt wurden. Ich habe es schon mit der Angst bekommen, denn ich hatte kein frisches Fleisch mehr, nicht ein Stück, wer will bei einem Gastmahl schon Pökelfleisch anbieten, und zum Schlachten war es natürlich zu spät. Zum Glück hatte ich gerade Brotteig fertig und den Backofen schon eingeheizt, da habe ich mich an die Erfindung unserer Mutter erinnert und Pökelfleisch mit dem Teig umwickelt und wie Brote gebacken, aber ich habe noch eingeweichte Trockenpilze, Kräuter und alten Schafskäse als Füllung dazugetan und war selber überrascht, wie gut und würzig das geschmeckt hat. Ja, und da hat er vor allen Gästen gesagt: Mein Haus ist jederzeit für Gäste bereit. Moria ist als Hausfrau unübertrefflich!
    »Das hört man gern!« stimmte Cythia zu. »Zumal so ein öffentliches Lob nicht gerade üblich ist. Aber ich finde, du hast es verdient. Was das Kochen anlangt, nimmst du es sogar mit unserer Mutter auf.«
    Moria ging nicht darauf ein. Jetzt, da sie endlich damit angefangen hatte, wollte sie weiter über Lykos reden. »Den ganzen Tag muß ich jetzt immer an ihn denken«, begann sie neu. »Es ist, als wäre er da, bei allem, was ich tue. Als stünde er neben mir und sähe mir bei der Arbeit zu und als spräche ich mit ihm.
    Und nachts ist es jetzt so – so stark. Du weißt schon, was ich meine, oder? Nicht mehr wie am Anfang, wo es nur eine Pflicht war.
    Weißt du, Cythia, ich habe nicht geahnt, daß es das gibt. Daß ich fähig bin, so etwas zu fühlen.«
    »Das freut mich für dich«, meinte die Schwester spröde.
    Moria beugte sich tief über ihre Näharbeit. Sie konnte Cythia jetzt nicht ansehen. Aber sie hatte einfach darüber sprechen müssen, und die Schwester war die einzige, der sie alles erzählen konnte.
    Nein, alles nicht.
    Das mit dem Knoten konnte sie ihr nicht erzählen.
    Sollte sie etwa sagen: Ich habe heimlich einen Zauber dagegen gefunden, daß er diese Naki begehrt? Und der Zauber hat geholfen?
    Laut fuhr sie fort: »Ich glaube auch, er geht in letzter Zeit nicht mehr zu der Nebenfrau. Er redet nicht darüber, und ich, ich frage ihn natürlich nicht. Aber – ich habe nie mehr blonde Frauenhaare auf seiner Kleidung ...« Sie brach ab, errötete. Cythia lachte.
    Die Hitze in Morias Wangen vertiefte sich. Sie ließ ihre Näharbeit sinken. »Oh, entschuldige! Ich bin ein Schaf! Ich habe nicht daran gedacht, daß du, daß Hairox ja zwei Nebenfrauen ...«
    Die Schwester lachte wieder, doch nun klang es sehr bitter. »Und du glaubst, das bedaure ich?! Du hast recht, Kleine, du bist wirklich ein Schaf! Wenn ich Hairox für etwas dankbar bin, dann dafür, daß er Anstand genug besessen hat, sich diese beiden Nebenfrauen zu nehmen und mich nicht häufiger zu belästigen, als unbedingt nötig ist, um mich regelmäßig zu schwängern! Es ist nicht gerade ein Vergnügen, mit dem Mann das Bett zu teilen, der einen geschändet hat!«
    Moria holte erschreckt Luft. »Es tut mir so leid«, sagte sie leise. »Es ist

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