Die Grauen Herrscher
wir unsere Probleme allein meistern müßten – und sie sorgen im übrigen dafür, daß dieses Instrument uns unversehrt erhalten bleibt. Wir müssen allerdings richtig damit umgehen können. Wir müssen unsere Kämpfe allein durchstehen und mit unseren Verlusten selbst fertig werden. Durch die Vernichtung Helmuths und seines Hauptquartiers haben wir die militärische Stärke des Gegners in unserer Galaxis entscheidend geschwächt, und nun scheint mir das Rauschgiftsyndikat der vielversprechendste Ansatzpunkt zu sein. Wir müssen versuchen, mit der Hauptmacht Boskones in Berührung zu kommen. Und darum werde ich mich kümmern, während Sie hier unsere Stellung halten und die Errichtung eines neuen boskonischen Brückenkopfes in unserer Galaxis verhindern. Was meinen Sie?«
»Fragt sich, wie Sie die Sache anfangen wollen«, erwiderte Haynes und blickte Kinnison neugierig an. »Oder haben Sie auf diese Frage schon wieder eine Ihrer Schlußfolgerungen parat?«
»Nein«, erwiderte der Lens-Träger lächelnd. »So weit bin ich mit meinen Überlegungen noch nicht. Ich hoffe die nötigen Informationen von Ihnen zu erhalten.«
»Von mir? Wie kommen Sie denn darauf?« fragte Haynes.
»Ich nehme an, daß Helmuth mit dem Rauschgiftring wahrscheinlich wenig zu tun hatte, so daß diese Organisation noch existieren müßte. Wenn das der Fall ist, werden die führenden Rauschgifthändler natürlich bestrebt sein, die Überreste der zerschlagenen boskonischen Organisation unter ihren Einfluß zu bekommen, um ihren Druck auf uns zu verstärken. Allerdings ist mir von ungewöhnlichen Vorgängen auf diesem Sektor nichts bekannt – so daß man sich offenbar auf einen anderen galaktischen Bereich konzentriert. Und darüber müßten Sie Bescheid wissen, da Sie ein Mitglied des Galaktischen Rates sind und da Ratsherr Ellington, dem das Rauschgiftdezernat untersteht, nichts unternehmen würde, ohne sich vorher mit Ihnen abzusprechen. Habe ich recht?«
»Absolut«, erwiderte Haynes bewundernd. »Ihre Schlußfolgerungen sind wie immer verblüffend. Unser Sorgenkind ist im Augenblick der Planet Radelix, für den sich das Rauschgiftsyndikat besonders zu interessieren scheint. Wir haben gerade in der letzten Woche eine komplette Einheit in das radeligianische System entsandt. Sollen wir die Leute zurückrufen, oder wollen Sie auf eigene Faust vorgehen?«
»Bitte lassen Sie die Aktion plangemäß ablaufen. Ich hoffe, daß ich allein besser vorankomme. Ich kann ja jederzeit Verbindung aufnehmen, wenn es nötig werden sollte.«
»Ich bin froh, daß Sie sich um die Sache kümmern wollen. Offenbar kommen die Radeligianer nicht weiter, und auf unsere eigenen Leute können wir ebenfalls wenig Hoffnung setzen. Doch jetzt sieht die Sache natürlich anders aus.«
»Ich fürchte, das ist eine ungerechtfertigte Übertreibung ...«
»Sagen Sie das nicht, mein Junge! Jedenfalls haben wir uns jetzt ein gutes Glas Fayalin verdient ... Prost! Und viel Glück!«
Eine Viertelstunde später war der Freie Lens-Träger bereits wieder unterwegs. Er ließ sich zum Raumflughafen bringen, ging an Bord seines Schnellbootes und raste bald mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Leere des Alls.
Während des langen Fluges beschäftigte er sich eingehend mit der radeligianischen Sprache und ließ sich von diesem Bemühen auch nicht durch die immer wiederkehrenden Gedanken an eine gewisse rothaarige Krankenschwester ablenken. Entschlossen schlug er sich die aufsteigenden Erinnerungen aus dem Kopf und versicherte sich, daß er von den Frauen ein für allemal genug hätte. Die Arbeit ging vor. Mit Hilfe eines dreiteiligen Spiegels stutzte er im übrigen seinen Vollbart zurecht, wobei ihm vier Fotografien als Vorlage dienten. Auch verschob er das Armband seiner Lens und bräunte den weißen Hautstreifen, der sich um sein Handgelenk zog.
Da man sein Schnellboot sofort erkannt hätte, flog er Radelix nicht direkt an, sondern landete in einem nahe gelegenen Patrouillenstützpunkt, wo er untertauchte. Dann erschien ein gewisser Chester Q. Fordyce, ein bärtiger Weltenbummler, der sich in der besten Gesellschaft zu bewegen wußte und der überdies verschiedene Wissenschaften zu seinem Hobby gemacht hatte. Dieser Mann nahm das nächste Linienschiff nach Radelix und landete in der Welthauptstadt dieses Planeten, in Ardith. Nach seinem Einzug in das Hotel Splendide machte er sich bald daran, gesellschaftliche Ereignisse der verschiedensten Art zu frequentieren. Er
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