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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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und Axis ihn
tragen mußte, war er nicht einmal ungeduldig geworden.
Heute erschien sie beinahe sofort.
Wie stets kündete der weiße Hirsch ihr Kommen an.
Der Krieger fuhr zusammen, als hinter ihm ein Zweig
knackte. Vorsichtig und wachsam näherte sich ihm der
Hirsch bis auf zwei Schritte.
Zitternd stand er da, erlaubte Axis aber, ihn kurz an
der Schulter zu berühren.
Ich grüße Euch, Ramu.
Und ich Euch, Sternenmann. Geht es Euch gut?
Ja, sehr gut. Und Euch?
Der Hirsch gab ihm keine Antwort, und dem Krieger
lag auch nicht viel daran, das Gespräch fortzusetzen.
Beide starrten jetzt auf die Lichtung.
Isfrael saß ebenso angespannt wie aufgeregt da; denn
er wußte, daß seine Mutter nicht mehr weit war. Sein
Blick wanderte an den Bäumen entlang, und er fragte
sich, hinter welchem sie diesmal auftauchen würde.
Zu seiner großen Überraschung erschien sie diesmal
aus Ramus Schatten.
Axis sprang beinahe in die Luft, und sein Herz raste.
Niemals war sie ihm so nahe gekommen. Bei den Sternen, er müßte nur einen Schritt vorwärts machen und
könnte sie schon berühren.
Aber Axis blieb auf seinem Platz, obwohl er sehr an
sich halten mußte. Wenn er nur den Versuch unternahm,
sie zu berühren, so stand zu befürchten, würde sie sich
nie wieder zeigen.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. In ihren dunklen
Augen stand Erschrecken, ihr Kopf und Nacken wirkten
angespannt. Die Muskeln an ihrem Körper bebten. Dann
sprang sie plötzlich auf die Lichtung und lief leichtfüßig
zu ihrem Sohn.
Isfrael schrie vor Freude und streckte seine Arme nach
ihr aus, blieb aber sitzen.
Das Reh trabte zu ihm, senkte den Kopf und stieß den
Knaben mit der Nase an Gesicht und Hals.
Isfrael strich ihr über Nacken und Schultern, vergrub
die Finger in ihr dichtes rotes Fell und ließ seinen Tränen
freien Lauf. Er schwieg die ganze Zeit über, wie stets bei
diesen Begegnungen. Dennoch glaubte Axis zu wissen,
daß die beiden sich auch ohne Worte sehr gut verständigen konnten.
Dann ließ sich Faraday an der Seite ihres Sohnes nieder. Über eine Stunde blieben sie so. Der Knabe hielt
ihren Hals mit beiden Armen umschlungen, und sie rieb
ihre Wange an der seinen.
Sonnenlichtstrahlen umtanzten sie, und bunte
Schmetterlinge flatterten zu ihren Häuptern. Doch die
Vögel des Waldes gaben weiterhin achtungsvoll Ruhe,
und auch das Baumlied, das sonst im Wald immer erklang, war für die Zeit ihrer Begegnung verstummt.
Schützend und still nahm der Wald Mutter und Kind in
seine Obhut.
Dem Krieger traten bei diesem Anblick die Tränen in
die Augen. Wenn er die beiden so sah, bewegte ihn das
stets sehr. Und wie auch schon bei den früheren Anlässen, sehnte er sich danach, sich zu Isfrael und der neuen
Faraday zu gesellen.
Aber sie wollte ihn dort nicht haben, sondern nur mit
ihrem Sohn Zusammensein. Die große Liebe, die Faraday einmal für den Krieger empfunden hatte, war entweder vergangen oder so tief in ihr vergraben, daß sie wohl
keine Rolle mehr spielte.
Die Edle bewegte sich nun ungebunden und frei von
Schmerz oder Betrug … und auch frei von ihrer Liebe zu
Axis.
    Als das Reh sich schließlich wieder erhob, erwartete der
Krieger, daß es, wie stets, sofort in den Wald entschwinden würde.
    Aber heute sollte es anderes sein.
Mit Beinen, die so sehr zitterten, daß sie jeden Moment zusammenzubrechen drohte, näherte Faraday sich
der Stelle, an der Axis neben dem weißen Hirschen
stand.
Ramu erstarrte, und der Krieger fühlte, wie der ganze
Wald den Atem anhielt.
Etwa einen Schritt vor ihm blieb das Reh stehen, und
Axis wurde sich bewußt, wie stark er ebenfalls zitterte.
Vorsichtig und unendlich langsam streckte er eine Hand
aus.
Faradays Kopf zuckte zu Seite, und ihre Augen weiteten sich vor Schrecken.
Der Krieger erstarrte und verwandelte seine Geste der
Annäherung in eine des Bittens. Sein Herz schlug so laut,
daß er befürchtete, allein schon dieses Geräusch müsse
sie endgültig verscheuchen.
Aber da wandte sich ihr Kopf wieder ihm zu, Angst in
den weit geöffneten Augen. Ihre Nase näherte sich ihm
quälend langsam, so als müsse sie noch mit sich ringen
… mählich erreichte sie seine Finger, bis ihr warmer
Atem die Haare auf seinem Handrücken aufrichtete.
Oh Ihr Sterne, dachte Axis und vermochte kaum zu
atmen. So nahe ist sie mir! Nur noch ein Herzschlag, und
ich kann sie berühren.
Aber ganz kurz bevor ihre Nasenspitze seine Finger
erreichte, bewegte sich der weiße Hirsch leicht.
Und diese Regung brach den Zauber des

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