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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Gesine erzählt, dass er sich oft mit seinem Kutter im Watt hat trockenfallen lassen. Das haben früher die Fischer so gemacht, um Reparaturarbeiten durchzuführen. Heute kann das im Hafen gemacht werden. Aber Harm war oft im Watt, und einen Kreier hat er auch an Bord gehabt.“
    „Selbst wenn, muss er ja nicht gleich Gordum entdeckt haben“, entgegnete Mona. „Reste alter Siedlungen werden doch laufend gefunden. Denk doch an den Brunnen neulich im Watt vor Dornumersiel. Der hat es nicht mal bis Seite drei im Lokalteil geschafft. Eine Spalte auf der letzten Seite. Eine Spalte. Außerdem fangen noch andere Namen und Worte mit einem G an. Greetsiel zum Beispiel. Groothusen. Greven. Oder Godot.“
    „Wahrscheinlich hast du recht“, gestand Greven ein, der begonnen hatte, sich sein Knie zu massieren, dem er heute doch wieder einiges zugemutet hatte.
    „Das habe ich mir schon gedacht“, sagte Mona. „Soll ich dir ein Bad einlassen?“
    Greven nickte. Er badete fast täglich, nicht aus übertriebener Hygiene, sondern weil ihm die Wärme des Wassers die Schmerzen aus dem Knie sog.
    „Grappa?“
    „Grappa.“
    Wenig später hoben Mona und Greven gemeinsam in der Wanne das Glas, auf den Tag, auf das erfrischend miese Wetter, das nun wieder erträgliche Knie, das letzte Bild der Ausstellung, das Mona am Nachmittag in der Emder Kunsthalle der letzten weißen Wand übergeben hatte.
    „Kommst du zur Eröffnung?“
    Greven lächelte, massierte nun zur Abwechselung einmal ihre Knie, streichelte ihre Schenkel. „Glaubst du, ich lasse mir die Ausstellung meiner besten Freundin entgehen? Noch dazu in der Kunsthalle?“
    Mona warf ihm einen Blick zu, der das Versprechen widerspiegelte, das er ihr vor der letzten Vernissage gegeben, aber nicht gehalten hatte. Greven versuchte, diesem Blick zu entgehen, doch die Wanne bot keine Fluchtmöglichkeit, keine Deckung, nur intensiveres Streicheln schien zu helfen.
    „Diesmal komme ich bestimmt. Du weißt genau, dass es keine Absicht war. Ich musste doch sehen, dass ich den Wehmeyer schnappe, den konnte ich doch nicht schon wieder laufen lassen, und von Aurich nach Oldenburg, das dauert auch seine Zeit.“
    Monas Blick signalisierte allmählich Vergebung, aber auch die Hoffnung auf einen pünktlichen, rasierten und gut gekleideten Lebensgefährten. Eine Weile schwiegen beide, während sich ihre Blicke und Hände weiter unterhielten, Narben versorgten, Muttermale inspizierten, kundschafteten und schließlich zu einem wesentlichen Thema fanden, dessen Umsetzung wortwörtlich nicht ganz einfach war, nicht nur wegen der Wanne, die beiden eigentlich zu wenig Platz bot, sondern auch wegen Grevens Knie, das sich schon oft als großes Verkehrsproblem erwiesen hatte. Aber so leicht gab er nicht auf und lagerte das sexualitätsfeindliche Knie kurzerhand samt dazugehörigem Bein aus. Aus Protest fegte es einige Gläser mit Badesalz auf den Läufer, das sich kurz darauf mit streunendem Badewasser vermischte, aber das hörten und sahen die beiden nicht, denn das Ufer hatten sie längst aus den Augen verloren.
    „Wer kennt sich mit versunkenen Städten aus?“, fragte Greven, als ihm Mona das Knie einrieb, das ihm inzwischen zwar den Tag, nicht aber die gerade vollzogene Ausweisung verzieh.
    Mona zuckte erst die Schultern und schlug dann vor: „Stahnke?“
    Grevens Kollege war Hauptkommissar in Leer und ein erfahrener Segler. Mona und er hatten ihn im vergangenen Jahr sogar einmal auf seiner Yacht besucht. Greven sah auf die Uhr, grübelte, nahm den Hörer, während Mona weiter an seinem Knie arbeitete, und wählte.
    „Du willst doch nicht etwa jetzt …?“
    „Warum nicht“, sagte Greven, „der pennt bestimmt noch nicht. Außerdem habe ich ihm auch schon manch guten Tipp gegeben.“
    „Aber nicht um diese Uhrzeit.“
    Greven zögerte und ließ den Hörer langsam auf die Gabel sinken.
    „Hast du noch einen Tipp? Es muss doch …“
    „Moment mal.“ Mona sprang auf und begann in einem Stapel von Zeitungen zu kramen, der auf einem Tisch neben dem Sofa stand. „Ich hab doch vor ein paar Tagen … hier, da ist es.“ Sie reichte Greven eine gefaltete Zeitungsseite.
    „Neues Werk von Dr. Karl von der Laue im Wissenschaftsverlag Biemann & Söhne erschienen“, las er laut. „Der Leiter des Auricher Instituts für Ostfriesische Geschichte stellte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in der Ostfriesischen Landschaft sein nunmehr fünftes Buch vor. Unter dem Titel Ursprung und Geschichte der

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