Die Grabstein-Clique
rotweißen Jacke.
Sie rauchte französische Zigaretten ohne Filter. Tief inhalierte sie, hustete dann, weil das Zeug im Hals kratzte, und ließ den Rauch durch ihre Nasenlöcher fließen.
Mit schlenkernden Schrittbewegungen verließ sie den Lichtschein der Leuchte. Sogar ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Pirelli konnte machen, was er wollte, sie würde ihm nicht auf den Leim kriechen. Nicht diesem verdammten Widerling.
Sie fuhr einen spanischen Seat und hatte den Wagen immer in einer Tiefgarage in der Nähe stehen. Sie besaß dort einen Dauerparkplatz, der nicht gerade billig war, aber sie wollte auch nicht auf Taxis angewiesen sein, wenn sie nach der Arbeit nach Hause mußte.
Es gab Frauen, die sich zu recht in Tiefgaragen fürchteten, Cora gehörte nicht dazu. Außerdem war ihr noch nichts passiert. Sie verließ den Hinterhof durch eine Einfahrt und brauchte nur über die Straße zu gehen, um die Garage zu erreichen. Sie gehörte zu einem Hotel, das erst vor drei Monaten gebaut worden war und sich wie eine flache Wand in die Dunkelheit hineinschob.
Hinter wenigen Fenstern nur brannte Licht, aber der Eingang war erleuchtet.
Rechts neben ihm befand sich der Zugang zur Garage. Sie hätte ihr Ziel auch durch die Halle erreichen können, darauf aber verzichtete sie und nahm die Rampe für Fußgänger.
Einen Vorteil besaß die ebenfalls neue Garage. Sie war hell erleuchtet, es gab nur wenig dunkle Stellen, und auch ihr Wagen parkte im Licht, das sich auf dem dunkelblauen Lack brach.
Die Plätze für Dauermieter befanden sich direkt im ersten Abschnitt. Um aus der Parklücke zu fahren, mußte sie zurücksetzen. Niemand befand sich in der Nähe.
Als sie aufschloß, spürte sie noch den Geschmack der Zigarette im Mund. Wieder dachte sie an Pirelli, und sie überlegte auch, ob sie überhaupt in die Bar zurückkehren sollte. Das wäre zumindest eine Möglichkeit gewesen.
In der Stille hörte sich das Geräusch überlaut an, als der Motor ihres Wagens ansprang.
Sie setzte zurück, fuhr in eine Rechtskurve, schaltete wieder, wollte in Richtung Ausfahrt rollen, als es passierte.
Wo der Kerl gelauert hatte, wußte sie nicht.
Er war auf jeden Fall da und kam von der linken Seite mit langen, sprunghaften Schritten.
Dicht vor dem kleinen Wagen blieb er stehen, breitete seine Arme aus und grinste gefährlich.
Cora kannte ihn.
Es war Ralph – Pirellis Schläger und Killer!
***
Die Zeit fror ein!
Cora Vandell wußte nicht mehr, was sie tun sollte. Sie kam sich vor wie jemand ohne Führerschein, der sich nicht mit einem Wagen auskannte. Sie saß einfach nur da!
Und Ralph grinste weiter. Da hätte auch ein Totenkopf grinsen können, er fühlte sich einfach zu stark, bewegte sich nicht, senkte nur seinen breiten Körper um eine Idee und nickte.
Cora schüttelte den Kopf. Nein, sie würde ihm den Gefallen nicht tun und aussteigen.
Aber was blieb ihr dann? Sie traute Ralph zu, daß er sie auch stoppen konnte, wenn sie im Wagen saß. Der kleine Seat bot ihr beileibe keine Sicherheit.
Sein Gesicht war eckig, die Igelfrisur kurz. An den Seiten wuchsen dunkle Koteletten, die sich wie lange Zungen in Richtung Mundwinkel bewegten.
Noch hielt er die Arme verschränkt, jetzt aber bewegte er beide. Den linken Arm winkelte er an und winkte mit dem Zeigefinger, den rechten streckte er aus, wobei er seine Hand flach auf die Kühlerhaube des Wagens legte.
Für Cora hatte diese Geste etwas Besitzergreifendes an sich. Sie machte ihr klar, wer hier das Sagen hatte.
Aber sie stieg nicht aus. Sie merkte, daß der Motor noch immer lief, und plötzlich waren die Schatten da.
Zwischen der Frontscheibe und dem Leibwächter huschten sie hin und her, blieben plötzlich stehen, verzerrten sich noch einmal, bis ein Gesicht entstand.
Eine Fratze.
Dreieckig, pechschwarz und widerlich. Aber sie flößte Cora keine Angst ein.
Die Stimme ebenfalls nicht, die sie wieder in ihrem Kopf hörte. Sie war ein geheimnisvolles Flüstern, gab Befehle und sagte nur zwei Sätze:
›Töte ihn! Fahr einfach los!‹
Cora hörte die Worte. Sie wußte erst nicht, ob sie diese auch richtig verstanden hatte. Aber die Stimme wiederholte sich. Und Cora nickte. Im selben Augenblick hob Ralph die Arme. Er drückte beide Hände zusammen, so daß er eine Faust bilden konnte. Der Stripperin war klar, was er vorhatte.
Er würde seine Faust auf die Motorhaube schlagen…
Sie dachte nicht mehr weiter.
Start – und Gas!
Das packte Ralph nicht, das war ihm
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