Die Goldgräber-Bande
festgehalten.“
„So nennen wir die Typen“,
erklärte Tim, während Gaby telefonierte.
Sie gingen zurück ins
Terrassenzimmer.
„Bis die anflattern“, sagte er,
„können Sie uns noch erzählen, Herr Rädl, wie das Ganze gelaufen ist. Ich
meine: Wie war das mit der Bedrohung? Und was war heute nacht?“
Der Apotheker nickte. Und dann
begann er, sich alles von der Seele zu reden, war aber offensichtlich nervös,
horchte nach draußen und blickte immer wieder zu seiner Tochter, die noch auf
der Terrasse war.
Mit einer Drahtbürste schrubbte
Sabine ihrer Schildkröte den Rücken. Und tatsächlich: Der Hornpanzer glänzte
blitzblank.
Als Rädl den Kombi erwähnte,
pfiff Tim durch die Zähne. „Ein schwarzer VW-Kombi?“
„Ja. Aber ohne
Nummernschilder.“
„Die sind schnell abmontiert
und genauso schnell wieder dran. Ganz bestimmt schwarz? Ich frage, weil’s die
Nacht so an sich hat: Sie färbt alles dunkel.“
„Der war ganz bestimmt schwarz.
Und ich weiß genau, wo ich das Kreuz hingeritzt habe.“
Tim tauschte Blicke mit seinen
Freunden und legte wie zufällig den Finger über die Lippen.
Nicht Hever-Galmberg erwähnen,
hieß das. Die sind unser Fang.
Schon ulkig, dachte er. Zwei
Typen, vermutlich, im schwarzen Kombi, unerkannt und noch ohne Gesicht, haben
was Betrügerisches vor mit dem Briefkasten, dem großen, was ihnen aber
offensichtlich nicht reicht. Nein! Dieselben — oder haben sie ihre Karre
verliehen? — setzen dem armen Rädl so zu. Unglaublich!
„Und Sie haben niemanden
gesehen hinter dem Sebaldus-Hotel, Herr Rädl?“
„Niemanden. Außerdem...“ Er
stockte.
Es hatte an der Haustür
geklingelt.
„Aha!“ meinte Klößchen. „Das
sind sie. Wir bleiben dicht hinter dir, Tim.“
Das ,wir’ bezog sich auf Karl
und ihn.
Selbstverständlich sollte Gaby
nicht in Erscheinung treten, sondern bei den anderen im Haus warten — bei Nina,
Sabine und Rädl.
Der Apotheker wurde nicht
aufgefordert zum Mitmachen. Er hätte doch nur im Weg gestanden.
„Mein Papi kommt gleich“, sagte
Gaby. Sie hatte ihr Telefonat beendet. „Ein Streifenwagen wird vorher hier
sein.“
„Dann wollen wir mal.“ Tim
marschierte durch die Diele zum Eingang, Karl und Klößchen hinter sich.
Klößchen nahm einen stabilen
Schirm aus dem Schirmständer, der neben der Garderobe stand. Karl sah sich
vergeblich um nach einer Waffe.
„Aber nein“, Tim hatte die
Haustür geöffnet, „Der Polizeipräsident ist das nicht, obwohl er sich zum
Mittagessen angesagt hat. Ja, wer besucht uns denn da? Immer noch Darmgrippe,
Johannes? Und dir, Ossi, wird gleich auch etwas wehtun. Wo hättest du’s gern?
Am Kopf oder an einem deiner wichtigen Körperteile?“
„Gewalt“, rief Gaby aus dem
Terrassenzimmer, „nur im äußersten Notfall!“
„Ihr habt es gehört“, sagte
Tim. „Also?“
Sie glotzten. Jo war ganz
Salzsäule und blutleer im Gesicht. Seinem Komplizen schwollen die Zornesadern
aus den Schläfen heraus. Er wußte nicht, was er tat. Deshalb griff er Tim an.
Zwei, drei nervende Geräusche
entstanden, begleitet von einem Aufschrei. Der Dielenboden bebte, der
Schirmständer fiel um.
Ossi lag auf dem Bauch. Tim
drückte ihm ein Knie zwischen die Schulterblätter. Aber das war ganz unnötig.
Klößchen konnte seinen Hieb
nicht mehr bremsen.
Der Schirmgriff landete auf
Ossis wutgeschwollener Rübe.
„Willi!“ sagte Tim streng. „Man
schlägt keinen, der schon Parterre liegt.“
„’tschuldigung! Habe den Gong
zu spät gehört.“
Johannes zitterte. Er wollte
sich herumwerfen und türmen.
„Keinen Schritt!“ schrie Karl
ihn an. „Sonst vergesse ich mich.“
Ossis Bewußtsein flackerte nur
schwach. Vorsichtshalber durchsuchte Tim ihn nach Waffen.
Dabei geriet ihm — aus der
linken inneren Brusttasche der Motorradjacke — ein Brief in die Hand.
„Was ist denn das?“ Verblüfft
las der TKKG-Häuptling die Anschrift: „Herrn Apotheker Dr. Jochen Rädl... Und
als Absender: Dr. Isidor Fiedler, Lindenhof-Allee 36. Ich glaub’, mein Kater
küßt Mäuse.“ Er hob die Stimme. „Herr Rädl, hier ist Post für Sie.“
21. Fleißige Helfer
Eine Stunde später hatte die
Situation sich total verändert.
Ossi und Jo, die
Schmeißfliegen, befanden sich im Polizeipräsidium. Kommissar Glockner würde sie
nachher gründlich verhören. Woher sie den Brief hatten — das war allerdings schon
geklärt.
Dr. Rädl bekannte zum
zweitenmal, was sich abgespielt hatte — seit des ersten Anrufs
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