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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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– denn schon lichtete sich der vermaledeite
Nebel, und dort … Ja, da lag die zauberische Burg Sigholt … und oben auf ihrem höchsten Turm … der Knabe!
    Caelum schrie schon, noch bevor der Greif mit seinem
gräßlichen Reiter durch die Wolken brach. Er spürte, daß
das Böse von oben heransauste, er sah, wie sein Bruder
vor Freude außer sich geriet, und er verstand.
    Drachenstern wollte ihn opfern, um seinem eigenen
Ziel näher zukommen. Auf diese Weise hoffte der böse
Knabe, seinen Vater in die Knie zu zwingen.
    Und weil Caelum jetzt alles so deutlich erkannte,
schrie er aus Leibeskräften.
Kassna war vor Schrecken außer sich. In solcher
Angst hatte sie Caelum noch nie erlebt, und noch weniger wollte ihr das Lachen und Glucksen von dem Kind
gefallen, das sie gerade auf dem Arm hielt.
Imibe hielt sich nicht lange mit Nachdenken auf. Sie
sprang zu dem Knaben und warf dabei Flußsterns Körbchen um. Das Mädchen fiel heraus und rollte in den
Schatten der Brüstung.
Und während alles gleichzeitig geschah, stürzte etwas
Unfaßbares aus dem Himmel.
Von allen Anwesenden auf dem Turm bekam Kassna
den Zerstörer als erste zu sehen. Ihr Herz drohte stehenzubleiben und sich dann in einen Eisklumpen zu verwandeln. Es dauerte eine Weile, bis sie sich so weit wieder
gefaßt hatte, daß sie wenigstens einen klaren Gedanken
denken konnte. Die Nor preßte sich an die Brüstung, so
weit wie möglich fort von dem herabsausenden Schatten.
Kassna hatte genug über die heimtückischen Himmelsbestien gehört, um zu ahnen, daß hier ein Greif heranflog. Aber was für ein Wesen hockte da auf seinem
Rücken? Sollte sie auch dieses erkennen? »Belial!« flüsterte sie, weil sie wußte, daß ihr letztes Stündlein geschlagen hatte.
Aber Gorgrael nahm sie gar nicht wahr. Er hielt mit
seiner Greifin auf die Rabenbunderin zu, die ein Kleinkind an sich preßte.
Da! Da! Ja, das war der Knabe!
Der Zerstörer sprang vom Rücken der Himmelsbestie,
als sie nunmehr in niedriger Höhe über das Turmdach hinwegschoß, und hüpfte in seinem seltsam verdrehten Gang
und mit ausgebreiteten Schwingen auf die Rabenbunderin
zu. Seine Augen und Zähne glitzerten um die Wette, und
schäumender Speichel troff von seiner überlangen Zunge
und platschte auf die Steinplatten am Boden.
Gorgrael blieb einen Schritt vor dem Kindermädchen
stehen und stieß sein furchtbarstes Kreischen aus.
Doch Imibe ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Sie
hielt den Knaben nur noch fester an sich gepreßt und
wich seinem Blick nicht aus. Das erstaunte den Zerstörer
sehr. Eigentlich müßte sie doch Todesängste ausstehen.
»Närrin!« knurrte Gorgrael, holte mit einer Hand aus
und zerkratzte ihr mit den langen Krallen das Gesicht.
Aber immer noch ließ sie nicht von dem Kleinen. Sie
wandte sich sogar zur Seite, um ihn mit ihrem Körper zu
schützen. Der Zerstörer schlug nun rasend vor Wut zu.
Zerfetzte binnen Sekunden ihren Rücken und ihre Seite.
Als Imibe sterbend zusammenbrach, packte er Caelum an
einem seiner Ärmchen und zerrte ihn aus ihrem Griff.
Danach fuhr Gorgrael rasch herum – Caelum schlenkerte an seiner Hand wie eine Stoffpuppe hin und her –
und starrte auf die andere Frau, die ebenfalls einen kleinen Jungen im Arm hielt.
Von tief unten erscholl das Geschrei der Brücke:
»Weh uns! Verrat! Weh uns!«
Aber Gorgrael wußte, daß er noch einen Augenblick
Zeit hatte. Er genoß seinen Triumph so sehr, daß er daran
dachte, ihn jetzt vollkommen zu machen. Schon hüpfte
der Zerstörer auf die andere Frau zu, die kreischend zu
Boden sank und sich über das Kind warf. Gorgrael grinste breit. Was für ein sinnloser Versuch. Er hob die blutgerötete Klauenhand wieder und …
Haltet ein, mein Freund. Die Närrin ist mir noch zu
Diensten.
Der Zerstörer hielt verblüfft inne und vergaß die Hand,
die immer noch in der Luft hing, um todbringend hinabzufahren.
Und gewiß käme es Euch doch gelegen, wenn eine
Zeugin von Eurer kühnen Tat künden könnte, nicht
wahr?
»Ja, ja«, flüsterte Gorgrael. »Vortrefflich! Jemand
muß es Axis ja schließlich ausführlich berichten. Gut.
Sehr gut.«
»Weh, weh und dreimal weh! Oben auf dem Turm!
Nicht ruht, schändlichster Verrat sich tut!«
»Elende Hexe«, knurrte der Zerstörer nur, rief seine
Greifin herbei und schwang ein Bein über deren Rücken.
Als er sie fest und stark unter seinem Gesäß spürte, fiel
ihm ein, nach dem Kind zu schauen, das er immer noch
an seinem Ärmchen

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