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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Wirtstochter schien es nichts auszumachen, ihre fülligen Reize in ganzer Nacktheit zur Schau zu stellen. Lea wandte sich bei ihrem Anblick rasch ab, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Gesicht sich vor Scham rötete. So zeigte sich eine jüdische Frau noch nicht einmal vor ihrem eigenen Mann, geschweige denn vor einem Fremden.
    »Nun, Jude, hast du das Geld beschafft?« Frischlers Stimme klang unverhohlen gierig.
    Lea nickte. »Ja, Herr, es steht in meinem Haus für die Boten Seiner Durchlaucht bereit.«
    »Sehr gut!« Frischer nickte zufrieden, nahm das Büchlein vom Schreibtisch auf und hielt es so, dass Lea den deutsch geschriebenen Titel lesen konnte. Es hieß: »Von der Art, mit der Juden im Reich Deutscher Nation zu behandeln seien«.
    »Dann kommen wir jetzt zu dem Judeneid, den du dem Markgrafen zu leisten hast.« Frischer schlug das Buch auf, blätterte ein paar Seiten vor und begann dann vorzulesen.
    Lea hatte schon gehört, dass es einen Judeneid gab, aber als sie Samuel danach gefragt hatte, war ihr Bruder, der ihr sonst alles erzählt hatte, zunächst stumm geblieben wie ein Fisch und auf ihr Nachbohren ungewohnt böse geworden. Ihr Herz begann mit einem Mal unruhig zu klopfen, und ihr graute vor dem, was der Sekretär ihr mitteilen würde.
    »Diesen Eid wirst du in Gegenwart Seiner Durchlaucht, des Markgrafen Ernst Ludwig, meiner Person sowie eines Priesters ablegen, der die Gültigkeit vor Gott bestätigen wird. Zu diesem Zwecke wirst du mit bloßen Füßen auf der blutigen Haut einer frisch geschlachteten Sau stehen und mit einem kurzen Hemd bekleidet sein, welches deinen Unterkörper entblößt. Während der Zeremonie wirst du dreimal auf dein Glied spucken, wie es der ehrenwerte Abt Hieronymus von Pfahlberg in seiner Anleitung vorgeschrieben hat.«
    »Auf mein Glied spucken?«, japste Lea entsetzt und hörte die Bettgespielin des Sekretärs erwartungsvoll kichern. Sollte all ihre Mühe umsonst gewesen sein?, fragte sie sich verzweifelt. War sie vergebens in die gefährliche Tiefe des Höllenschlunds getaucht, den selbst ihr Vater gefürchtet hatte, um am Ende an der Bosheit der Christen zu scheitern?
    Dietrich Frischler verzog keine Miene. »So ist es nun einmal der Brauch. Man kann euch Juden nicht genug ducken, um euch unten zu halten. In einem Augenblick winselt ihr und jammert uns etwas vor, aber wenn ihr zur Tür hinausgeht, hebt ihr frech eure Köpfe, als wärt ihr hohe Herren und wir ehrlichen Christenmenschen eure Knechte.«
    Einen Augenblick weidete er sich an Leas wachsendem Entsetzen, dann fuhr er in versöhnlicherem Ton fort. »Du kannst dich natürlich von einigen dieser Bedingungen freikaufen. Die Sauhaut muss sein, aber man könnte dir erlauben, deine Schuhe anzubehalten. Und was das andere betrifft« – er strich sich wohlig über sein vorspringendes Gemächt – »so habe ich keine Lust, mir einen stinkenden Judenschwanz anzusehen und Seine Durchlaucht ebenso wenig.«
    Er ignorierte das enttäuschte Stöhnen seiner Geliebten im Hintergrund und beugte sich zu Lea vor. »Nun, wie steht es? Willst du den Brauch befolgen oder lieber zahlen?«
    »Wie viel verlangt Ihr?« Lea wusste nicht, ob der Mann es ernst meinte oder sie nur noch mehr quälen wollte. Die Antwort auf ihre Frage kam so schnell, dass Frischler es von Anfang an auf das Geld abgesehen haben musste. »Fünfhundert neue, fehlerlose Gulden!«
    So viel Flussgold, um weitere fünfhundert Gulden schlagen zu können, besaß sie nicht mehr, und ihr war klar, dass sie nicht mehr die Kraft und den Mut aufbringen würde, ein weiteres Mal in den Höllenschlund zu tauchen. Die brauchbaren Münzen und das Stangengold, das ihr Vater in seiner Truhe aufbewahrt hatte, hatte die Grundlage zu den dreitausend Gulden gebildet, und den Rest hatte sie dazu verwendet, einige dringende Forderungen der Geschäftspartner ihres Vaters zu erfüllen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als auf die Rückkehr ihrer Knechte zu warten und zu hoffen, dass wenigstens einer von ihnen das bei den Treuhändern hinterlegte Gold mitbrachte.
    »Ich nehme Eure Bedingung an, hoher Herr«, antwortete sie mit schwankender Stimme und sah sich mit einer zufriedenen Geste verabschiedet. Als sie die Burg verließ und in die Stadt hinunterschlurfte, machten ihr nicht nur die schmerzenden Muskeln das Gehen schwer.
    Kaum hatte sie ihr Haus erreicht, eilte Ketura ihr mit freudestrahlendem Gesicht entgegen. »Jochanan ist zurückgekehrt!«
    Leas Gestalt straffte sich.

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