Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
es in verschiedene Bewußtseinsarten ein. Eine davon, das Denken, ist, wie wir bereits wissen, eine willkürliche Geräuschkulisse zufälliger Bilder, Worte, Bedeutungen, Interpretationen, Assoziationen und Ansichten, die zwischen uns und einer klaren, einfachen, direkten Wahrnehmung der Welt stehen. Mit anderen Worten: Die Welt ist nicht so, wie wir denken.
Wenn wir zum Beispiel in den Park gehen oder uns in der Stadt aufhalten, können wir uns Gedanken darüber machen, was wir sehen – wir können die Frau, die ihren Hund frei herumlaufen läßt, innerlich kritisieren; wir können uns fragen, ob der Obdachlose, der auf uns zukommt, uns wohl um Geld anbetteln wird, und uns schon einmal eine Antwort zurechtlegen; und wir können uns über die Teenager ärgern, die ihr Radio so laut aufdrehen, daß der ganze Park mithört. Wir können uns aber auch auf eine Parkbank setzen und ohne jeglichen Gedanken Zwiesprache mit der Natur halten, die Energie spüren und alles, was wir sehen, und die vielen verschiedenen Menschen, die an uns vorbeigehen, ganz einfach genießen.
Wie man seine rastlosen Gedanken bezähmt
Unser Verstand ist wie ein Radio, das ständig spielt (außer im Tiefschlaf) und sich selbst von einem Sender zum anderen umschaltet. Wahrscheinlich erfüllt dieses Phänomen durchaus einen sinnvollen Zweck – es ist eine Art Befreiung für unser
Nervensystem –, und unsere willkürlichen Gedankenformen sind vielleicht unvermeidliche Nebenprodukte unseres Gehirns. Unsere Gedanken zu bezähmen bedeutet nicht unbedingt, daß wir diese ständige Geräuschkulisse abstellen müssen. Wir müssen nur erkennen, daß dieser Lärm nicht mit uns identisch ist, damit wir nicht verrückt werden, wenn wir in unserem Kopf Hardrock zu hören bekommen, oder unwillkürlich in eine schwermütige Stimmung geraten, wenn Geigen spielen. Und uns muß auch klarwerden: Sobald wir merken, auf welchen Sender unser Radio eingestellt ist, erhalten wir auch die Möglichkeit, uns selber einen Sender auszusuchen.
Socrates erklärte mir das damals mit Hilfe eines ganz anderen Bildes. «Unsere Gedanken sind wie ein bellender Hund», sagte er. «Du brauchst den Hund nicht abzuschaffen. Schließlich ist es normal, daß Hunde bellen. Aber du mußt ihn so erziehen, daß du nicht die Kontrolle über ihn verlierst. Halte ihn an der Leine. »
Wenn wir das Radio unseres Verstandes als das akzeptieren, was es ist, können wir mit ihm umgehen. Dann lernen wir, den Sender selbst einzustellen, und schließlich lernen wir auch, es leiser zu stellen, damit wir die Vögel singen hören und in der Stille zu uns selbst finden können.
Gedanken und Bedeutungen
Das Leben ist von einem Geheimnis umgeben. Wir können über fast alles auf der Welt nahezu unendlich viele Fakten im Kopf haben, aber trotzdem wissen wir niemals, was es eigentlich ist – jedenfalls nicht wirklich. Wenn wir erkennen, daß nichts irgendeine Bedeutung hat und daß wir unsere Bedeutungen selbst erfinden, ist das das erste große Erwachen für uns.
Das meiste von dem, was wir sehen, hören, berühren, schmecken oder riechen, existiert wirklich. Doch in dem, was wir darüber sagen, denken oder glauben, spiegelt sich unser eigenes Denken wider. Wenn man das begreift, dann hat man einen größeren Zusammenhang oder eine höhere Ebene, von der aus man die Arbeitsweise seines Verstandes beobachten kann, statt darin gefangen zu sein. Das ist eine Art ständiger «Meditation». Bei genauerem Hinsehen wird uns klar: Immer wenn wir ein Problem hatten, dann hatte irgend etwas irgendeine
Bedeutung für uns. Wir deuteten, erinnerten uns, verglichen und urteilten.
Ich möchte an einem Beispiel zeigen, wie wir uns unsere Bedeutungen und Realitäten selbst schaffen. Zwei Familien – die Bakers und die Johnsons – wohnen nebeneinander. Beide Väter sind die ganze Woche über unterwegs und kommen immer nur am Wochenende nach Hause.
Mrs. Baker beklagt sich den Kindern gegenüber öfters: «Euer Vater ist nie für euch da, wenn ihr ihn braucht, weil er dauernd unterwegs sein muß. Er sieht euch immer nur am Wochenende.» Diese Kinder werden sich später daran erinnern, daß ihr Vater «nie da war» und «nie Zeit für sie hatte», außer am Wochenende.
Mrs. Johnson erzählt ihren Kindern etwas ganz anderes: «Ihr habt einen wunderbaren Vater! Er tut alles für euch. Obwohl er gern immer bei uns wäre, arbeitet er die ganze Woche über hart, um uns zu ernähren, damit er seine schönste Zeit am
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