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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Erst als ich das Fenster öffnete und er mich mit der Pistole
bedrohte, merkte ich: Der Mann ist maskiert. Mit so einer Maske, die ein
Gesicht nachbildet — halbwegs natürlich. Im Fasching habe ich das häufig
gesehen. Sie bedeckte das ganze Gesicht. Es war ein großer Kerl. Heller
Regenmantel. Handschuhe. Schildmütze. Die Stimme klang dumpf. Vielleicht
infolge der Maske.“
    „Sie mußten ihm öffnen. Was
sagte er?“
    „Er verlangte, daß ich alle
Narkotika zusammenpacke, die ich im Laden habe. Ich versuchte, mit ihm zu
reden. Aber er wurde so drohend, daß ich mich gefügt habe.“
    „Wie lange hat alles gedauert?“
    „Vielleicht zehn Minuten. Dann
hat er mich in den Keller gescheucht und eingesperrt. Hat die Schlüssel
sicherlich mitgenommen.“
    „Lassen Sie am Eingang das
Schloß auswechseln“, riet Glockner.
    Rädl wirkte überrascht.
Offenbar hatte er daran noch nicht gedacht. Dann nickte er.
    Gaby sah hinaus auf die Straße,
und ihre Kornblumenaugen wurden weit.
    Ossi und Jo schlurften über die
Fahrbahn. Zur Feier des Sonntags trugen sie frisch-weiße T-Shirts, und die
Gesichter grinsten. Ossi paffte eine lange, dünne Zigarre, die ihm aber nicht
schmeckte. Er warf sie in den Rinnstein. Beide steuerten zur Apotheke her.
    Die kommen als Kunden, dachte
Gaby verwundert.
    Tatsächlich — da die
Eingangstür offen war: Die beiden traten ein.
    Glockner, Nina, Dr. Rädl und
Sabine drehten sich um.
    Die beiden Schmeißfliegen-Typen
bemerkten Gaby, und für eine Sekunde vereiste das Grinsen auf den Gesichtern.
    Dann kehrte die gewohnte
Dreistigkeit zurück.
    „Guten Sonntag — allerseits!“
meinte Ossi. „Ist hier nun Bereitschaftsdienst oder nicht?“
    „Was wünschen Sie?“ fragte
Rädl.
    „Mein Freund“, Ossi wies auf
Jo, „hat ‘ne Darmgrippe.“
    Oma Unkens Neffe zuckte
zusammen. Offenbar war es ihm peinlich, daß seine Unpäßlichkeit offengelegt
wurde vor nicht weniger als drei weiblichen Wesen.
    „Ich gebe Ihnen ein Mittel.“
Rädl trat zu einem der Regale.
    In diesem Moment erleuchtete
eine Idee Gabys Hirn.
    „Papi“, meinte sie, „vielleicht
können diese hoffnungsvollen jungen Herrn eine Aussage machen. Als Zeugen.“
    Glockner hob die Brauen.
    „Als Zeugen?“ fragte Jo.
„Meinst du uns?“

    „Zumindest Oswald Krenk. Er
wohnt doch gegenüber. Oder? Und du wohnst jetzt bei ihm, ja? Da wäre es doch
möglich, daß ihr was beobachtet habt.“
    „Was?“
    Glockner schaltete sich ein.
„Der Apotheker Dr. Rädl wurde heute nacht überfallen. Ist Ihnen was
aufgefallen?“
    „Wann war denn das?“ fragte
Ossi.
    „Um 1.20 Uhr.“
    „Hier drin? Draußen? Wo?“
    „Um 1.20 Uhr wurde Dr. Rädl von
einem Unbekannten mit der Pistole bedroht. Am Eingang. Alles andere spielte
sich hier drin ab. Der Täter trug einen hellen Regenmantel und Schildmütze.“
    „Um 1.20 Uhr“, Ossi wechselte
mit Jo einen Blick. „Wo waren wir denn da? Du hast schon gepennt. Ich bin noch
vor dem Fernseher gesessen. Habe auch gepennt. Nee, tut mir leid. Nichts
gesehen.“
    Glockner musterte die beiden.
    Sie sahen nicht aus wie
Unschuldslämmer, bemühten sich aber, noch unschuldiger zu wirken.
    „Ehrlich“, versicherte Jo, „von
diesem Überfall haben wir nichts bemerkt.“
    Rädl hatte das Mittel zur
Darm-Beruhigung gefunden. Ossi bezahlte, und die beiden schoben ab.
    „Kommt einer von denen in
Frage?“ Glockner wandte sich an Rädl.
    Der Apotheker verschränkte
abwehrend die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
    „Nein! Der Maskierte war viel
größer.“
     
    *
     
    Im Haus gegenüber standen sie
hinter dem Fenster.
    „Völlig klar“, sagte Ossi,
„Rädl lügt. Wenn der behauptet, man hätte ihn um 1.20 Uhr überfallen, lügt er.
Zu der Zeit waren wir da. Hast du einen Räuber gesehen?“
    „Aber warum erzählt er dem
Bullen Märchen? Vielleicht irrt Rädl sich nur?“
    „Dann muß er sich aber gewaltig
irren. Ab 1.12 Uhr hatten wir die Apotheke unter Kontrolle. Bis lange nach halb
zwei. Ich habe doch von hier oben noch ein paarmal runtergeguckt. Weil wir uns
wunderten, wo der Pillendreher bleibt.“
    „Richtig. Verstehst du das?“
    „Wenn eine Apotheke überfallen
wird — worum geht’s dann? Um Geld oder Drogen. Auch für uns war das die
Lockspeise.“
    „Ja, und?“
    „Vielleicht hat Rädl den
Überfall vorgetäuscht. Nehmen wir’s mal an. Weshalb? Um in die Zeitung zu
kommen? Bestimmt nicht. Um die Bullen zu verarschen? Der Typ ist er schon gar
nicht. Also? Er hat was

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