Die Goldhaendlerin
in Ledersäcke gepackt hatten, wuschen sie vorsichtig den feinen Sand und den Schlamm von der Decke und wurden mit dem Anblick des Goldstaubs belohnt, der in den Fasern hängen geblieben war. Sie falteten das schwer gewordene Tuch zusammen und steckten es in einen weiteren Sack, den sie wie die anderen mit Stricken zusammenbanden, so dass sie ihn schultern konnten.
Als sie die Schlucht verließen, wankten sie bedenklich unter dem Gewicht ihrer Ausbeute. Es lagen nun zwei Stunden Weges vor ihnen, und Lea litt schon bei den ersten Schritten Höllenqualen vor Angst, jemand könnte sie beobachtet haben, denn die kurzen Haare und ihr Männerkaftan boten keinen Schutz vor einem Überfall. Vergebens sagte sie sich, dass die Markgrafschaft sehr abgeschieden lag und fremde Reisende, die sie hätten berauben können, sich nur selten hierher verirrten. Die Einheimischen, die errieten, dass sie Gold gewaschen hatten, würden sich normalerweise hüten, ihnen etwas anzutun, denn wer sich am Gold des Hoffaktors vergriff, streckte seine Hand nach dem Vermögen des Markgrafen aus, und das wagte nur einer, der in diesem Land nichts mehr zu verlieren hatte. Aber jemand, der beobachtete, wie zwei junge Juden unter ihrer Last gebeugt dahinwankten, konnte sich denken, dass sie einen Schatz geborgen hatten, für den sich jedes Risiko einzugehen lohnte.
Ketura teilte Leas Befürchtungen und sah sich selbst dann noch ängstlich um, als sie das Stadttor erreicht hatten. Lea hingegen war so erleichtert, in Sicherheit zu sein, dass sie auf die launigen Worte der Wachen einging und die Männer mit ihrer Antwort zum Lachen brachte. Als sie weitergingen, stieß einer der Soldaten den anderen in die Seite.
»Dieser Samuel ist wirklich ein hübscher Bursche. Sein Glück, dass er ein Jude ist. Sonst hätte Abt Anastasius ihn gewiss unter seine Sängerknaben aufgenommen.«
»Aber weniger um seiner Stimme willen als wegen seines wohlgestalteten Hinterteils«, antwortete sein Kamerad, ohne die Stimme zu dämpfen.
Die Vorliebe des Abtes von St. Koloman für hübsche Knaben war allgemein bekannt, wurde aber hingenommen, weil er ein Onkel des jetzigen Markgrafen war. Den Wachen bot das Treiben im Kloster und auf der Burg immer wieder genügend Stoff, um die Langeweile ihres Dienstes zu vertreiben, und so drehte sich ihr Gespräch auch jetzt wieder um den oftmals durchgekauten Skandal. Der vorsichtigere der beiden Wächter zog seinen Freund näher zu sich heran und weihte ihn in das neueste Gerücht ein.
»Mein Bruder Heiner, der oben in der Burg bedient, erzählte mir, dass die Schlampe des Markgrafen gerne zusieht, wenn der Abt es mit seinen Knaben treibt. Wenn Unsere Durchlaucht danach zu ihr kommt, soll sie besonders hitzig sein.«
»Ja, das habe ich auch schon gehört. Es heißt, sie soll Ernst Ludwig sogar mit ins Kloster genommen haben, um ihn beim Zuschauen zu umarmen.«
Während die beiden Stadtwachen sich über die in ganz Hartenburg bekannten Bettgeschichten ihres Landesherrn unterhielten, stolperten Lea und Ketura über die Schwelle ihres Zuhauses und ließen erschöpft ihre Bündel fallen. Sarah, die bereits ungeduldig auf sie gewartet hatte, schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie sah, wie übel Lea zugerichtet war. Sie deutete auf die frischen Abschürfungen und die Flecken, die sich in allen Schattierungen von Dunkelblau verfärbten.
»Beim Gott Israels, Kind, so geht das nicht weiter. Das war das letzte Mal, dass ich dich zur Schlucht habe gehen lassen. Merkst du denn nicht, dass du dein Leben aufs Spiel setzt? Da ist es besser, wir ziehen bettelnd von Stadt zu Stadt und nehmen Elieser im Handwagen mit uns.«
Lea zuckte zusammen, als Sarah eine blutverkrustete Schürfwunde berührte, und lächelte unter Tränen. »Keine Sorge, Sarah. Ein weiteres Mal tauche ich gewiss nicht mehr hinab. Heute habe ich genug Gold herausgeholt, um zusammen mit der Ausbeute der beiden anderen Tage alle notwendigen Privilegien erwerben zu können. Ketura und ich werden gleich in den Keller gehen und weitere Münzen prägen.«
»Heute gehst du nirgends mehr hin außer in eine Wanne mit warmem Wasser und danach ins Bett. Ich werde dir denselben Schlaftrunk bereiten, mit dem ich Elieser behandele. Er schläft danach ohne Schmerzen, und du siehst mir ebenfalls so aus, als könntest du viel Schlaf gebrauchen.«
Wenn Sarah in diesem Ton zu ihr sprach, führte Widerspruch nur zu einem unerquicklichen Streit, und Lea war viel zu glücklich für
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