Die Goldgräber-Bande
Trockenheit fest, fand eine Gießkanne in der —
unverschlossenen — Garage und dortselbst einen Wasserhahn. Sie tränkte das
tropische Gewächs.
Die Jungs holten den Schlüssel
unter dem Kübel hervor, einen Sicherheitsschlüssel mit kompliziertem Bart,
eingewickelt immerhin in ein halbes Briefkuvert.
Vielleicht hatte Fiedler
befürchtet, der Stahl könne rosten. Tim lief zum eigentlichen Hauseingang, zog
sein Sweatshirt aus und hängte es über den Briefkasten.
Die brillanteste Idee war das
nicht. Aber immerhin ein Versuch, die Tatsachen zu verschleiern — sollte Rädl,
weshalb auch immer, hier vorbeikommen.
Er tat’s nicht. Sein Mercedes
rollte in die Einfahrt, die bereits einladend offen stand.
Die Jungs bildeten Spalier.
Gaby lächelte aus der Garage
heraus.
Der Schlüssel steckte schon im
Schloß der Verbindungstür, doch betreten hatte das Haus noch niemand. Dazu
fühlte sich die TKKG-Bande nicht befugt.
Rädl war ganz gerührt von
soviel Hilfe. Zum Dank führte er das Quartett in den Keller, wo in einem
temperierten Raum die Terrarien standen. Staunend — Gaby mit Grusel-Gänsehaut —
betrachteten alle die Giftschlangen: Eidechsen- und Katzennattern, eine
Kreuzotter, eine Hornviper — alle heimisch in Europa, außerdem eine
Levanteotter und eine Höllennatter. Bei der letzteren, erklärte Rädl, handele
es sich um eine schwarze Kreuzotterform. Diese hier war tatsächlich so schwarz
wie der gesuchte VW-Kombi.
Die Kunstwerke, die sie
abholten, waren klein, schwer, sehr asiatisch in der Darstellung und aus purem
Gold.
Rädl hatte einen Karton
mitgebracht, in den alles hineingepackt wurde.
Vorn in der Diele beim Eingang
nahm der Apotheker einen Schlüssel vom Schlüsselbrett.
„Vielleicht ist was im
Briefkasten.“
„Kein Fetzen“, meinte Tim, ohne
die Miene zu verziehen. „Wir haben eben reingeguckt. Ist ja auch klar: Die
Fiedlers lassen ihre Post natürlich lagern — beim Postamt. Sonst würde der
Briefkasten überquellen. Und Einbrecher wüßten gleich: Hier ist niemand zu Hause.“
Rädl hängte den
Briefkastenschlüssel zurück. Karl und Klößchen trugen den Karton zum Wagen.
Der Apotheker schloß ab. Den
Schlüssel nahm er mit.
Die TKKG-Bande verriegelte das
Tor der Einfahrt, nachdem der Mercedes weg war, und atmete auf.
22. Frau Wrangls großer Diamant
Oma Unken war zu Hause.
„Ist das aber nett!“ freute sie
sich. „Euer Besuch muntert mich auf. Johannes fehlt mir doch sehr. Es ist jetzt
so still hier.“ Die Jungs sagten nichts. Gaby mußte schlucken, ehe sie was
sagte.
„Leider, Oma Unken, haben wir
eine schlechte Nachricht. Es betrifft Jo. Er — nun, er wurde vorhin
festgenommen.“
„Festgenommen?“ Die alte Dame
blickte entsetzt. „Doch nicht etwa von der Polizei?“
„Doch“, Gaby bemühte sich, die
bittere Wahrheit schonend zu verabreichen. Aber an den Tatsachen konnte niemand
vorbei. „Er ist beteiligt an einem Erpressungsversuch, an einem
Postkasten-Aufbruch, verbunden mit Briefdiebstahl, und hat — wie er ebenfalls
zugibt — einen Einbruch geplant, zusammen mit Oswald Krenk.“
„Um Himmels willen!“ Oma Unken
setzte sich rasch auf einen Stuhl. „Doch nicht mein Enkel!“
Sie schwiegen.
Die Oma schluchzte auf, ohne
Tränen, schüttelte dann den Kopf.
„Diese Schande für die Familie!
Seit Jahrhunderten gibt es uns. Meine Ahnen würden sich im Grab umdrehen,
wüßten sie, wie der letzte, der ihren Namen trägt, alle
Würde vergißt und die Ehre beschmutzt. Erpressung, Diebstahl, Einbruch! Aber
ich weiß: Das macht nur der Einfluß dieses Freundes. Immer habe ich Johannes
gewarnt. Gib dich nicht mit diesem Oswald Krenk ab! habe ich gesagt. Doch er
hörte nicht. Er ist so leicht zu beeinflussen — nur nicht von mir. Da war er
aufsässig.“
Dazu kann man nichts sagen,
dachte Tim und schwieg.
„Ich rufe Dr. Dreh an“, sagte
Oma Unken. „Er ist Rechtsanwalt. Vielleicht kann er das Schlimmste noch
abwenden. Ich meine, es wird sich doch herausstellen, daß dieser Oswald Krenk
an allem schuld ist.“
Ihr Blick flehte so sehr um
Bestätigung, daß die TKKG-Bande nickte wie mit einem Kopf.
Die Oma telefonierte, hatte
Glück, erreichte den Anwalt zu Hause und schilderte ihm das Problem. Offenbar
versprach er, sich um den Enkel zu kümmern.
Tim ließ der alten Dame noch
Zeit. Herz und Gedanken mußten sich erstmal beruhigen.
Dann äußerte er seine Zweifel.
„Hergekommen, Oma Unken, sind
wir noch aus einem anderen Grund. Wir haben
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