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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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gewachsen, noch bewies er irgendwelche Zauberereigenschaften.
Der Junge hatte teuer für seinen Verrat bezahlt. Dennoch
konnte Axis ihm immer noch nicht so recht trauen.
Aschure und selbst Caelum erging es ähnlich. Oft schickten sie Drago für mehrere Monate zu Belial und Kassna
und deren beiden Kindern.
Flußstern erwies sich als recht zurückhaltendes Mädchen. Sie zog die Gesellschaft ihres Bruders vor, obwohl
ein Außenstehender den beiden niemals angesehen hätte,
daß sie Zwillinge waren. In Flußstern zeigte sich das ikarische Erbe in voller Größe. Sie entwickelte ebenso Flü
gel wie Zauberfähigkeiten. Mit ihrem goldenen Haar und
den violetten Augen war sie das jüngere Ebenbild von
Abendlied. Sie spielte und lachte auch gern mit ihren
Eltern und war ihnen offenbar zugetan.
Aber sie wirkte auch oft geistesabwesend, und
manchmal saß sie stundenlang da und weigerte sich, mit
ihren Geschwistern zu spielen. Dabei begegnete sie diesen nicht mit Ablehnung oder Feindseligkeit. Doch
manchmal beobachte Axis seine Tochter dabei, wie sie
ihn nachdenklich ansah, und dann lief ihm ein kalter
Schauer über den Rücken. Wenn Drago wieder zu Belial
nach Karlon reiste, bat Flußstern darum, zu ihrem Großvater auf die Insel des Nebels und der Erinnerung zu dürfen. Das Mädchen und Sternenströmer verstanden sich
prächtig, und er übernahm einen großen Teil ihrer Aus
bildung.
So verbrachte die Familie regelmäßig viele Monate
ohne die Zwillinge. Und selbst wenn die Zwillinge in
ihrer Mitte weilten, wurden sie doch nie so recht Bestandteil des Lebens in Sigholt.
Ganz anders Caelum, der wunderbare, einmalige Erstgeborene. Er wurde nun bald zwölf und versprach bereits, sich zu einem wahrhaften Erben seines Vaters zu
entwickeln. Der Knabe hatte niemals Flügel entwickelt –
er weigerte sich einfach, sie wachsen zu lassen, und erklärte, schließlich kämen seine Eltern auch ohne sie aus,
und er wolle sich nicht von ihnen unterscheiden –, doch
darüber hinaus wurde er in jeder anderen Hinsicht ein
richtiger Ikarier. Nur gewisse stark ausgeprägte Eigenschaften wie Mitgefühl und Demut unterschieden ihn von
den Vogelmenschen. Aus ihm würde einmal ein Zauberer, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, sagte sich
sein Vater stolz.
Axis’ Gesicht blickte noch seliger drein, als er an sein
jüngstes Kind dachte, sein fünftes und Aschures viertes.
Die Zauberin hatte vor drei Jahren einem Mädchen das
Leben geschenkt – noch eine Tochter. Sie hatte ihr den
Namen Zenit gegeben, und die Kleine sah ihrer Mutter
wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Der Krieger ahnte
aber nicht einmal, warum sich Aschures Augen regelmä
ßig mit Tränen füllten, wenn sie ihrem jüngsten Kind ins
Gesicht schaute; denn Zenit blickte dann mit den Augen
einer wiedergeborenen Seele zurück.
Auch aus der zweiten Tochter würde einmal eine Zauberin werden. Aber Axis sagte sich, daß sie später kaum
ihre ikarischen Fähigkeiten würde einsetzen müssen, um
das Herz eines jungen Mannes zu verzaubern.
»Kommen Freierfall und Abendlied zu Caelums Geburtstag zu uns?«
Isfrael klang noch immer ungeduldig, und der Krieger
riß sich aus seinen Träumereien. Der arme Junge hatte
bestimmt schon das Gefühl, allein durch den Wald zu
laufen. Nur noch eine Woche bis Jultide. Die Häuser
Sonnenflieger und Sterne nutzten die Gelegenheit von
Caelums Ehrentag gern, um die heiligen Riten mit einem
großen Familientreffen zu verbinden.
»Ja«, antwortete er seinem Sohn lächelnd. »Und Sternenströmer kommt auch.«
Der Zauberer hatte sich vor langer Zeit auf der Insel
des Nebels und der Erinnerung häuslich eingerichtet.
Axis wollte sich lieber nicht vorstellen, welche Verheerungen sein Vater unter den Priesterinnen des Sternenordens anrichtete. Normalerweise hätte Sternenströmer auf
der Insel die Jultidenfeierlichkeiten durchgeführt, aber in
diesem Jahr hatte er sich dafür entschieden, sich zum
Fest lieber nach Sigholt zu Axis und Aschure zu gesellen.
Erleichtert wurde ihm diese Entscheidung durch den
Umstand, daß sich auf der Insel, die den Ikariern schon
immer heilig gewesen war, mehr als genug erfahrene
Zauberer aufhielten, die ihn vertreten konnten.
Der Krieger verbrachte mittlerweile den Großteil des
Jahres in der alten Festung Sigholt. Nach seinem Sieg
über Gorgrael hatten Aschure und er ihren Hauptwohnsitz in Karlon genommen, um von dort aus alle Landesteile zu bereisen. Die beiden wollten sich einen Eindruck davon verschaffen, ob das neue Tencendor

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