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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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durch das Dorf.
»Dies ist der Ort Eurer Kindheit, und Ihr wollt ihn zerstören«, bemerkte Faraday, kurz bevor sie die Awarinnen
und Frau Renkin draußen vor dem Dorf erreichten. »Seid
Ihr Euch ganz sicher, das wirklich tun zu wollen?«
»Ich habe nie etwas mehr gewollt.«
Kaum hatten sie das letzte Haus hinter sich gelassen,
da drehte die Jägerin sich um und legte einen Pfeil auf
die Sehne. »Aschures Rache«, flüsterte sie und feuerte
ihn ab.
Das Geschoß stieg hoch in den Himmel, erreichte die
Mittagssonne und fiel dann wieder zu Boden. Alle, die
dastanden und zusahen, erkannten, daß die Spitze Feuer
gefangen hatte. Der Pfeil sauste so rasch herab, daß man
ihn trotz der Entfernung rauschen hören konnte.
Er flog unbeirrbar auf die Bethalle zu.
»Gut«, sagte Schra, als sie erkannte, welches Ziel das
Geschoß sich erwählt hatte. Aschure lächelte dem Kind
kurz zu. Dieser Pfeil war ebenso für Ramu und Schra wie
für Niah und Aschure.
»Ja, gut«, bestätigte die Jägerin. »Vortrefflich.«
Der Pfeil bohrte sich in das Dach der Kirche.
Explosionsartig breiteten sich die Flammen aus, und im
nächsten Augenblick flog das ganze Gebäude in die Luft.
Steine flogen umher, und wo immer sie auftrafen, brachen
Häuser krachend auseinander oder wurden Gärten aufgewühlt. Heißer Wind wehte den Frauen entgegen, und Faraday mußte sich an Aschure festhalten, um nicht von dem
Sturm gepackt und umgeworfen zu werden.
Der Wind trug den Geruch von Fäulnis und Krankheit
heran, und die Edle fragte sich, welches Böse unter den
Fundamenten Smyrdons gehaust haben mochte.
»Alles ist fort«, sprach die Jägerin. »Alles ist vergangen.«
Und damit hatte sie nicht übertrieben; denn als Wind
und Rauch sich legten, war von dem Dorf nichts mehr
übriggeblieben. Nicht einmal Trümmer oder Ruinen.
Alles in Smyrdon, sogar die Steine, hatte sich vollständig
aufgelöst.
Nur in der Mitte der verbrannten Erde, die einst das
Dorf gewesen war, ragte ein Pfeil mit der Spitze voran
aus dem Boden.
»Meint Ihr, Ihr könnt überhaupt noch das Grab Eurer
Mutter finden?« fragte Faraday.
»Darüber mache ich mir keine Sorgen«, versicherte
Aschure ihr. »Doch nun auf, Baumfreundin, Pflanzarbeit
für einen ganzen Nachmittag erwartet Euch.«
Faraday und die Bäuerin riefen die Esel herbei und
begaben sich zurück zum letzten Schößling, den sie am
Morgen eingesetzt hatten. Als Barsarbe sich ihnen anschließen wollte, erklärte die Edle ihr, sie solle zurückbleiben. Schra und die anderen Awarinnen setzten sich
derweil auf den Boden und warteten.
Und damit begann Faraday behutsam und voller Ehrfurcht, die letzten Bäumchen anzupflanzen.
Nach ein oder zwei Stunden bemerkte sie, daß Aschure neben ihr stand.
»Hier«, flüsterte ihre Freundin, und die Edle blickte
nach unten … um dann überrascht Luft zu holen.
Aschure stand vor einem kleinen Kreis von Pflanzen,
die sich eben erst aus der Erde geschoben hatten. Noch
während die Edle hinsah, bildete eine von ihnen eine
Knospe, die sich bald zur Blüte öffnete. Die winzigen
violetten Blütenblätter waren so durchsichtig, daß sie fast
keinen Schatten warfen.
Mondwildblumen.
Faraday hatte noch nie eine davon gesehen, nur von
ihnen gehört und sie für Pflanzen aus dem Reich der Fabeln gehalten. Aber jetzt erkannte sie sofort, was sie da
vor sich erblickte.
Sie sah ihre Freundin neugierig an. Bleich, mit leuchtenden Zügen und weit aufgerissenen Augen stand
Aschure da. Faraday befürchtete schon, die junge Frau
fiele jeden Moment in Ohnmacht, bis ihr bewußt wurde,
daß die Zauberin ungeheuer viel Macht um sich gewoben hatte. So erschien sie ihr jetzt wahrhaftig als Mondgöttin.
Die Edle streckte vorsichtig eine Hand aus und verschränkte ihre Finger mit denen Aschures. »Ich werde
hier an dieser Stelle eine Grabstätte errichten, die alle
Liebe und allen Mut Eurer Mutter wiedergeben soll«,
flüsterte Faraday, führte ihre Freundin fort von den
Mondwildblumen und übergab sie Frau Renkin.
Faraday setzte neun Schößlinge in einem Kreis um
Niahs letzte Ruhestätte ein. Als sie damit fertig war und
sich erschöpft den Schmutz von der Kleidung wischte,
wirkte sie genauso blaß wie Aschure.
»Neun Bäume für die Neun Götter, denen sie als Priesterin diente«, erklärte Faraday. »Die Neun werden nun
auf ewig das Grab der Ersten Priesterin hüten, die um
ihrer Namen willen ihr Leben verlor. Dieser Ort wird als
Niahs Hain bekanntwerden, Aschure.«
»Eine Stätte«,

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