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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ausrüstung. Orlando empfing sie mit einem zufriedenen Lächeln, nahm ihr die Unterlagen aus der Hand und reichte sie an van Grovius weiter. Dieser schnitt die Schnur durch, faltete jedes einzelne Blatt auf und zählte die Summen zusammen.
    Schließlich wirkte er geradezu fassungslos. »Der Jude hat die Wahrheit gesagt, Eure Hoheit. Die Wechsel lauten genau auf viertausendzweihundert Gulden, und kein Einziger davon ist als eingelöst gekennzeichnet.«
    »Dann werden meine Bankiers mir diese Summe auch übergeben.« Maximilian wandte sich fröhlich an Orlando. »Gut gemacht, mein Freund. Es bleibt damit bei der Vereinbarung, die wir eben getroffen haben.«
    »Mein Geschäftspartner wird sich gewiss darüber freuen.«
    Orlando verneigte sich und blinzelte dann Lea zu.
    »Was für eine Vereinbarung?«, fragte sie misstrauisch.
    »Seiner Gnaden, dem Herzog von Burgund, beliebt es, dir als Dank für diese Schuldbriefe für drei Jahre das Monopol für den Handel mit spanischen Weinen in der Grafschaft Flandern zu übertragen.« Man sah Orlando an, wie stolz er auf diese Abmachung war. Lea selber starrte ihn hilflos an. Tausend bittere Worte ballten sich in ihrer Kehle, und nur die Anwesenheit des Herzogs und seiner Begleiter hinderte sie daran, sie Fischkopf ins Gesicht zu schleudern.
    Orlando achtete jedoch nicht weiter auf sie, sondern verbeugte sich erneut vor dem Herzog. »Mein Geschäftsfreund wird einen Geleitbrief brauchen, um sein Monopol durchsetzen zu können, Euer Gnaden. Wie Ihr wisst, werden Juden nicht überall gerne gesehen.«
    Maximilian hatte gut gespeist, einen ausgezeichneten Burgunder getrunken und eben den Gegenwert von über viertausend Gulden eingestrichen. So nickte er Orlando und Lea so selbstzufrieden zu, als hätte er den Sieg über den Franzosen schon in der Tasche, und wies dann seinen Sekretär an, die erbetenen Dokumente auszufertigen. Orlando erhielt seinen Brief an den Magistrat der Stadt Antwerpen, dem bei Androhung der Ungnade ihres Landesherrn die Ansiedlung von Orlandos Bekannten befohlen wurde. Lea bekam die Urkunde für ihr Weinmonopol überreicht, und als Letztes stellte der Sekretär den Geleitbrief für sie aus.
    »Welchen Namen soll ich einsetzen? Ich weiß ja nicht, wie der Jude heißt«, fragte er mürrisch.
    »Samuel ben Jakob, genannt Goldstaub«, antwortete Lea so ruhig, wie sie es vermochte.
    Bevor der Mann die Feder auf das Papier setzen konnte, bat Orlando ihn zu warten. »Ich weiß nicht, ob es so glücklich wäre, wenn mein Geschäftspartner durch diesen Geleitbrief auf den ersten Blick als Jude erkannt würde. Die Söhne Ephraims haben viele Neider und Feinde, und nicht jeder wird das Siegel des Herzogs von Burgund so achten, wie es sich gehört.«
    »Dann lass dir einen Namen einfallen«, murrte der Sekretär, während er ärgerlich die Feder beiseite legte.
    »Muss dies denn gleich heute sein?«, fragte Orlando den Herzog mit einem beinahe koketten Augenaufschlag. Maximilian winkte lachend ab. »Natürlich nicht. Ich werde den Geleitbrief siegeln und unterzeichnen. Unser jüdischer Freund kann den gewählten Namen ruhig später einfügen.«
    »Ich danke Euch.« Orlando verbeugte sich ein weiteres Mal und brachte Lea mit einem Griff dazu, es ebenfalls zu tun.
    Unterdessen hatte das Unwetter sich ausgetobt. Es regnete zwar noch stark, doch die Front der Blitze war weitergezogen und der Donner nur mehr als leichtes Dröhnen aus der Ferne zu vernehmen. Die Reise in der Hitze und das reichliche Mahl mit dem guten Wein forderten nun ihren Tribut. Maximilian stand auf und verabschiedete sich, um sich in sein Zimmer zurückzuziehen, und die meisten seiner Begleiter taten es ihm gleich.
    Orlando und Lea suchten ebenfalls die Kammer auf, die man ihnen zugewiesen hatte. Es handelte sich um ein luftiges Gemach mit zwei großen Betten an der Wand und einem Feldbett davor, auf dem Jochanan bereits schlief. Seine und Leas Kiepen lehnten an der Wand, ebenso Orlandos um einiges leichteres Reisegepäck.
    Lea hatte auch jetzt kein Auge für die Annehmlichkeiten des Zimmers, sondern wartete nur, bis die Schritte des Wirtsknechts auf dem Flur verhallt waren. In dem Moment verzerrte sich ihr Gesicht vor Wut, und sie stemmte die Arme in die Hüften. »Herr Fischkopf! Ihr seid noch mein Untergang. Durch Euch habe ich heute erneut gutes Geld verloren – und zwar mehr als je zuvor.«
    Orlando lachte schallend. »Immerhin hast du auf drei Jahre das Weinmonopol für Flandern erhalten, und

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