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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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können, wenn ich sie um die rechten Dinge gebeten hätte. Aber sie verfügten nur über gewisse Dinge, mit denen sie mir helfen konnten. Sie boten mir nicht alles, was ich brauchte. Oder doch? Die Ungewißheit ist gräßlich. Sehe ich den Tod vor mir? Oder liegt in der Barke noch eine Möglichkeit? Ich habe jetzt nichts anderes mehr. Ich brauche die Barke mehr als je zuvor. Vielleicht habe ich deshalb alles durchmachen müssen? Aber muß es denn einen Grund geben? Zu viele Fragen, keine Antworten. Ich bin unfähig, mein Handeln zu rechtfertigen. Die verdammten Leute! Sie haben mir das angetan. Sie hätten wissen müssen, daß ich anders bin. Bin ich wirklich so anders? Jeder Gedanke führt zu einer neuen Frage. Ich glaube, ich habe noch eine Möglichkeit, wenn ich die Barke rechtzeitig erreiche. Ich muß mich hier ausruhen, aber nur kurze Zeit. Dann muß ich weiter. Mir bleibt nichts mehr übrig , als der Barke zu folgen. Nichts.«
    Tallows selbstgestellte Fragen wiederholen sich. Er sucht verzweifelt eine Antwort, die eine Antwort. Doch keine kommt.
      Das Gefühl des Alleinseins durchdringt sein ganzes Wesen. Wieder einmal ist er ganz auf sich angewiesen, aber er ist nicht mehr so unabhängig oder selbstsicher wie einst. Er hat zerstört und ist zerstört worden. Alle Stärke in ihm, gut oder schlecht, was es auch war, alles Vertrauen ist verschwunden, ist aus ihm herausgebröckelt und hat nur Schwäche hinterlassen und den
    Traum, die verlorene Stärke wiederzuerlangen.
    Vielleicht hat er sich zu sehr bemüht, oder nicht kräftig genug? Er weiß es nicht. Die Unentschlossenheit, die alte Unentschlossenheit ist zurückgekehrt, und sie ist jetzt schrecklicher geworden, weil sie abstrakt ist. Er hat nichts Greifbares in den Händen.
    Stundenlang kommen die Fragen, und er möchte seinen Geist verschließen, die Vergangenheit und die Hoffnungen auf die Zukunft vergessen. Er ist zutiefst verängstigt. Die Furcht ist vielleicht das einzige in seinem Dasein, das wirklich spürbar ist. Aber gerade die Spürbarkeit entsetzt ihn, und ihm wäre lieber, es gäbe überhaupt nichts zu spüren. Auf die Art könnte er vielleicht entkommen. Die Tage vergehen.
    Er verbringt seine Zeit mit Essen und Schlafen. Die Stunden, in denen er wach ist, bringt er mit verzweifelten Versuchen hin, seine verwirrten Gedanken zu verdauen. Wenn er schläft, quälen ihn Alpträume, in denen er die spöttischen, baumelnden, flatternden Leichname derer sieht, die er vernichtet hat. Schließlich geht es ihm körperlich gut, und man bringt ihn an sein Boot, und die Leute von Melibone wünschen ihm Glück. Er setzt benommen die Segel, fährt den Fluß hinab, und sie stehen und starren ihm nach.

    Achtzehntes Kapitel

    T allow erblickte flüchtig die goldene Barke wieder, als
    er Melibone noch gar nicht lange verlassen hatte. Das
            Gefühl der Erleichterung lief wie ein Beben durch seinen Körper, und er stellte hastig die Segel richtig und versuchte, die Barke einzuholen. Aber eine Flußbiegung und noch eine nahmen ihm wieder die Sicht. Zum ersten Mal seit Wochen war Tallow beruhigt, war er sich sicher, daß er sie wiedersehen würde.
    Zu seiner furchtbaren Enttäuschung durchfuhr er dann eine Biegung und entdeckte, daß der Fluß sich in zwei Arme gabelte und daß die Barke verschwunden war. In welcher Richtung? Die lange Insel, die wie ein Krokodil in der Flußmitte lag, das ein Sonnenbad nimmt, unterschied sich von den beiden Ufern, die mit dichtem Gebüsch bewachsen waren. Sie war besiedelt. Soweit Tallow sehen konnte, waren die Gebäude anscheinend planlos über sie verstreut. Dazwischen wuchsen nur sehr wenige Bäume. Tallow versprach sich etwas von den Gebäuden. Es war schon denkbar, daß jemand die Barke vorbeifahren sah und ihm sagen konnte, welche Richtung sie eingeschlagen hatte. Die Vergangenheit hatte ihn gelehrt, wenig zu erwarten, auch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß niemand sie gesehen hatte. Aber in seiner Lage war das die einzige Hoffnung, und er mußte wenigstens versuchen, die Inselbewohner zu befragen. Er wußte nicht, was er sonst hätte unternehmen können.
    Die Insel hatte keine richtige Kaianlage, an der Tallow sein Boot festmachen konnte, sondern nur Landungsstege, die wahllos an ihrem Ufer verteilt waren. Er wählte einen, der fester als die anderen gebaut schien, und er vertäute sein Fahrzeug und kletterte die Holzleiter hinauf, die zum Steg emporführte. Ein paar neugierige Kinder blieben

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