Die Goldgräber-Bande
nämlich nachgedacht und glauben:
Diese Juwelierin Lobitz ist keine seriöse Adresse.“
„Um Gottes willen!“ rief die
Oma. „Nicht noch eine Schreckensnachricht! Hat man auch Frau Lobitz
festgenommen?“
„Das nicht. Das heißt, uns ist
nichts bekannt. Aber nachdem wir mit Herrn Rostowski die Ehre hatten, ist
Mißtrauen erwacht.“
„Ja, meint ihr?“
„Rostowski ist ein Halunke, ein
Gauner. Das merkt man. Ausgerechnet der hat Ihnen einen gewissen Dieter
Brestler angeschleppt. Und von diesem wiederum stammt die Empfehlung an Frau
Lobitz. Wenn man das abwägt — also, wir würden dort nichts in Kommission geben.
Ein Gauner hat meistens einen ebensolchen als Freund, und daß dessen Bekannte
kein Tugendschaf ist, darf man annehmen.“
„Ich weiß nicht.“ Die alte Dame
wirkte plötzlich sehr müde. „Ich glaube immer an das Gute im Menschen — bis man
mich vom Gegenteil überzeugt. Mißtrauen liegt mir nicht. Gerade vorhin habe ich
meiner Freundin die Frau Lobitz empfohlen. Mechthild rief mich an. Mechthild
Gräfin Jetzl. Sie ist 89, alleinstehend, und verfügt über eine große Sammlung
Goldmünzen und wertvoller Roh-Edelsteine. Hat der Graf ihr vermacht. Douglas
war ein eifriger Sammler. Mechthild hat sich von meiner Idee anstecken lassen
und will den Erlös für Waisenkinder spenden. Morgen will sie Frau Lobitz
anrufen und zu sich bitten. Mechthild geht nicht mehr aus — wegen ihrer
Beschwerden in den Füßen. Sie will alles in Kommission geben, die Münzen, die
Edelsteine.“
Tim hob die Achseln.
„Vielleicht sehen wir Gespenster. Trotzdem werden wir Frau Lobitz und Herrn
Wolmhus im Auge behalten.“
*
Während sie durch die
Innenstadt radelten, faßte Tim die bisherigen Erkenntnisse zusammen.
„Die Rädls wurden erpreßt von
einem Typ, der sich als Polizeimeister Bonholt ausgab, bevor er dann damit
rausrückte, daß er — angeblich — einer kriminellen Organisation angehört. Diese
Typen haben einen schwarzen VW-Kombi. In den mußte Rädl die Narkotika
einpacken. Auch unsere beiden Typen von der Firma Hever-Galmberg haben,
vermutlich, einen Kombi, einen schwarzen. Willi will erkannt haben, daß es sich
— als sie wegbrausten in der Lindenhof-Allee — um einen VW handelt. Ein enger
Zusammenhang, würde ich sagen. Wenn also Dieter und Charles...“
Er stockte.
„Weiter!“ meinte Gaby.
„Moment mal! Das fällt mir
jetzt erst auf: Dieter und Charles — haben die sich genannt, als Karl lauschte.
Auch dieser Brestler heißt Dieter. Das sagte Rostowski, als er Willi die Torte
wegfraß.“
„Dieter ist ein häufiger Name!“
erklärte Karl.
„Na gut! Aber im Büro der
Lobitz war so ein klopsgesichtiger Typ, der mal um die Ecke lugte und dann
rasch die Rübe einzog — offenbar, damit Oma Unken ihn nicht sah. War das
Brestler? War das Dieter? Heißt Wolmhus vielleicht Charles?“
„Jetzt geht die Phantasie mit
dir durch.“ Gaby lachte. „Hoffentlich! Aber es könnte doch sein. Da führen
Verbindungen hin und her — nicht sehr starke. Trotzdem! Der schwarze Kombi.
Dort taucht er auf und da. Der gleiche Name. Dort und da. Die Empfehlung vom
Freund eines Freundes — besser: vom Bekannten des Nicht-Neffen. Die beiden
Männer bei der Lobitz: ein Großer, ein Stämmiger. Und dem Stämmigen wäre es
offenbar peinlich gewesen, wenn die Oma ihn bei der Lobitz bemerkt. Ich finde,
Gaby, das ist ziemlich viel Nahrung für die Phantasie.“
„Und was machen wir jetzt?“
fragte Karl und rückte auf neben Tim.
„Wir bleiben auf unserer Route.
Zuerst zu dem Jewelier-Laden. Um jemanden zu beschatten, muß man das Terrain
kennen.“
Auf den Straßen war nicht viel
los. Früher Nachmittag. Und Hitze.
Klößchen verlangte einen kurzen
Stop, rannte in eine Imbiß-Station und holte sich einen Hamburger mit viel Zwiebeln.
„Gab’s keine Schokolade?“
fragte Gaby.
Klößchen klopfte auf seine
Hosentasche. Reden konnte er nicht — nicht mit einem halben Hacksteak zwischen
den Zähnen.
Unter den ARKADEN war’s
schattig.
Die TKKG-Bande stierte ins
Schaufenster der Juweliersdame Lobitz.
Drei Tabletts standen dort mit
dem Schildchen NACHTDEKORATION.
„Nur Plunder“, sagte Karl.
„Wertloses Zeug.“
„Daselbe wie gestern
vormittag“, stellte Tim fest. „Die Lobitz hat lediglich die Schildchen
dazugestellt.“
Er schob sein Rennrad etwas
weiter.
Neben dem Geschäft war der
Hauseingang, der zu Privatwohnungen führte.
Derer sechs gab’s im Haus —
aber keine Lobitz,
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