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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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würden.“
    Sie betrachtete ihn eindringlich. „Woher wissen Sie das alles?“
    Er winkte ab. „Alle wissen das – alle Dienstboten hier in der Gegend jedenfalls.“
    Sie nickte. „Sprechen Sie weiter. Wenn dieses Ungeheuer mein Gegner sein wird, muss ich alles über ihn erfahren.“
    „Clermont war nicht ohne Einnahmen. Seine Ländereien erwirtschafteten kaum mehr als einen Bettel – aber mit ein paar Monaten Zeit und dem Wohlwollen von ein paar Geldverleihern wäre alles zu retten gewesen. Aber der Herzog hatte nicht ein paar Monate Zeit. Und daher hat das Ungeheuer sich auf den wichtigsten Gläubiger Clermonts konzentriert. Jeder hat Geheimnisse, und das Geheimnis dieses Mannes war, dass sein Geld mit Sklavenhandel verdient worden war – und das Jahre nach dem Verbot des Handels mit Menschen. Das Ungeheuer sorgte dafür, dass diese Information die Zeitungen erreichte. Die Familie wurde geschnitten. Und wissen Sie, was das Ungeheuer dann getan hat?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er sah ihr in die Augen. „Er zahlte die Schulden“, antwortete er. „Öffentlich. Ohne auch nur eine einzige Drohung äußern zu müssen, hat das Ungeheuer Clermont unantastbar gemacht. Bestehe auf Zahlung, lauteten die Gerüchte, und er wird dich ruinieren. Erstaunlich, wie viele Menschen dazu bereit sind, mildere Rückzahlungsbedingungen zu verhandeln, wenn ihre eigene Zukunft auf dem Spiel steht.“
    „Warum erzählen Sie mir das alles?“
    „Miss Barton“, sagte er ruhig, „mit wem, denken Sie eigentlich, sprechen Sie?“
    Sie atmete scharf ein. Aber ihre Miene veränderte sich bei diesem Geständnis kein bisschen.
    „Sehen Sie“, sagte Hugo, „es verhält sich doch so: Ich werde Sie loswerden. Aber jemanden zu ruinieren ist ein schmutziges Geschäft und kompliziert noch dazu. Es ist wesentlich einfacher, Ihnen zu helfen, statt Ihren Willen zu brechen. Lassen Sie sich von mir helfen.“
    Sie hatte den Blick nicht von ihm genommen, während er redete.
    „Was wollen Sie?“, fragte er.
    „Ich will, dass er zahlt.“ Sie reckte das Kinn. Sie verschränkte die Hände – eine elegante Bewegung – aber es war nichts Elegantes an der Entschlossenheit, mit der sie ihre Finger verwob.
    „Geld?“
    „Anerkennung.“ Ihr Kinn nahm einen störrischen Zug an. „Er will, dass ich schweige. Nun, ich will, dass er spricht. Um einem Zehntel der Missbilligung und Verachtung ausgesetzt zu sein, die ich zu spüren bekommen habe.“
    Das war ausgeschlossen. Kein Wunder, dass Clermont die Forderungen dieser Frau an Hugo weitergereicht hatte. Eine jegliche Form öffentlicher Anerkennung würde die Chancen des Herzogs vernichten, sich wieder mit seiner Herzogin zu versöhnen. Wenn so viel auf dem Spiel stand, Hugos eigene fünfhundert Pfund eingeschlossen …
    „Das wird er niemals tun“, entgegnete er. „Ich mag Sie, Miss Barton. Ich möchte Sie nicht auf meinem Gewissen haben.“
    Sie nahm den Zweig, den er zwischen sie auf die Bank gelegt hatte, und hielt ihn ihm hin.
    „Tun Sie Ihr Schlimmstes“, verlangte sie. „Das ist es doch, wofür Sie bekannt sind, oder?“
    Er starrte ein paar Augenblicke lang auf den Zweig in ihrer Hand, ehe er ihn ihr abnahm und wieder auf die Bank zurücklegte. „Das werde ich“, sagte er. „Wenn ich muss. Aber es wäre mir lieber, wenn nicht.“

    D IE D RUCKERSCHWÄRZE DER A BENDZEITUNG hatte Serenas Handschuhfinger schwarz verfärbt, aber sie stand trotzdem an der Straßenecke und versuchte die Anzeigen auf der Rückseite zu entziffern, ohne sich die Augen zu ruinieren.
    Die Mieten für Häuser mit einem kleinen Stück Land beliefen sich auf knapp fünfzehn Pfund im Jahr, und wenn man die zusätzlichen Ausgaben mit etwa dem doppelten Betrag ansetzte, plus Lebensmittel und die Kosten für jemanden, der ihr half …
    Einst hatte sie Träume gesponnen, was sie mit dem Geld anfangen wollte, das sie sorgfältig von dem Lohn beiseitegelegt hatte, den sie als Gouvernante verdient hatte. Sie hatte vorgehabt, einen kleinen Bauernhof zu pachten und Lavendel anzubauen, wenn sie genug gespart hatte. Von da aus hatten ihre sehnsüchtigen Hoffnungen eintausend Möglichkeiten ersonnen. Freddy hatte ihren Ehrgeiz verächtlich belächelt, und vielleicht hatte sie recht gehabt. Jetzt eine Zeitung zu kaufen, wo ihre Träume nie so weit außer Reichweite gewesen waren, war der Gipfel der Narretei. Es diente nur dazu, zu unterstreichen, wie viel sie verloren hatte – wie weit ihre Mädchenträume von der

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