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Die Grabstein-Clique

Die Grabstein-Clique

Titel: Die Grabstein-Clique Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leider nicht, denn Pirelli sprach weiter. »Eine Kleinigkeit hätte ich da noch auf dem Herzen.«
    Cora Vandell wurde plötzlich kalt. Wenn Pirelli so sanft sprach, verbarg sich meistens mehr hinter dieser Kleinigkeit. Da folgte ein dicker Hammer.
    »Was denn noch?«
    Er atmete seufzend. »Du weißt es sicher, Cora. Du bist die Beste hier, und du bist sehr schön, du hast einen Körper, den man als ideal bezeichnen kann. Die Gäste sind scharf auf dich. Sie würden viel zahlen, um mit dir zusammen sein zu können. Du hast bisher abgelehnt, Cora, was ich überhaupt nicht gut finde…«
    »Ich mache meinen Job, verdammt!« Sie wunderte sich über ihren Mut.
    »Und mehr nicht.«
    »Bis heute.«
    Cora schüttelte den Kopf. Sie hatte ein etwas puppenhaft wirkendes, noch junges Gesicht mit großen Augen und einem breiten Schmollmund.
    »Auch nicht in Zukunft.«
    Pirelli hob seine Stimme etwas an. »Ab übermorgen, Süße! Nach deinem freien Tag wirst du dein Gehabe verändert haben. Du tust es nicht umsonst, es wird einiges dabei an Geld…«
    »Ich habe genug!«
    Aus Pirellis Augen wurden plötzlich dunkle Eisklumpen.
    »Soll das heißen, daß du dich weigerst?«
    »Ja, das soll es.«
    »Das finde ich nicht gut.«
    »Es ist dein Problem, Pirelli. Ich gehöre niemandem, nur mir selbst. Das müßtest du wissen.«
    »Ja, du hast es mir oft genug gesagt.«
    »Eben.«
    »Aber es war nicht richtig, Cora.« Er faßte nach ihrer Hand, sie schrak zusammen, dann glitten seine schwitzigen Finger höher, bis sie sich um ihr Gelenk drehten und auch dort blieben. Dieser Griff hatte etwas Besitzergreifendes an sich, und wieder einmal spürte sie die Macht dieses Mannes.
    Sie wehrte sich trotzdem. »Es bleibt dabei«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    »Dein letztes Wort?«
    »Sogar mein allerletztes.«
    Pirelli schüttelte den Kopf und schaffte es sogar, besorgt auszusehen.
    »Das ist schade, Cora, sehr schade. Man will, daß du mehr Geld bringst, was soll ich machen?«
    »Das ist nicht mein Problem«, erklärte sie kalt. »Überhaupt nicht, Pirelli.«
    Sie rutschte vom Hocker. »Außerdem bin ich müde und will endlich nach Hause.«
    »Sicher, du kannst gehen.«
    »Danke.«
    Cora drehte sich hastig um. Sie schaute nicht zurück und sah nicht das kalte Lächeln auf dem Gesicht des Mannes, der dann mit seinen Fingern schnippte.
    Cora wollte nicht durch die Bar gehen, sondern hielt sich an den Hinterausgang. Der führte zwar in einen schmutzigen Hof, aber das war ihr egal. Die Gedanken schössen durch ihren Kopf. Dieser Vorschlag war nicht neu gewesen, sie hatte ihn schon öfter gehört, aber nie war er mit einer derartigen Intensität ausgesprochen worden. Pirelli schien es diesmal ernst zu sein.
    Was würde geschehen, wenn sie sich weigerte?
    Der Druck stieg dann an, und sicherlich würde es nicht nur bei verbalen Drohungen bleiben. Der Barbesitzer war ein Sadist, so jedenfalls schätzte sie ihn ein, und gleichzeitig jemand, der über Leichen ging, um sein Ziel zu erreichen.
    Als sie daran dachte, schauderte sie. Allein das Wort Leichen machte ihr Angst.
    Im Hof war es dunkel. Sie atmete tief durch. Die blasse Lampe über der Tür gab einen bläulichweißen Schein ab, der sich wie eine starre Wolke verteilte.
    Cora schaute für einen Moment hinein – und entdeckte den Schatten abermals.
    Er jagte durch das Licht und verlor sich in der Dunkelheit. Gleichzeitig hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Es war eine geflüsterte telepathische Botschaft.
    ›Du brauchst dich nicht zu fürchten, Cora. Du nicht…‹
    »Wie bitte?« Sie schwieg erschreckt und preßte ihre Hand auf die Lippen.
    Dann schaute sie sich um.
    Niemand war zu sehen. Nicht einmal eine Ratte lief durch die warme Sommernacht. Sie suchte wieder nach den geheimnisvollen Schatten, aber die waren verschwunden. Cora dachte über sie nach. Es war ihr unmöglich, sie einzustufen, dann jedoch fiel ihr ein Begriff ein, der zu ihnen passen konnte.
    Boten – ja, sie waren wie Boten, die eine fremde Welt verlassen hatten, um zu ihr zu kommen.
    Angst spürte sie nicht vor ihnen. Beinahe sah sie ihre Anwesenheit schon als Beruhigung an, aber so weit wollte sie nicht gehen. Jedenfalls war das Erscheinen der Schatten eng mit ihrem Schicksal verknüpft. Und Cora glaubte, daß sie den Schatten und die Botschaft nicht zum letztenmal gesehen und gehört hatte.
    Der Drang nach einer Zigarette stieg in ihr übermächtig hoch. Die Schachtel und das Feuerzeug steckten in der rechten Tasche ihrer

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