Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
Vom Netzwerk:
Schloss fiel.

5. Kapitel
     
    Als Greven im Hohen Haus eintraf, einem Amtsgebäude aus dem 17. Jahrhundert, das vor ein paar Jahren aufwendig restauriert worden war und nun ein Hotel und ein Restaurant beherbergte, studierten seine Kollegen längst die Mittagskarte.
    „Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Wir hatten 14 Uhr gesagt“, begrüßte ihn Häring, der im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten auch ein Finanzbeamter hätte sein können.
    „Ich weiß“, antwortete Greven, „die gleiche Frage habe ich dir heute früh schon gestellt. Auch da wusste ich genau, wie spät es ist. Habt ihr schon gewählt? Für mich ein Jever und einmal Matjes mit Pellkartoffeln. Entschuldigt mich, ich muss noch mal schnell verschwinden.“
    „Dass der jetzt Matjes essen kann“, wunderte sich Jaspers und spielte damit auf die Verhaftung des sogenannten Matjes-Mörders an, einen Emder Gastwirt, der über Jahre hinweg missliebige Gäste umgebracht und in seinem Keller in Matjesfässern eingesalzen und eingelagert hatte. Fünf gut konservierte Opfer hatte man bei ihm gefunden, deren Identifikation zum Glück sehr einfach gewesen war, da ihnen der Gastwirt sämtliche Papiere gelassen hatte. In der vergangenen Woche war er von den Emder Kollegen verhaftet worden und den Ostfriesen der Appetit auf Matjes einstweilen vergangen.
    „Und? Wie ist der Stand der Dinge?“, erkundigte sich Greven nach seiner Rückkehr von der Toilette und griff nach dem inzwischen servierten Pils.
    „Fangen wir mit Hansen an“, referierte Häring, der sein Notebook auf dem Nachbarstuhl platziert hatte. „Viel kann er uns noch nicht bieten. Außer ein paar Schuh- und Fingerabdrücken und verschiedenen Haaren hat er kaum etwas gefunden. Einen der Fingerabdrücke konnte er bereits identifizieren. Er gehört Rick van’t Kerk, sechsunddreißig, einem niederländischen Staatsbürger, wohnhaft in Delfzijl, der wegen verschiedener Rauschgiftdelikte mehrfach vorbestraft ist. Gewissermaßen ein alter Kunde. Eine Spur, die wir unbedingt verfolgen sollten, denn Claasen hat offenbar häufig Besuch aus Holland gehabt. Vielleicht hat es Streit um Drogen oder Drogengelder gegeben.“
    „Hmm“, brummte Greven, seinen Assistenten musternd, seine karierte Krawatte, seinen blauen Anzug, seine adrette Frisur, sein Notebook, geschützt durch eine zum Anzug passende blaue Tasche, mit der technischen Entwicklung stets mithaltend. Trotz seiner zeitlos-jugendlichen Erscheinung war sich Greven sicher, dass Häring nie wirklich jung gewesen war, nie Verbotenes ausprobiert, die Schule geschwänzt, bei Klausuren abgeschrieben, mit Mädchen ‘Jugend forscht’ gespielt, heimlich geraucht oder gegen irgendetwas demonstriert hatte. Was hat der bloß gemacht, mit dreizehn, vierzehn, fünfzehn?, fragte sich Greven, während Häring weiterhin vortrug, was sein Notebook hergab.
    „… habe ich in diesem Zusammenhang auch Weert Janssen überprüft. Mehrere Zeugen haben ausgesagt, dass er Claasen mehr oder weniger gehasst hat. Oft soll es zwischen beiden zu lautstarken Auseinandersetzungen gekommen sein, wegen Liegegebühren und Claasens Lebenswandel. Mehrmals hat Janssen versucht, Claasen den Liegeplatz im Yachthafen zu kündigen. Nur weil Claasen aus einer alten Greetsieler Familie stammt, ist ihm dies nie gelungen. Und übrigens: Janssen hat für die Tatzeit kein Alibi, hatte angeblich einen alkoholbedingten Blackout. Interessanterweise war er es, der den Toten gefunden und den Brand auf dem Kutter entdeckt hat. Ich halte ihn daher ebenfalls für einen potentiellen Täter. Schließlich könnte es sich bei der Durchsuchung von Claasens Kutters um ein bloßes Ablenkungsmanöver gehandelt haben.“
    Greven quetschte ein weiteres „Hmm“ durch seine geschlossenen Lippen. „Zwei Verdächtige also. Sehr gut, Peter, sehr gut. Weiter so. Und wie sieht es mit Harms letzten Stunden und Tagen aus?“
    „Also, die konnten wir so schnell nicht rekonstruieren“, rechtfertigte sich Jaspers, bevor er überhaupt damit begonnen hatte, seine Ergebnisse vorzustellen. Jaspers war der Neue im Team, der Benjamin, jugendlich wie Häring, aber mit gefärbten Strähnen und Gel im blonden Haar.
    „Ah, die Matjes!“, war die Antwort Grevens, denn in diesem Augenblick wurden die bestellten Essen aufgetragen. „Guten Appetit zusammen. Aber bitte, ich habe dich unterbrochen …“
    „Da kaum jemand etwas mit Claasen zu tun hatte, können wir dir noch nicht viel sagen, das wird sicher noch einige Zeit in

Weitere Kostenlose Bücher