Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
kurzfristigen Konsequenzen als auf die langfristigen. Die langfristigen Probleme scheinen immer «irgendwo in weiter Ferne» zu liegen, bis diese weite Ferne allmählich immer näher heranrückt und schließlich zur bitteren Realität wird.
Wer mit dem Rauchen aufhört oder irgendeine andere selbstzerstörerische Gewohnheit aufgibt, muß für eine relativ kurze Zeit Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, gewinnt aber langfristig einen großen Vorteil. Wenn wir unserem Basis-Selbst
helfen, «-wirklich zu werden», und es dazu erziehen, auch langfristige Konsequenzen – positive wie negative – zu erkennen und zu berücksichtigen, können wir uns von unseren alten Gewohnheiten befreien.
Aber meist begnügen wir uns mit einer raschen Beseitigung der Symptome und kehren die Ursache des Problems unter den Teppich. Vor Jahren, als Joy und ich ein Studentenwohnheim am Oberlin College leiteten, klopften manchmal Studenten bei uns an, die vom vielen Feiern schon ganz krank waren. Sie baten uns um eine Tablette, die sie von den lästigen Symptomen befreite, damit sie weiter dem frönen konnten, was sie krank gemacht hatte. Wenn wir nur die Symptome heilen, statt uns Gedanken über die Lebensweise zu machen, die zu diesen Symptomen geführt hat, unterliegen wir immer wieder demselben Kreislauf – bis wir die Dinge endlich so akzeptieren, wie sie sind.
Entscheidungen und Konsequenzen
Erinnere dich an eine wichtige Entscheidung, die du vor ein paar Jahren getroffen hast. Das kann etwas sein, was du getan, oder auch etwas, was du unterlassen hast. Blicke objektiv auf diese Entscheidung zurück – ohne Bedauern, ohne Werturteile.
Und jetzt mache dir die Konsequenzen dieser Entscheidung klar. Stelle dir folgende Fragen:
Was für positive Auswirkungen hat die Entscheidung gehabt?
Was für negative Folgen hatte sie?
Würdest du heute anders entscheiden?
Hast du daraus etwas gelernt, was dir jetzt oder in Zukunft weiterhelfen kann?
Vor ein paar Jahren habe ich sehr nachdrücklich erfahren, was für Konsequenzen es haben kann, wenn man die Warnschilder des Lebens übersieht. Ich war im Yosemite-Nationalpark den schmalen Mist Trail zu den Vernal Falls hinaufgewandert. Dort traf ich einen Parkaufseher, der mir eine wahre Geschichte erzählte:
Vor kurzem war eine Frau hier an dieser Stelle an dem Bach, der den Wasserfall speiste, über das niedrige Geländer gestiegen. Sie setzte sich am Ufer nieder, zog ihre Wanderschuhe aus und stellte die Füße in das ruhige, seichte Wasser. Nur zwanzig Meter weiter verwandelte dieses friedliche Bächlein sich in einen tosenden Wasserfall und stürzte Hunderte von Metern in die Tiefe.
Der Aufseher lief zu der Frau hinüber, um sie zu warnen. Er war noch etwa hundert Meter von ihr entfernt. Als sie aufstand und im knietiefen Wasser herumwatete, begann der Parkaufscher zu rennen. Plötzlich sah er, wie sie ausrutschte. Jetzt saß sie im Wasser. Ein paar Sekunden später hatte die starke Strömung sie erfaßt und zog sie über rutschige Steine auf den Abgrund zu. Er schrie – aber es war zu spät. Er sagt, daß er den Ausdruck in den Augen dieser Frau, als sie in den Abgrund stürzte, nie vergessen wird – keine panische Angst, nur argloses Erstaunen.
Ein paar andere Leute kamen dazu, die den Vorfall beobachtet hatten – genauso fassungslos angesichts des unerwarteten Dramas, das sich an diesem scheinbar friedlichen Fleckchen Erde abgespielt hatte. Sie konnten es so wenig glauben wie die Frau selbst. Man hätte sich leicht vorgaukeln können, daß hier gar nichts passiert war. Aber die Wanderschuhe standen immer noch am Ufer.
Der Aufseher wies hinter sich auf ein Warnschild, das nicht zu übersehen war. Ich drehte mich um und las: «Vorsicht, starke Strömung! Nicht in das Wasser hineinwaten oder schwimmen.» Unter der ruhigen Wasseroberfläche herrschte ein mächtiger Sog, der alles in den Wasserfall hinunterzog. Die arme Frau hatte das Schild entweder nicht gesehen oder die Warnung ignoriert.
Auch das Leben kann wie ein friedlicher Teich sein, unter dessen glatter Oberfläche ein gefährlicher Sog lauert. Im Reich des friedvollen Kriegers können Winde und Strömungen sich von einer Sekunde zur anderen ändern. Wir tun gut daran, optimistisch zu bleiben, aber unsere Augen offenzuhalten und stets auf warnende Zeichen zu achten. Wachbleiben ist eine wichtige Voraussetzung fürs Überleben.
Die Naturgesetze – die fundamentalen Prinzipien der Realirät
– sind Stütze und Schwert des
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