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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Port-raits aus verschiedenen Jahrhunderten, Urkunden und Ölbilder, alles korrekt gerahmt, hier und da unter Glas und mit museumstauglichen Hinweisschildchen versehen. Zum zweiten Mal gingen ihm die Augen über.
    „Die Sammlung wurde von meinem Urgroßvater begonnen“, erklärte Thea Woltke nicht ohne Stolz und setzte umgehend zu einer kleinen Führung an. „Er war übrigens ein guter Freund von Herbert Röhrig. Mein Großvater hat die Sammlung dann fortgesetzt. Und da mein Vater kein Interesse hatte, er ist Ingenieur, wenn Sie verstehen, habe ich alles bekommen.“
    „Röhrig?“
    „Ja. Ich dachte, deswegen sind Sie gekommen?“
    „Ich bin hier, weil ich im Mordfall Claasen ermittle“, korrigierte Greven. „Und im Zuge meiner Ermittlungen bin ich auf den Namen Gordum gestoßen. Sie sind doch die Vorsitzende des Vereins Lü van Gordum , oder?“
    „Das sagte ich Ihnen doch schon am Telefon. Außerdem bedeutet e.V. nicht das Übliche, sondern steht für ‘esoterische Vereinigung’.“
    „Das hatte ich vergessen“, gestand er, immer noch mit der Ausrichtung seines Denkens ringend. „Und wer ist dieser Röhrig? Was hat er mit Gordum zu tun?“
    „Er hat 1930 in Aurich ein Buch veröffentlicht. Heilige Linien durch Ostfriesland . Ein echter Klassiker. Müssten Sie eigentlich kennen, wenn Sie sich für Gordum interessieren.“
    „Tut mir leid“, sagte Greven, der seinen Blick über die Exponate des kuriosen Wohnzimmer gleiten ließ.
    „Er hat den heiligen Linien nachgespürt, wissen Sie? Radiästhesie? Erdstrahlen? Wünschelruten?“
    Greven nickte irritiert.
    „Diese Linien sind zum Teil seit der Steinzeit bekannt, und dort, wo die Strahlung besonders intensiv ist, oder wo sie sich kreuzen, entstanden Heiligtümer, Kultstätten, Opferplätze und später Kirchen. Auch Klöster, Dörfer und Städte sind auf diesen Kreuzungspunkten errichtet worden. Norden, Emden und Leer zum Beispiel. Der Upstalsboom ist das Zentrum der heiligen Linien. Hier, ich zeige es Ihnen.“
    Sie führte Greven zu einer Ostfrieslandkarte, die von einer Vielzahl gerader Linien durchzogen war. Norden, Durum (Radbodsberg), Emden, Strackholt und Bagband bildeten die Eckpunkte eines Quadrates, dessen Diagonalen sich exakt beim Upstalsboom kreuzten. Der Upstalsboom, ein westlich von Aurich gelegener frühmittelalterlicher Grabhügel, war seit dem 12. Jahrhundert ein Symbol für die Einheit und Freiheit der Friesen. Auf anderen Linien befanden sich alte Klöster oder Kirchen. Auch Pilsum, der Nachbarort Greetsiels, lag auf einer der Linien. Grevens Blick sprang sofort in die Emsmündung, doch die alte Karte hatte nur das Land mit Linien bedacht.
    „Sie haben recht“, kommentierte Thea Woltke Grevens ruckartige Kopfbewegung, „auch Gordum liegt mit Sicherheit auf einem Kreuzungspunkt. Schon im Mesolithikum, also nach dem Ende der Eiszeit, vor rund 10 000 Jahren, hat es auf der späteren Insel Burchana eine Kultstätte gegeben. Wahrscheinlich war Burchana damals noch Teil des Festlands. Erst später haben Ems und Nordsee sie zur Insel gemacht. Als die Römer sie eroberten, das war, warten Sie mal, …“
    „… im Jahr 12 vor Christus“, warf Greven ein.
    „Ja, genau. Jedenfalls errichteten sie ihr Heerlager und die spätere Stadt Gortunis genau an der Kultstätte. Vielleicht bauten sie sogar einen kleinen Tempel, der dem Gott Neptun geweiht war. Damals war die Stadt der heiligste Ort in Ostfriesland, der Ort mit der höchsten Strahlungsintensität. Es muss geradezu phantastisch gewesen sein. Früher waren die Menschen noch in der Lage, derartige Kräfte zu fühlen, mit dem ganzen Körper zu spüren. Der moderne Mensch hat diese Fähigkeit fast völlig verloren. Aber damals … die Römer mussten die Insel einfach erobern, sie mussten die seinerzeit schon sehr alte Kultstätte in ihren Besitz bringen. Vielleicht stand dort sogar ein Steinkreis. Wie in Stonehenge. Und die Römer haben …“
    „Aber Gordum und die Linien fehlen auf dieser Karte“, bremste Greven.
    „Das wäre ja auch zu schön“, lächelte die Esoterikerin, „dann bräuchte niemand Gordum zu suchen. Im Wasser lassen sich die heiligen Linien kaum oder gar nicht spüren“, erklärte sie, „eben wegen des Wassers. Alle Strahlen, ob positive oder negative, werden vom Wasser gebrochen. Selbst bei Ebbe ist da nicht viel zu machen. Ich habe es selbst schon versucht. Keine Chance. Nur die Kraft der Strahlungsenergie kann man überall deutlich spüren. Anhand der auf

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