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Die Grauen Herrscher

Die Grauen Herrscher

Titel: Die Grauen Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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der Sache zu tun. Ich hatte einmal Gelegenheit, ihr den Hals umzudrehen, habe es aber leider nicht getan. Sie muß Nerven wie Stahl haben, wenn sie heute hierherkommt, denn es dürfte bekannt sein, daß unser Rauschgiftdezernat jeden verfügbaren Mann nach Radelix entsandt hat. Kennen Sie sie?«
    »Ich habe sie noch nie gesehen, geschweige denn von ihr gehört.«
    »Vielleicht ist sie hier nicht bekannt. Oder die Piraten wollen es auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen – ich weiß es nicht. Aber ihre Gegenwart bringt mich in Verlegenheit, denn sie erkennt mich bestimmt. Haben Sie Verbindung zu den Lens-Trägern des Dezernats?«
    »Natürlich!«
    »Nehmen Sie bitte sofort mit dem Verantwortlichen Kontakt auf und teilen Sie ihm mit, daß sich Dessa Desplaines hier im Ballsaal befindet. Was? Er kennt sie ebenfalls nicht? Gerrond, geben Sie ihr Bild durch und lassen Sie feststellen, ob das Mädchen bei unseren Leuten bekannt ist. Die Männer sollen erst eingreifen, wenn ich es sage; ich werde mich persönlich um sie kümmern müssen.«
    Kinnison hatte schnell erkannt, daß er sich nicht aus der Sache heraushalten konnte. Niemand außer ihm hatte eine Chance, Dessa Desplaines so schnell zu fassen, daß sie keine Warnung mehr abstrahlen konnte. Und sowenig ihm diese Aufgabe gefiel – er mußte sie übernehmen.
    »Passen Sie auf, Gerrond«, sagte der Freie Lens-Träger langsam. »Gleich geht es los. Glauben Sie, daß man hier im Saal Aldebaranisch versteht?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    Kinnison setzte sich in Bewegung, trat dem Mädchen in den Weg und reichte ihr die Hand zum irdischen – und aldebaranischen – Gruß. »Madame Desplaines wird sich bestimmt nicht mehr an den unwürdigen Chester Q. Fordyce erinnern«, sagte er. »Aber ich habe Madame seit unserer ersten Begegnung beim Neujahrsball in High Altamont nicht vergessen können.«
    »Sie Schmeichler!« lachte die Frau. »Ich hoffe, Sie werden mir vergeben, Mr. Fordyce, aber man trifft so viele interessante ...« Ihre Augen weiteten sich überrascht und in ihr Gesicht trat abrupt ein Ausdruck des Hasses.
    »Du kennst mich also doch, du schlafzimmeräugige aldebaranische Höllenkatze!« sagte Kinnison leise. »Das hatte ich mir fast gedacht.«
    »Ja, du Super-Pfadfinder – allerdings erkenne ich dich!« zischte sie und machte eine Handbewegung, die Kinnison blitzschnell stoppte. Fest legten sich seine Fäuste um ihre Handgelenke, und langsam drängte er das Mädchen aus dem Saal.
    »Laß das!« wütete sie. »Du machst mich ja lächerlich!«
    »Wie schrecklich von mir, nicht wahr?« Er lächelte, um die zahlreichen erstaunten Beobachter abzulenken, doch seine Augen lächelten nicht. »Die Leute werden denken, daß sich alle aldebaranischen Bekannten so begrüßen. Jedenfalls werde ich es nicht zulassen, daß du dein Sendegerät benutzt. Komm doch endlich zur Vernunft und gib die sinnlose Gegenwehr auf! Wenn du dich losreißt, lebst du keine Sekunde mehr!«
    Als die beiden das Gebäude verlassen hatten, verlegte sich das Mädchen aufs Bitten. Doch der Lens-Träger blieb unerbittlich, und obwohl er sich hart gab, war ihm das, was er jetzt tun mußte, äußerst zuwider. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Warum mußte er ein Lens-Träger sein? Warum mußte ausgerechnet ihm diese entsetzliche Aufgabe zufallen?
    »Wenn du mich überzeugen willst, daß du wenigstens mildernde Umstände verdient hast, gibt es für dich nur eine Möglichkeit«, knurrte er.
    »Ja, Lens-Träger? Was soll ich tun? Ich werde es tun!«
    »Schalte deinen Gedankenschirm ab und nimm Verbindung mit deinem höchsten Chef auf!«
    Das Mädchen erstarrte. Dieser Bursche schien doch nicht so dumm zu sein. Offenbar wußte er recht gut Bescheid. Er mußte sterben, und zwar auf der Stelle. Wie konnte sie nur verhindern ...
    In diesem Augenblick packte Kinnison zu, legte den Schalter ihres Gedankenschirms um und drang gewaltsam in ihren Geist ein. Doch so schnell er auch war – er kam fast schon zu spät. Für Sekundenbruchteile nahm er noch das Bild eines Lokals und eines luxuriös eingerichteten Hinterzimmers wahr, in dem sich ein widerwärtig dicker Mann aufhielt, ohne daß der Lens-Träger wußte, wo sich dieser Raum befand. Im nächsten Augenblick verlöschte das Bild, und der Körper des Mädchens sank leblos zusammen.

6
    »Was ist los?« fragte Gerrond atemlos. »Selbstmord?« Lens-Träger Winstead, der für die Aktionen des Rauschgiftdezernats auf Radelix verantwortlich war, hob

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