Die Goldgräber-Bande
Glockner.
„Heute will ich mich mal erholen. Dafür ist mir die TKKG-Bande zu anstrengend.“
18. Ganoven-Geschäfte
Die Pension SCHUCKE hatte acht
Zimmer, war preiswert und sauber.
Zur Zeit wohnten bei Paula
Schucke, der Inhaberin, nur zwei Gäste: ein Handelsvertreter, der jeden Monat
für drei Tage herkam, und der Herr aus Deutschland-Ost, Gert Rostowski.
Fünfmal hatte Paula sich bei
ihm entschuldigt. Es war ja so peinlich! Da kommt ein reizender Herr aus
Leipzig zu Besuch, und in der fünften Nacht zünden Vandalen, rücksichtslose
Rowdys, seinen Wagen an: einen Trabi.
Natürlich war die Polizei hier
gewesen. Aber die Ermittlungen verliefen offenbar im Sand.
Irgendwie fühlte Paula sich
schuldig. Vielleicht, weil sie keine Garagen hatte für ihre Gäste. Sie mußten
draußen parken, Laternen-Garage nennt man so was, denn auch auf dem Hof war
kein Platz.
Immerhin — in vielen Jahren war
nie was passiert. Um so schlimmer, daß jetzt diese Roheit
zur Mode wurde.
Paula — eine Mittsechzigerin,
deren Knie mit schmerzhafter Abnutzung reagierten auf das Übergewicht weiter
oben — Paula überlegte, ob sie Herrn Rostowski im Zimmerpreis was nachlassen
sollte. Aber dann verwarf sie den Gedanken wieder.
Soeben — es ging auf halb elf —
futterte sie ihr zweites Frühstück. Natürlich nur eine Kleinigkeit:
Leberwurstsemmel, etwas Rührei mit Speck, zwei Eierpfannkuchen — gefüllt mit
Marmelade — und zum Abschluß einen großen Eierlikör. Man muß ja bei Kräften
bleiben.
Es klopfte. Ah, der Herr
Rostowski. Selbstverständlich durfte er stören.
Sein rotes Gesicht grinste. Er
trug heute einen grauen Nadelstreifen-Anzug und eine blaue Seidenkrawatte.
Paula ließ sich ihr Staunen
nicht anmerken. Wie ein armer Verwandter von drüben sah Herr Rostowski wirklich
nicht aus.
„Ich erwarte zwei Herren“,
sagte er, „weiß aber nicht genau, wann sie kommen. Für etwa eine Stunde gehe
ich weg. Könnten Sie das Paket entgegennehmen, das die mir bringen.“
„Wird gemacht, Herr Rostowski.“
Sie hätte gern noch das Likörglas ausgeleckt, aber nicht vor Herrn Rostowski.
„Gefällt es Ihnen hier?“
„In Ihrem Haus? Sehr! Und die
Stadt? Super! Alles so modern. Und auch wieder alt. Soviel Überfluß! Sozusagen
überflüssiger Überfluß, hahahah! Man gerät richtig in einen Kaufrausch. Nur
schade, daß ich einen alten Freund nicht angetroffen habe. 1955 haben wir uns
zum letztenmal gesehen. Naja, damals waren wir noch Kinder. So um die zehn
Jahre. In einem Jugendlager im Ostharz habe ich den Isidor Fiedler
kennengelernt. Brieflich sind wir in Kontakt geblieben. Jedenfalls bis in die
siebziger Jahre. Jetzt — er wohnt gar nicht weit von hier — wollte ich ihn
besuchen. Aber er ist auf Mallorca, schrieb er mir, mit seiner Frau Felicitas.
Die kenne ich noch nicht. Kennen Sie die beiden?“
„Tut mir leid, nein.“
„Macht ja nichts. Ich...“ Sein
Blick wurde durch die Tüllgardine auf die Straße gelenkt. „Ah, da sind ja die
Herren. Dann kann ich mich selbst darum kümmern. Schönen Tag noch, Frau
Schucke.“
Neugierig wandte sie sich zum
Fenster.
Draußen parkte ein schwarzer
Kombi, und zwei Männer schleppten eine Kiste zum Hauseingang.
Mehr sah Paula nicht.
Rostowski war inzwischen an der
Tür und ließ die beiden ein: Brestler und Wolmhus.
„Hallo, Gert!“ sagte Brestler.
„Das ist Charles Wolmhus, mein Partner. Mit ihm und mit Irene Lobitz arbeite
ich jetzt.“
„Hallo, Charles!“ sagte
Rostowski und gab Wolmhus die Hand.
Dann faßte er mit an, denn die
Kiste war schwer. Sie trugen die Kiste in Rostowskis Zimmer.
„Letzte Nacht“, sagte er, „war
ich bei der Alten Apotheke. Ein bißchen spionieren. Hab gleich gemerkt, daß es
klappt. Ihr habt den Rädl im Griff, wie?“
„Der ist klein und häßlich vor
Angst um seine Tochter“, sagte Brestler. „Siehst ja, was er geliefert hat.
Damit kannst du klotzen zu Hause in Leipzig. Ich sehe schon, wie du eines Tages
Schlagzeilen machst, hähäh: als erster Drogen-Boss dort nach der Vereinigung
der Landeshälften West und Ost. Uns soll’s recht sein. Wann fährst du zurück?“
„Ein paar Tage bleibe ich noch.
Ich habe da einen Porsche in Aussicht. Im Ernst! Einen Gebrauchtwagen zwar,
aber picobello.“
„Hör dir ihn an!“ Brestler
stieß Wolmhus in die Rippen. „Wir wissen kaum, wie wir über die Runden kommen —
und bei ihm rollt schon die Luxus-Welle.“
„Gegen euch“, grinste
Rostowski, „bin ich doch ein
Weitere Kostenlose Bücher