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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Emden ausgestattet. Und jetzt werfen Sie doch einmal einen Blick auf die Emsmündung. Was sehen Sie dort?“
    „Eine große Windrose. Dort ist die Karte eingenordet“, stellte Greven verblüfft fest. Schnell verglich er die Emmiuskarte mit den anderen Karten, die ebenfalls vor ihm an der Wand hingen.
    „Genau. So wurde das von den Kartenzeichnern gelöst. Um Konflikte zu vermeiden, haben sie einfach an die Stelle der untergegangenen Insel eine Windrose, ein Schiff oder eine Textkartusche gezeichnet.“
    „Und die Karte von Waghenaer? Aus dem Jahr … äh …“
    „… 1575? Die ist eine große Ausnahme. Das heißt, sie war eine große Ausnahme, denn vor ein paar Jahren ist sie aus der Provinciale Bibliotheek von Friesland in Leeuwarden spurlos verschwunden. Jedenfalls hat man mir dort vor einiger Zeit diese Auskunft gegeben. Sie war das einzige bekannte Exemplar.“
    Greven inspizierte Karte um Karte, doch eine nach der anderen verwehrte den Blick auf die Emsmündung. „Hat denn kein anderer Kartenzeichner versucht, Gordum aufzunehmen? Es war doch damals üblich, auch Orte zu zeigen, die längst nicht mehr existierten.“
    „Doch“, erwiderte Thea Woltke, „David Fabricius hat es versucht.“
    „Der Astronom und Entdecker der Sonnenflecken?“
    „Er war auch ein begnadeter Kartenzeichner. Von seinen Karten habe ich leider keine Reproduktionen. Aber warten Sie bitte einen Moment.“ Thea Woltke verließ das museale Wohnzimmer und kehrte nach wenigen Minuten mit einem großformatigen Folianten zurück. Auf dem großen Eichentisch in der Mitte schlug sie das Ungetüm auf. „Hier, sehen Sie, das ist seine Karte von 1589 und hier die von 1592. Eines der wenigen Exemplare der Karte von 1589 befindet sich übrigens im Ostfriesischen Landesmuseum in Emden. Aber das nur nebenbei.“
    Auf der ersten Karte bedeckte ein großes barockes Wappen die Emsmündung, auf der zweiten, jüngeren, war es eine ovale Textkartusche. Nur die Insel Bant war auf beiden Karten zu sehen, vielleicht der letzte Rest der Insel Burchana. Außerdem entdeckte Greven auf der Karte von 1589 einen Hinweis auf die im Jahr 1277 untergegangene Stadt Torum (Himel von Torum?), die südlich von Emden im Dollart gelegen hatte. Auch dies wieder ein deutlicher Beleg für die damals durchaus übliche Praxis, auch nicht mehr existierende Orte in Karten aufzunehmen. Der Titel des Werkes von Fabricius war übrigens Nie und warhaftige Beschrivinge des Ostfrieslandes. Wie wahrhaftig sie tatsächlich war, konnte Greven indes nur ahnen. Ihm fehlten schlicht die historischen Kenntnisse. Also überließ er seiner Gastgeberin das Wort, deren Familie der Wahrhaftigkeit offenbar schon seit Generationen auf der Spur war.
    „Im April 1517, kurz nach dem Tod seines Sohnes Johannes, hat er bei dem Verleger Pieter van der Keere in Amsterdam den Druck einer Ostfrieslandkarte in Auftrag gegeben, die die Emsmündung ohne die übliche Abdeckung zeigen sollte. Die Druckvorlage, also der Stich, ist nie in Amsterdam eingetroffen, und Fabricius wurde am 7. Mai 1517 in Osteel erschlagen. Angeblich von einem Hühnerdieb. In Wahrheit aber war es …“
    „Ja, ich kann es mir denken“, nickte Greven und ließ eine Spur Ironie erkennen. „Das Killerkommando des Emder Stadtrates.“
    „Sie machen sich lustig über mich“, maulte die Esoterikerin und machte einen Schmollmund.
    „Auf keinen Fall“, versicherte Greven, „schon von Berufs wegen nicht. Gibt es für diese Geschichte noch andere Beweise als die Beteuerungen Ihres Großvaters?“
    „Fabricius war ein Brieffreund von Tycho de Brahe und Johannes Kepler und ein ebenso bedeutender Astronom und Forscher. Doch während Brahe und Kepler in jeder Wissenschaftsgeschichte dick und breit drinstehen, ist Fabricius nur eine Fußnote, nur noch ein paar Experten und Heimatkundlern bekannt. Auch dafür haben die Emder gesorgt. Sie haben ihm sogar seinen wohlverdienten Platz in der Geschichte genommen. Das müsste doch auch Sie überzeugen.“
    Grevens Blick streifte durch ihr Gesicht, entdeckte einige Sommersprossen, verfing sich in ihren langen, glatten Haaren, fiel dann doch noch einmal in den Ausschnitt ihrer Bluse, die ihm so gar nicht zu einer Esoterikerin zu passen schien, traf sich mit ihren Augen, und Greven nickte vorsichtig.
    „Und noch etwas. Wissen Sie eigentlich, wie die Insel Bant untergegangen ist?“
    „Durch irgendeine Sturmflut.“
    „Das ist die landläufige Ansicht.“
    „Der Rat der Stadt Emden dürfte

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