Die goldene Pyramide
zusammen haben, das nur den geringsten Wert darstellt, müssen wir es verkaufen, um Salz und sonstige dringend notwendige Dinge erwerben zu können. Und außerdem sind wir beide, Scrivner und ich, von einem Schiff davongelaufen. Ehe wir deshalb daran denken könnten, uns eine Fahrkarte zu kaufen, müßten wir zunächst eine beachtliche Strafe zahlen oder aber unsere Schuld in einem strengen Kontrakt abarbeiten. Das ist der Grund, weshalb wir nicht in der Siedlung wohnen.“
„Richtig verstehe ich das noch immer nicht. Wenn es hier so schlimm aussieht – warum sind Sie dann überhaupt gerade auf der Venus desertiert?“
Thorn schluckte schwer.
„Warum sind Sie denn hergekommen?“ fragte er ruhig. „Was treibt Sie, von einer fremden Welt in die andere zu jagen? Geld? Das kann ich mir nicht denken. Ruhm? Ihr Name ist heu te bereits im ganzen Sonnensystem bekannt. Warum haben Sie ihre Heimat und alle Behaglichkeit hinter sich gelassen?“ Er blickte das Mädchen fragend an. „Nun, warum?“
„Ich bin mitgefahren, weil ich bei meinem Vater sein wollte.“
„Und mich treibt ein Traum. Ich wollte reich werden, und zwar so schnell wie irgend möglich“, erklärte Thorn.
„Oh.“
„Das wirft Sie um, wie? Ich war stellvertretender Kommandant eines Raumschiffes. Ein guter, angenehmer Posten war das, den ich lange, lange hätte behalten können. Aber was dann? Bezahlt wurde nicht viel, das Leben war schrecklich eintönig, und im Alter würde man der nackten Not ins Auge sehen. Da ließ ich es darauf ankommen. Ich lief meinem Kommandanten davon und hoffte, schnell zu Reichtum zu kommen. Es ging daneben. Und nun sitze ich hier auf der Venus fest. Das Geld für die Heimfahrt bringe ich nicht mehr zusammen. Einen Platz in der Mannschaft eines Raumschiffes gibt mir niemand mehr. Wer will schon etwas mit einem Deserteur zu tun haben? Und so werde ich genauso sterben, als wenn ich mein Leben lang anständig gearbeitet hätte: in Armut.“
„Sie sind ein intelligenter Mann“, schaltete Fenshaw sich ein, „Ihnen kann man mit großen Versprechungen keinen Sand in die Augen streuen. Deshalb müssen Ihnen die Lebensbedingungen hier bekannt gewesen sein, ehe Sie sich entschlossen, von Ihrem Schiff zu laufen. Warum haben Sie es getan?“
„Warum ich davongelaufen bin? Das habe ich doch gesagt.“
„Nein. Sie haben nur gesagt, Sie hätten zu Geld kommen wollen. Aber das war nicht der eigentliche Grund. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir ehrlich sagten, welchen Anlaß Sie in Wirklichkeit hatten. Was brachte Sie so weit, alles auf eine Karte zu setzen?“
„Ein Mann war noch im Spiel, er hieß Bronson“, gab Thorn brummig zu. „Ein kluger Kerl, Ingenieur. Ein Mann, der viele Bücher studiert hatte und viele Jahre auf Reisen war. Er hatte eine Idee – eine Theorie, wenn Sie es so nennen wollen. Und diese Theorie war unbedingt einleuchtend. So einleuchtend erschien sie mir, daß ich bedenkenlos mitmachte, als er vom Schiff desertierte; so einleuchtend, daß der Bursche hier, Scrivner, es sich gegen unseren Willen einfach nicht nehmen ließ, ebenfalls mitzumachen. Er hat uns gezwungen, ihn mitzunehmen – sonst wollte er uns verraten.“
„So war das?“
„Bronson ist inzwischen tot. Es gibt viele Arten hier auf der Venus, zu sterben; und er hat den Tod gefunden, ehe er noch Zeit hatte, seine Theorie zu erproben und zu erfahren, ob sie richtig war.“
„Und was besagte die Theorie?“
Thorn schüttelte lächelnd den Kopf. „Auf keinen Fall werde ich Ihnen das verraten, nicht einmal für eine Fahrkarte zurück zur Erde.“
„Darf ich vielleicht fragen, warum Sie nicht zu dem Reichtum gekommen sind, um dessentwillen Sie hergekommen sind?“
„Um ihn zu erlangen, müßte man einen Weg machen. Das wußten wir von vornherein, aber niemand konnte ahnen, wie schwierig es sich erweisen sollte, diese Expedition zu starten. Aufgebrochen sind wir zu dritt, aber ehe wir neunzig Kilometer hinter uns gebracht hatten, war Bronson schon tot, und Scrivner tobte in wirren Fieberdelirien. Ehe wir noch umkehren konnten, hatte ich mir die gleiche Krankheit zugezogen. Wir konnten noch von Glück sagen, daß wir beide lebend zurückkamen.“
„Und nun sitzen Sie hier, gequält von der Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, gepeinigt von schmerzendem Heimweh und doch wissend, daß es nie mehr eine Heimkehr für Sie geben wird!“
„Woher wissen Sie das?“
„Solche Männer gibt es überall. Sie können sie auf dem Mars
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