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Die goldene Pyramide

Die goldene Pyramide

Titel: Die goldene Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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Ein Glück war es, daß es keine Eingeborenen auf der Venus gab; der Planet befand sich gerade in einem geologischen Zeitalter, der etwa der irdischen Kreidezeit entsprach. So also ließen die Männer der Urrasse sich nieder, ebneten den Boden ein, bepflanzten ihn wieder, und eine Zeitlang schien es, als sei die alte ruhmreiche Zeit zurückgekehrt. Sie erbauten diese Pyramide hier, gewannen das Gold durch Atomzertrümmerung aus Sand und Steinen und schufen ein Bauwerk, das den Stürmen aller Zeiten standhalten sollte.“
    Der Fremde starrte Thorn an, rätselhaft glommen seine albino-roten Augen in dem unbewegten Gesicht.
    „Vielleicht interessiert Sie der Hinweis, daß die äußeren Blöcke nicht etwa vergoldet, sondern vielmehr massives Gold sind.“
    „Wie?“ Ungläubig blickte Thorn den Fremden an. „Das ist doch ausgeschlossen! Das Gewicht müßte so ungeheuer sein, daß nichts diese Blöcke tragen könnte.“
    „Meinen Sie? Nun, der Boden hier trägt das Gewicht der Kuppel ja auch. Gewiß sehen Sie doch, daß der Innenraum viel zu groß ist, als daß die Blöcke ihr eigenes Gewicht zu tragen vermöchten – die Kuppel müßte nach menschlichem Ermessen längst eingestürzt sein, nicht wahr?“
    „Darüber habe ich mich auch schon gewundert“, sagte Thorn langsam. „Ich dachte, es sei vielleicht eine optische Täuschung. Das matte, gleichmäßige Licht bewirkt womöglich, daß die Halle größer aussieht, als sie in Wirklichkeit ist.“
    „Nein. Vielmehr ist die Kuppel die obere Halbkugel eines statischen Kraftfeldes, eine Anordnung von Atomen, die in vollkommenem Gleichgewicht gehalten werden – ein Gleichgewicht, das keine materielle und kaum eine immaterielle Kraft zu durchbrechen vermag.“
    „Aber wir sind doch hereingekommen!“ wandte Thorn ein.
    „Sie sind durch den einzigen Eingang in der Mauer hereingekommen. Das Kraftfeld wurde verzerrt, und deshalb gelang es Ihnen hereinzukommen.“
    „Ach so.“ Gedankenvoll runzelte Thorn die Stirn, und seine grauen Augen bewölkten sich, während er den Fremden fest anblickte. „Das würde also bedeuten, daß Teile des alten Mechanismus noch funktionieren. Gewöhnlich ist das Kraftfeld also intakt, und irgend etwas, was wir taten, ließ es den Eingang öffnen.“
    „Sehr richtig.“ Ruhig blickte der Fremde die Eindringlinge an. „Sie glaubten, die Türen arbeiteten chemophysikalisch, würden von Lichtstrahlen gesteuert – aber da haben Sie sich getäuscht. Vielmehr reagiert ihr Verschluß auf ein bestimmtes geistiges Kommando, ausgegeben von einem Wesen von bestimmtem Intelligenzniveau. Als Sie nun Ihre Waffe abfeuerten, da konzentrierten Sie gleichzeitig alle Ihre Gedanken auf den Wunsch, die Tür möge sich öffnen. Und das allein hätte genügt – die Wirkung der Waffe war völlig unwesentlich.“
    „Ich verstehe.“ Thorn blickte den Fremden mit plötzlichem Mißtrauen an, aber er ließ seine Zweifel nicht laut werden. „Sie haben vorhin gesagt, die Urrasse habe diese Pyramide errichtet. Warum eigentlich?“
    „Die Männer erkannten sehr wohl, daß sie der Dekadenz nicht entgehen konnten. Und, wie gesagt: Verschiedene Schiffe waren zu fernen Sternen aufgebrochen; Es stand zu erwarten, daß sie einst zurückkehren würden. So wurde die Pyramide errichtet, um gleichzeitig Richtstrahl und Materialspeicher für die Heimkehrer zu sein. Nachdem die Angehörigen der Urrasse den Bau vollendet hatten, gaben sie ihrer dahinschwindenden Lebenskraft nach und beschäftigten sich mit verbotenen Wissenschaften. Aus ihren Laboratorien entstiegen seltsame Lebensformen, Tiere, Insekten, sogar abstoßende Pilzarten und halbtierische Hydra-Ranken. Aus einem einst angenehm bewachsenen Park wurde der Planet zu einem üppig wuchernden Urwald. Nur um diesen Mittelpunkt hier blieb das Gelände sauber. Eine kaum merkliche Ausstrahlung des Kraftfeldes, eine störende Vibration des Luftspiegels, hinderte das künstliche Leben dar an, sich zu dicht heranzuschieben.“
    „Einen Augenblick!“ Mit gerunzelter Stirn starrte Pat den Fremden an. „Sie haben gesagt, die Venus habe keine menschenähnlichen Bewohner gehabt. Meinten Sie das ganz wörtlich?“
    „Gewiß.“
    „Was aber ist dann mit den Eingeborenen? Sind auch sie von der Urrasse geschaffen worden?“
    „Nein. Die Eingeborenen sind alles, was von der göttergleichen Urrasse übriggeblieben ist.“ Zum erstenmal verriet der hochgewachsene Fremde Anzeichen innerer Erregung. Seine Augen trübten sich, und sein

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