Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
werden wir uns der emotionalen/mentalen Ebene bewußt: Wir fangen an, uns zu langweilen, und fragen uns, wie lange wir wohl schon so dasitzen. Ein alter Ärger oder irgendeine emotional belastende, unerledigte Geschichte dringt wieder in unser Bewußtsein – eine Sorge, etwas, was wir bereuen, ein Problem. Wir fangen an, über mögliche künftige Ereignisse nachzudenken, oder geben uns angenehmen Phantasievorstellungen hin. Davon können wir uns so hinreißen lassen, daß wir den Sinn der Meditation – Einsicht ohne Anhaftung, Sehen und Loslassen – vergessen. Doch wenn wir immer wieder daran denken, diese Gedanken und Gefühle vorüberziehen zu lassen und unsere Aufmerksamkeit zurück auf den Gegenstand unserer Meditation oder auf einfaches Gewahrsein richten, dringt unsere Aufmerksamkeit zu einer noch tieferen Ebene vor.
Nun beginnt unsere Meditation viel interessanter zu werden, denn auf dieser Ebene sendet das Basis-Selbst uns Botschaften in der ihm eigenen symbolischen Verschlüsselung, so wie im Traum. Wir beginnen rasch vorbeihuschende Bilder und halluzinatorische Klänge wahrzunehmen, ein Gesicht, das wir schon seit Jahren nicht mehr gesehen haben, kreative Ideen oder Inspirationen. Es ist bestimmt nicht leicht, sich von dieser Ebene zu lösen. Doch wenn wir die Aufmerksamkeit jetzt wieder auf den Prozeß der Meditation richten, dann kann sie eventuell die Leere berühren: das Nichts, das reine, transzendente Sein, die große Ruhe, in der es kein Ich mehr gibt.
In dem Augenblick, wo das Bewußte Selbst sich wieder dazwischendrängt – «Toll! Ich erlebe die Leere!» –, ist natürlich alles vorbei, und wir werden wieder auf die emotionale/mentale Ebene zurückgezogen.
Während wir die Leere erleben, stimmt unsere Aufmerksamkeit sich immer feiner ein, und auf der anderen Seite dieses stillen Ortes fließt der tiefe, unterirdische Bewußtseinsstrom, der alles miteinander verbindet. Dort können wir alles wissen und kennen, aber das kümmert uns dann nicht mehr. Haben wir einmal eine Verbindung zu diesem Ort hergestellt, ist es leichter, wieder dorthin zurückzukehren, denn jetzt «weiß» unsere Psyche, «wo er ist». Das Ganze ähnelt jetzt dem Lernprozeß des Körpers, sich zu entspannen.
Die volle Entfaltung des Meditationsprozesses kann viele Monate und Jahre dauern. Das hängt von unserer Bereitschaft ab. Unsere Entschlossenheit, losgelöstes, reines Gewahrsein zu bleiben, wirkt sich auch auf die tiefsten (oder höchsten) Ebenen der Erkenntnis, der Erfahrungen und Phänomene aus.
Aufmerksamkeit
Stillsitzen, die Augen für ein paar Minuten schließen und einfach nur atmen, das kann jeder. Es mag auch aussehen wie Meditation, aber in Wirklichkeit macht man vielleicht nur ein Nickerchen im Sitzen oder läßt einfach seine Gedanken schweifen und träumt in den Tag hinein. Stillsitzen und In-sich-Hineinschauen kann Raum für kreative Ideen schaffen, ist aber nicht unbedingt echte Meditation.
Meditation entspringt aus einem zweifachen Vorsatz: Einblick in unsere Gedanken zu bekommen und sie, ohne anzuhaften, loszulassen.
Man muß bei der Meditation nicht unbedingt sitzen. Man kann auch im Stehen, Liegen oder Laufen meditieren, solange man aufmerksam bleibt, den Standpunkt des unbeteiligten Zeugen beibehält und die Aufmerksamkeit auf etwas Höheres richtet als seine Gedanken.
Beim Laufen, beim Sport oder bei irgendeiner anderen Bewegungsform können wir dynamische, bewegte Meditation praktizieren. Es ist auch Meditation, wenn wir unsere volle Achtsamkeit
darauf richten, was wir tun, so wie wir es z. B. beim Autofahren machen (besonders bei einem Autorennen, wo Unaufmerksamkeit tödlich wäre) oder bei einem Videospiel. Alles, was wir im Laufe unseres täglichen Lebens tun, vom Schuhezubinden bis zum Frühstücken, kann zu einer Form der Meditation werden, wenn wir ihm unsere volle, bewußte Aufmerksamkeit widmen, statt in den Bereich zufälliger Gedanken abzuschweifen.
Richtlinien für die Meditation
Sollten wir uns entscheiden, Meditation freiwillig, bewußt und regelmäßig zu praktizieren, können uns die folgenden Prinzipien, die auf dem Verständnis des Basis-Selbst basieren, helfen:
Nimm dir fest vor, jeden Tag zu meditieren, egal, was passiert – selbst wenn es nur ein paar Minuten sind. Zwanzig Minuten pro Tag lassen sich viel leichter einhalten als ein – bis zweimal pro Woche eine Stunde. Zehn Minuten oder fünf Minuten, selbst eine Minute, sind wesentlich besser als gar
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