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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Unglück für sie, denn er hatte sie erneut um mehrere hundert guter Gulden erleichtert.
    Eine Weile unterhielt Orlando sich mit dem Herzog auf Französisch. Plötzlich wechselte Maximilian ins Deutsche und sah Lea auffordernd an. »Gibt es eine Gunst, die ich Euch gewähren kann?«
    Lea hob in einer hilflosen Geste die Hände, denn sie hatte keine Ahnung, was sie sich wünschen konnte, außer dem Geld natürlich, das sie für ihn ausgelegt hatte.
    Orlando aber setzte eine fröhliche und gleichzeitig bittende Miene auf. »Eure Hoheit könnten Seine Gnade über ein paar Freunden von mir leuchten lassen. Die Herren würden sich gern in Antwerpen ankaufen, und das fiele ihnen leichter, wenn Ihr so freundlich wärt, sie dem dortigen Magistrat zu empfehlen.«
    »Gerne«, antwortete Maximilian erleichtert darüber, so billig davongekommen sein, und wandte sich Lea zu. »Und welche Gunst kann ich dir erweisen?«
    Lea wusste nicht, was sie sagen sollte. Da mischte sich Orlando zum zweiten Mal ein. »Was erfreut das Herz eines Sohnes Ephraims mehr als Geld, hoher Herr?«
    Maximilians Miene wurde abweisend, ja geradezu drohend, doch Orlando hob begütigend die Hand. »Und nichts betrübt ihn mehr als eine Schuld, die nicht beglichen wird. Mein Geschäftspartner besitzt Schuldbriefe über mehrere tausend Gulden, die er selbst nicht einfordern kann.«
    Maximilian war sichtlich verblüfft. »Einige tausend Gulden, sagst du? So sieht er ja nun wirklich nicht aus. Mein Gott, mit dem Geld könnte ich meinen nächsten Feldzug gegen Karl VIII. von Frankreich beginnen.«
    Orlando nickte geradezu auffordernd. »Es handelt sich um den Gegenwert der Herrschaft Elzsprung, die Alban von Rittlage sich mit von Juden geliehenem Geld gekauft hat. Wie bekannt ist, gelang es dem ehemaligen kaiserlichen Vogt vor mehreren Jahren nicht, das Judenpogrom in Sarningen zu verhindern. Umso mehr erbost es meinen Geschäftspartner, dass er sich weigert, seine Schulden bei den Söhnen Judas zu begleichen.«
    »Mein Vater kam damals in Sarningen um.« Leas Stimme klang leise, aber schneidend scharf.
    Ein dröhnender Donnerschlag verhinderte, dass der Herzog sofort antworten konnte. Als die Elemente sich wieder beruhigt hatten, rieb er sich mit dem rechten Daumen nachdenklich über das Kinn und musterte Lea zweifelnd. »Hat Rittlage sich tatsächlich seine Herrschaft mit dem Gold der Juden erkauft?«
    Sie nickte. »So ist es, Euer Gnaden.«
    »Und jetzt will er seine Schuldbriefe nicht mehr auslösen?«, setzte Maximilian nach.
    »So ist es, Euer Gnaden«, wiederholte Lea.
    »Die Summe, die du zu fordern hast, beträgt mehrere tausend Gulden?« Die Neugier des Herzogs war mit Händen zu greifen. Lea hätte gar zu gerne gewusst, warum ihn die Sache so brennend zu interessieren schien. »Es sind genau viertausendzweihundert Gulden.«
    »Eine Summe, bei der ich nicht Nein sagen würde, wenn man sie mir anbietet«, antwortete Maximilian lachend. »Damit könnte ich einige Kompanien Landsknechte besolden. Es wird bald wieder Krieg mit Frankreich geben, wenn Karl VIII. nicht wider Erwarten einlenkt.«
    »Vielleicht wären Eure Bankiers in der Lage, Rittlages Schuld einzufordern«, warf Orlando mit einem leicht amüsierten Lächeln ein.
    Maximilians Augen glitzerten. »Das wären sie ganz bestimmt.«
    Lea sah, dass der Herzog danach gierte, die Schuldbriefe in seine Hände zu bekommen, und verfluchte Orlando im Stillen, weil er die Rede darauf gebracht hatte. Hätte sie die Wechsel bei einem christlichen Bankier eingetauscht, würde sie wenigstens einen Teil der Summe erhalten haben. Herzog Maximilian würde die Papiere einstreichen, ohne auch nur Dankeschön zu sagen. Sie bedachte Orlando mit einem bitterbösen Blick, den dieser jedoch mit einem Augenzwinkern beantwortete.
    »Hol die Schuldbriefe, mein beschnittener Freund«, forderte er sie auf. »Dir gibt Rittlage keinen lumpigen Heller, doch für Herrn Maximilian sind sie blanke viertausend Gulden wert.«
    Lea schob den Teller mit dem vierten Gang, einem in roter Marinade gebeizten Kaninchenrücken zurück und stand seufzend auf. Ihr tat es Leid, Rittlages Schuldverschreibungen aus der Hand zu geben, denn sie hatte bis zuletzt gehofft, ihm damit das Genick brechen zu können. Wenn sie Pech hatte, würde Maximilian ihm nur leutselig auf die Schulter klopfen und die Wechsel verbrennen.
    Als sie mit dem Bündel gesiegelter Pergamente zurückkehrte, drehte sich das Gespräch am Tisch um Werbeoffiziere, Söldner und

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