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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dafür würde dich mancher deiner Landsleute glühend beneiden.«
    »Was will ich mit einem Monopol, das ich nicht nutzen kann?
    Ich bin weder in der Lage, spanische Weine nach Flandern zu bringen, noch kann ich verhindern, dass diese nach Herzenslust ins Land geschmuggelt werden.« Lea ballte die Fäuste und maß ihr Gegenüber mit einem geradezu mörderischen Blick.
    Orlando lächelte beinahe schon mitleidig. »Jetzt schau doch ein Mal über deinen judäischen Tellerrand hinaus, mein beschnittener Freund. Du wolltest doch Rittlage am Boden sehen, nicht wahr? Sei versichert, Herzog Maximilian ist genau der Mann, der dir deine Rache verschaffen kann. Wenn jemand im Reich mächtig genug ist, um Rittlage von Elzsprung zu vertreiben, so ist er es. Mit seiner militärischen Macht im Rücken werden seine Bankiers, allen voran die Fugger, jeden lumpigen Heller, der in deinen Schuldbriefen steht, aus Rittlage herauspressen, dessen kannst du versichert sein.«
    »Eine arg teure Rache«, höhnte Lea. »Außerdem wird Rittlage danach derselbe sein, der er vorher war, nämlich ein Edelmann des Reiches, und wenn er seine Herrschaft verliert, kann er jederzeit wieder in die reich belohnten Dienste eines hohen Herrn treten.«
    Orlando lächelte spitzbübisch. »So leicht wird ihm das bestimmt nicht fallen, nachdem er sich Maximilians Feindschaft zugezogen hat. Er wird von einem reichsunmittelbaren Ritter, der sein Knie nur vor dem Kaiser zu beugen hat, zum abhängigen Diener eines weniger mächtigen Herrn absteigen, und wenn er Pech hat, als Vogt einer zugigen, halb verfallenen Burg irgendwo abseits der Handelsstraßen enden.«
    »Das mag ja sein. Aber das bringt mir nicht das Geld zurück, das ich für die Schuldverschreibungen bezahlt habe.«
    »Womit wir wieder beim flandrischen Weinmonopol wären. Höre mir gut zu, mein beschnittener Freund. Die Urkunde des Herzogs ist sicher das Dreifache der viertausend Gulden wert, die du dafür bezahlt hast. Dafür brauchst du noch nicht einmal selbst deinen Wein von Spanien nach Flandern zu transportieren. Es reicht, wenn du das herzogliche Privileg den flandrischen Ständen vorlegst. Von dem Augenblick an wird man drei Jahre lang auf jedes Fass spanischen Weines, das ins Land gebracht wird, eine Abgabe für dich einfordern und Groschen für Groschen mit dir abrechnen.«
    Lea zeigte ihm die Zähne. »Was Ihr nicht sagt, Meister Fischkopf! Euren Worten zufolge muss ich nur mit dem Finger schnippen, und die Gulden fallen mir in den Schoß.«
    Orlando hob die Hände zum Himmel, als wollte er von dort Beistand erflehen, und holte tief Luft. »Ich sehe, du hast keine Ahnung, wie so ein Monopol gehandhabt wird. Pass auf, ich erkläre es dir.«
    In der nächsten halben Stunde hielt Orlando Lea einen ausführlichen Vortrag darüber, wie die christlichen Herrscher zu Geld kamen. Die Herren belegten den Handel und das Manufakturwesen nämlich oft willkürlich mit Steuern, die sie an Dritte vergaben, bevor sie überhaupt fällig geworden waren.
    »An der Küste wird nicht viel geschmuggelt, zumindest keine Waren, die von so weit her kommen«, beruhigte Orlando sie zuletzt. »Die Behörden in Antwerpen, Brügge, Blankenberge und Ostende kontrollieren alle Ladungen, die in ihren Häfen umgeschlagen werden, und ziehen die Steuern ein. Wenn du Angst hast, man würde dir die Gelder nicht auszahlen, so will ich dir auch da behilflich sein – gegen eine gewisse Beteiligung, versteht sich. Freunde von mir, die in Flandern ansässig sind, werden gerne bereit sein, deine Interessen zu vertreten.«
    »Das sind wohl ähnliche Schurken wie Ihr!«
    Orlando setzte eine künstlich betrübte Miene auf. »Ich ein Schurke? Das tut weh, mein Lieber. Wenn ich daran denke, wie oft ich dir den Hals gerettet habe …«
    »Ein Mal! Und das wird mich wohl bis ans Ende meines Lebens verfolgen«, behauptete Lea.
    »Und was ist mit der Sache in Augsburg, wo Ruben ben Makkabi und seine Gäste beinahe …« Orlando unterbrach sich im letzten Augenblick, denn er hatte eben sagen wollen, dass jene Leute hinter ihr Geheimnis gekommen wären, wenn er nicht eingegriffen hätte. Er räusperte sich und setzte den Satz mit einer unverfänglicheren Behauptung fort. »… dich wie ein Tier im Käfig betrachten wollten? Du warst doch froh, dass sie keine Möglichkeit hatten, sich über dich lustig zu machen. Wie steht es eigentlich mit deinen Verletzungen zwischen den Beinen? Sind sie mittlerweile abgeheilt?«
    »Das geht Euch überhaupt

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