Die goldene Pyramide
Errungenschaften des Menschengeschlechtes blickt? Es wäre ihm nicht einmal möglich, auch nur annähernd die Funktion der alltäglichsten Geräte zu erfassen.“
Er nickte den beiden zu. „Jawohl, und hier sind wir genau solche Barbaren. Wir können das alles einfach nicht begreifen.“
„Darüber bin ich froh!“ flüsterte Pat. „Heilfroh bin ich, daß Sie genau wissen, was Sie zu tun haben. Der Raum hier umschließt nämlich mehr als Reichtum; hier befindet sich der Schlüssel zu den Sternen. Denken Sie doch nur, Thorn! Eine ganz neue, andersartige Technologie gesellt sich zu der unseren. Mit dem, was diese Maschinen uns lehren, können wir tausend Jahre weit in die Zukunft vorauseilen. Unsere Raumschiffe können tatsächlich die Sterne erreichen, und alle Geheimnisse der Vergangenheit werden uns gehören.“
„Nein.“
„Nein?“ Sie starrte ihn an. „Wieso nein, Thorn? Was meinen Sie?“
„Ich meine, es wäre besser, wenn wir vergäßen, was hier gewesen ist. Wenn wir so täten, als sei es nie gewesen.“
„Ich verstehe Sie aber wirklich nicht.“
„Nein? Sie sprechen davon, die Sterne zu erreichen, und dennoch vergessen Sie vollkommen, daß wir bisher nicht einmal gelernt haben, auf der Erde Frieden zu halten. Sie meinen, wir sollten mit unserer ganzen technischen Entwicklung einen Sprung über tausend Jahre machen, obwohl wir unseren gegenwärtigen Fortschritt gar nicht seelisch zu bewältigen vermögen. Nein, Pat. Nach unserer inneren Haltung sind wir noch immer nicht weiter als die ersten Höhlenmenschen, und nach wie vor neigen wir dazu, unsere Meinungsverschiedenheiten mit dem Knüppel auszutragen. Eine bessere Technologie würde daran nicht das geringste ändern. Sie würde dem Menschen nur die Möglichkeit bieten, seinen Fuß auf noch mehr fremde Nacken zu setzen; und wie lange würde es dauern, bis wir auf eine andere Rasse träfen, die uns gewachsen ist?“
„Nun verstehe ich.“ Gebannt schaute sie ihn an, und in ihren klarblauen Augen stand ein ganz seltsamer Ausdruck. „Sie halten nicht viel von unserer eigenen Rasse, nicht wahr?“
„Hätte ich denn irgendwelchen Anlaß, sie zu lieben?“ Seine Lippen wurden schmal, bittere Erinnerungen stiegen vor ihm auf, und dann blickte er zu seinem Kameraden hinüber, der eben eine der fremdartigen Maschinen von neuem untersuchte. „Sie haben mich einmal gefragt, warum ich Geld haben möchte, und Sie staunten darüber, daß ich mich mit jemand wie Scrivner zusammengetan habe. Möchten Sie noch immer eine Antwort auf diese Frage haben?“
„Natürlich.“ Sie lächelte und drückte sanft seinen Arm.
„Pat … ich …“ Er biß sich auf die Lippen. „Ich war Stellvertretender Kommandant eines Passagier-Raumschiffes“, fing er plötzlich an, nachdem er sich einen sichtlichen Ruck gegeben hatte. „Wir machten eine reine Vergnügungsfahrt. Ein Millionär hatte unser Schiff für einen Ausflug in den Weltraum gechartert, und er bestand darauf, daß wir einen Vorstoß in den Gürtel der Asteroiden wagten. Da der Kapitän plötzlich an Blauem Fieber erkrankte, lag das Kommando bei mir. An Bord war auch ein junges Mädchen, schön, verwöhnt, ausgelassen und stets auf der Suche nach neuen Sensationen. Ich war damals noch jung, und so erlaubte ich ihr, zu mir in die Steuerkanzel zu kommen. Vielleicht war es wirklich reines Pech, vielleicht lag es auch daran, daß ich versuchte, das Schiff zu steuern, ohne richtig ausgeschlafen zu sein, vielleicht aber stellte ich mich auch nur dumm an – jedenfalls gerieten wir zwischen zwei kleine Asteroiden, und das Schiff ging zu Bruch.“
„Ich glaube, ich erinnere mich noch an den Unfall“, sagte Pat langsam. „War das nicht der ‚Goldstern’?“
„Jawohl, genau das; das luxuriöseste Schiff der Stern-Reederei. Und als es zu Bruch ging, war ich Kommandant! Natürlich kam ich vor Gericht, und man klagte mich der Pflichtvergessenheit und sträflicher Nachlässigkeit an. Hauptbela stungszeugin war das Mädchen, von dem ich vorhin erzählt ha be. Sie schwor, ich hätte alle anderen aus der Pilotenkanzel gewiesen und versucht, sie zu küssen, gerade als der Zusammenstoß erfolgte. Natürlich war das glatt gelogen, aber was konnte ich denn tun? Meine eigenen Zeugen waren tot oder verstreut, und ich hatte nicht das Geld, mir einen guten Anwalt zu nehmen oder die wenigen Leute zusammenzurufen, die meine Unschuld hätten belegen können. So verlor ich meine Stellung, mein Patent und meinen guten Ruf.
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